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LYING GAME Und raus bist du

LYING GAME Und raus bist du

Titel: LYING GAME Und raus bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shepard Sara
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Die Wanderer, die den Berg hinunterkamen, wirkten wie verkrüppelte dunkle Monster. Ein bitterer Geruch hing in der Luft. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Knack. Emmas Kopf wirbelte bei dem Geräusch heru m. Bevor sie erkennen konnte, was es war, legte sich ihr eine kleine Hand vor die Augen, und sie wurde hochgerissen. »Wa…?«, rief sie. Eine zweite Hand legte sich auf ihren Mund. Emma versuchte sich loszureißen, aber etwas Kaltes, Hartes wurde zwischen ihre Schulterblätter gedrückt. Sie erstarrte. Sie hatte noch nie einen Pistolenlauf im Rücken gehabt, aber nur das konnte es sein.
    »Keine Bewegung, Miststück«, flüsterte eine rauchige Stimme. Emma spürte heißen Atem in ihrem Nacken, aber sie sah nur eine Handfläche. »Du kommst mit uns.«
    Ich wünschte, ich hätte erkennen können, wer dieses »uns« war, aber das war ein kleines Problem an meiner Existenz als Geist: Wenn Emma nichts sah, dann war auch ich blind.

5 – Sie ist ich
    Emma stolperte auf dem unebenen Boden. Die Waffe bohrte sich in ihre Haut. Sie erkannte dunkle, unscharfe Formen durch die Augenbinde, die jemand ihr schnell umgebunden hatte. In ihren Ohren rauschte Verkehrslärm. Sie wimmerte panisch. Der irre Würgefilm drehte sich in ihrem Kopf wie ein Blaulicht. Diese Hände, die an der Kette zerrten. Sutton, die leblos zusammensackte.
    Ich dachte genau dasselbe und war von Entsetzen erfüllt.
    Jemand stieß Emma über eine Straße. Ein Hupen ertönte, aber dann trat Emma gegen den Bordstein auf der anderen Straßenseite. Sie taumelte über den Gehweg und hörte, wie der Autolärm durch laute, pulsierende Bässe ersetzt wurde. Der Duft von gegrillten Hamburgern, Hot-dogs und Zigaretten drang in Emmas Nase. Sie hörte ein lautes Platschen. Jemand kicherte. Jemand anderes rief: »Großartig!« Emmas Hände zuckten. Wo war sie?
    »Was zum Teufel?«
    Plötzlich riss jemand die Augenbinde von Emmas Gesicht. Im selben Augenblick konnte auch ich die Welt wieder erkennen. Ein vertrautes Mädchen mit langem, rötlichem Haar, heller Haut, breiten Schultern und einer rundlichen Taille stand dicht vor Emma. Sie trug ein kurzes blaues Kleid mit Spitzenkragen. Emma fiel ihr Name ein. Charlotte. »Meint ihr nicht, sie hat ihre Lektion gelernt?«, zischte Charlotte und warf die Augenbinde hinter einen Blumentrog mit Kakteen.
    Jemand befreite Emmas hinter ihrem Rücken gefesselte Hände. Sie spürte auch nicht länger die Pistole in ihrem Rücken. Emma wirbelte herum. Drei hübsche Mädchen in Partykleidern und mit glitzerndem Make-up standen vor ihr.
    Die größte hatte dunkles Haar und hohe Wangenknochen. Sie hatte die Haare zu einem kunstvoll unordentlichen Ballerinaknoten zusammengezwirbelt und trug eine Rosen-Tätowierung am Handgelenk. Madeline Vega, das Mädchen von Suttons Facebook-Foto. Neben Madeline standen zwei Mädchen mit strohblondem Haar und hellblauen Augen. Beide trugen iPhones in der Hand. Eine war klassisch gestylt und trug ein Polokleid, ein weißes Haarband und Keilsandalen mit Ripsbändern. Die andere sah aus, als sei sie einem Green-Day-Video entsprungen – sie trug eine Menge Kajal, ein kariertes Kleid, hohe Stiefel und schwarze Gummiarmbänder um das Handgelenk. Das mussten Gabriella und Lilianna Fiorello sein, die Twitter-Zwillinge.
    »Reingefallen!« Madeline lächelte Emma halbherzig zu. Die Twitter-Zwillinge grinsten ebenfalls.
    »Seit wann sind wir eigentlich Ökos?«, seufzte Charlotte hinter ihnen laut. »Recycling gehört eigentlich nicht zu unseren Regeln.«
    Madeline zog ihr kurzes weißes A-Linienkleid ein bisschen weiter herunter. »Streng genommen war es keine Wiederholung, weil Sutton die ganze Zeit wusste, dass wir es waren, Char.« Sie hob einen Lippenstift hoch und drückte ihn dann wieder zwischen Emmas Schulterblätter. »Der Chihuahua meiner Mom hätte erkannt, dass das keine Pistole ist.«
    Emma riss sich los. Der Lippenstift hatte sich für sie verdammt echt angefühlt. Dann merkte sie noch etwas. Madeline hatte sie Sutton genannt, genau wie Charlottes Dad. »Moment«, sagte sie schnell und versuchte, ihre Stimme wiederzufinden. »Ich bin nicht …«
    Charlotte schnitt ihr das Wort ab, den Blick immer noch auf Madeline gerichtet. »Selbst wenn Sutton wusste, dass du es warst, ist es trotzdem schlechter Stil, und das weißt du auch.« Sie hatte eine sarkastische Stimme und einen durchdringenden Blick. Obwohl Charlotte nicht das hübscheste Mädchen der Gruppe war, schien sie doch das

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