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LYING GAME Und raus bist du

LYING GAME Und raus bist du

Titel: LYING GAME Und raus bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shepard Sara
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dieses Foto, auf dem Laurel genau dasselbe Medaillon um den Hals trug, das jetzt über Emmas Schlüsselbeinen hing.
    Meiner Meinung nach hatte Laurel wirklich meine Halskette getragen. Ich dachte an die wenigen Erinnerungen, die wiedergekommen waren. Wie ich in die Luft gegangen war und Laurels Medaillon-Kopie in die Dunkelheit geworfen hatte. An Laurels verletzten Gesichtsausdruck. Dann dachte ich an die Hände, die mich gepackt und in den Kofferraum geschubst hatten. Einen kleinen und engen Kofferraum – den von Laurels Jetta?
    Aber ich dachte auch an den Erinnerungsfetzen, in dem Laurel und ich kichernd und einträchtig beim Pool des La-Paloma-Spa gestanden waren. Hand in Hand. Als Freundinnen . Was hatte uns auseinandergetrieben? Warum hatte ich nicht versucht, die Beziehung zu meiner Schwester zu kitten? Ich wollte nicht glauben, dass Laurel mich ermordet hatte. Und wem hatte die rote Mähne gehört, die ich durch meine Augenbinde gesehen hatte, als mein Entführer den Kofferraum öffnete? Hatten mir meine Augen einen Streich gespielt?
    Emma stand auf und tigerte durchs Zimmer. Sie hatte noch keinen eindeutigen Beweis dafür, aber das Snuff-Video musste von dem Abend stammen, an dem Sutton gestorben war. Nur das ergab einen Sinn. Laurel hatte ihrer Schwester die Augenbinde abgenommen und gesehen, dass Sutton nicht tot war. Vielleicht hatte sie danach die Kette noch einmal um den Hals ihrer Schwester geschlungen und ihr Werk vollendet? Vielleicht war der eigentliche Mord geschehen, als die Kamera schon nicht mehr lief? Wenn nur das Video noch online wäre! Wenn sie es der Polizei zeigte, würden die Beamten ihr glauben, dass sie ihnen die Wahrheit sagte. Und wie war das Video überhaupt ins Netz gelangt? Warum hatte die Mörderin etwas hochgeladen, das sie überführen würde?
    Emma fiel nur ein einziger Grund ein: Das Video war gepostet worden, um sie anzulocken. Vielleicht hatte Laurel ja irgendwoher erfahren, dass ihre Adoptivschwester Teil eines eineiigen Zwillingspaares gewesen war. Und vielleicht hatte sie auch gewusst, dass Emma das Video sehen … und Sutton kontaktieren würde. Ihr Plan war definitiv aufgegangen.
    Emma legte die Handflächen an die glatte, weiße Wand. Gedämpfte Musik drang aus Laurels Schlafzimmer, das direkt neben ihrem lag. Womöglich plante Laurel dort gerade ihre nächsten Schritte. Emma ging zum Fernseher und schaltete ihn aus. Auf einmal kam es ihr sehr gefährlich vor, sich Tür an Tür mit einer Mörderin aufzuhalten. Sie fühlte sich in diesem Zimmer wie eine Gefangene – gefangen im Leben ihrer toten Schwester. Emma riss die Tür auf und eilte die Treppe hinunter. Sie wollte gerade die Haustür öffnen, da räusperte sich jemand hinter ihr. »Wo willst du hin?«
    Emma drehte sich um. Mr Mercer saß in dem ans Foyer angrenzenden Arbeitszimmer und tippte etwas auf einem Netbook. In seinem Ohr steckte ein Bluetooth-Kopfhörer. »Ich will eine Runde spazieren gehen«, sagte Emma.
    Mr Mercer schaute sie über seine Brille hinweg an. »Es ist schon nach neun. Ich will nicht, dass du da draußen alleine im Dunkeln rumläufst.«
    Emma musste unwillkürlich lächeln. Ihre Pflegeeltern hatten sich nie darum geschert, wann sie kam oder ging. Sie waren nie um ihre Sicherheit besorgt gewesen. Sogar Becky hatte Emma abends alleine nach draußen geschickt – wenn sie in einem Motel wohnten, schickte sie ihre Tochter zu den Automaten, damit sie ihr Softdrinks oder Goldfischli holte.
    Genau genommen war Mr Mercer natürlich ebenfalls nicht um Emmas Sicherheit besorgt. Er sorgte sich um seine Tochter Sutton. Emma konnte ihm nicht in die Augen sehen. Das Wissen darum, dass seine Tochter alles andere als in Sicherheit war und wahrscheinlich seine andere Tochter dafür die Verantwortung trug, verursachte ihr Höllenqualen. Emma musste unbedingt hier raus. Sie erblickte Suttons Tennistasche, die am Garderobenschrank lehnte, und griff danach.
    »Ich muss meinen Aufschlag üben.«
    »Na gut.« Mr Mercer wandte sich wieder seinem Rechner zu. »Aber sei bitte in einer Stunde wieder da. Ich will mit dir noch über die Regeln für deine Party sprechen.«
    »Okay«, rief Emma. Sie knallte die Tür hinter sich zu und joggte mitten auf der Straße in Richtung Park. Alle hatten ihre großen grünen Mülltonnen auf den Bordstein gestellt, und es roch nach faulendem Gemüse und schmutzigen Windeln. Je weiter sie sich von Suttons Haus entfernte, desto besser – sicherer – fühlte sie sich. Bei den

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