LYING GAME Und raus bist du
warteten. »Bist du bereit für deine große Party?« Laurel zog einen Labello aus der Tasche und schmierte sich die Lippen ein.
»Klar«, log Emma. Noch mehr Zusagen hatten heute nach dem Tennis in Suttons Schlafzimmer auf sie gewartet. Auf allen standen Sätze wie: »Kann es kaum erwarten« und »Die Party des Jahres!«
»Das solltest du auch sein.« Laurel gab ihr einen Rippenstoß. »Du planst sie schließlich schon seit einer Ewigkeit! Hat Garrett dir schon gesagt, was er dir schenken will?«
Emma schüttelte den Kopf. »Warum? Hat er es dir verraten?«
Laurel lächelte anzüglich. »Nö. Aber ich habe Gerüchte gehört …«
Emma zwickte die Sofapolsterung. Was zum Henker war an Garretts Geschenk so mysteriös?
Nageltrockner summten im Salon. Es roch nach Nagellackentferner und Aloe-Handlotion. Emma griff in ihre Tasche und berührte die Serviette von Thayer. Ihr Magen verkrampfte sich nervös. Sie hatte eigentlich erst nach der Maniküre davon sprechen wollen, aber sie konnte nicht länger warten. »Laurel?«
Laurel sah lächelnd auf. Emma legte die Serviette auf das freie Polster zwischen ihnen. »Ich habe das hier in meinem Tennis-Spind gefunden.«
Eine Falte erschien zwischen Laurels Augen, als sie Thayers betrunkenen Smiley betrachtete. Sie bohrte den Finger in ein kleines Loch in ihrer Jeans. Ein reißendes Geräusch ertönte, und das Loch war plötzlich viel größer. »Oh«, flüsterte sie.
»Es tut mir sehr leid«, sagte Emma mit zitternder Stimme. »Ich weiß nicht, wie das in mein Spind gekommen ist.« Und das war nicht einmal gelogen.
Laurel knüllte die Serviette zusammen und starrte abwesend auf die Nagellackfläschchen in allen Regenbogenfarben, die auf einem Regal standen.
Emma packte die Lehne der Couch. Würde Laurel gleich explodieren? Brüllen? Sich mit einer Nagelschere auf sie stürzen?
»Kein Problem«, sagte Laurel schließlich. »Ich habe eine Million solcher Nachrichten von Thayer in meinem Zimmer.«
Dann zog sie seelenruhig ihr iPhone aus der Tasche und checkte ihre Mails. »Vermisst du ihn?«, platzte Emma heraus.
Laurel tippte weiter auf dem Touchscreen herum. »Natürlich.« Ihre Stimme klang monoton, als spreche sie über den Unterschied zwischen cremiger und crunchiger Erdnussbutter. Dann nickte sie in Richtung der Flasche Apfelsaft, die Emma aus dem Kühlschrank der Mercers mitgenommen hatte. »Darf ich mal?«
Emma reichte ihr die Flasche und Laurel nahm einen tiefen Schluck. Als sie die Flasche wieder abstellte, begannen ihre Schultern krampfhaft zu zucken. Sie riss den Kopf zurück und fiel seitlich auf die Couch. Mit den Händen umklammerte sie ihre Kehle und starrte Emma mit verängstigten, weit aufgerissenen Augen an. »Ich … kann nicht …«
E mma schoss hoch. »Laurel?« Laurel würgte, verkra mpfte sich noch einmal und wurde dann schlaff. Ihr blondes Haar lag wie ein Fächer über den Sofakissen. Ihre rechte Hand zuckte.
»Laurel?«, schrie Emma. »Laurel?« Sie rüttelte an ihrer Schulter.
Laurels Augen waren fest geschlossen, ihr Mund klaffte auf. Ihr Griff um das iPhone lockerte sich, bis es ihr aus der Hand fiel und auf den Teppich plumpste.
»Hilfe!«, schrie Emma. Sie beugte sich vor und lauschte an Laurels Mund nach Atemzügen. Kein Laut drang aus ihren Lippen. Sie drückte ihre Finger an Laurels Handgelenk und glaubte, einen Puls zu spüren. »Wach auf!«, drängte Emma und schüttelte Suttons Schwester. Laurels Kopf hing herab wie der einer Lumpenpuppe. Ihre dicken Silberarmbänder stießen klimpernd aneinander.
Emma sprang auf und schaute sich um. Ein schwarzes Mädchen saß auf der anderen Seite des Zimmers in einem Pediküre-Stuhl und starrte zu ihnen herüber. Eine Vogue lag auf ihrem Schoß. Eilig kam eine kleine spanische Frau herbeigelaufen.
»Was ist los mit ihr?«
»Ich weiß nicht«, sagte Emma panisch.
»Ist sie schwanger?«, fragte die Frau.
»Ich glaube nicht.«
»Hey.« Die Spanierin rüttelte an Laurels Arm. »Hey!«, brüllte sie ihr ins Ohr und gab ihr eine Ohrfeige. Emma legte ihr Ohr wieder an Laurels Mund. In der sechsten Klasse hatte sie einen Babysitter-Kurs belegt und dort Mund-zu-Mund-Beatmung gelernt. Jetzt überlegte sie verzweifelt, ob man die Nase zuhielt und in den Mund atmete oder andersherum.
Dann berührte etwas Kaltes, Feuchtes ihr Ohrläppchen.
Emma wich entsetzt zurück. War das … eine Zunge gewesen? Sie starrte Laurel an. Und plötzlich riss die ihre Augen auf. »Buh!«
Emma schrie auf und
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