Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)
Es gab keine Gemeinschaft mehr und seine leiblichen Brüder waren fort. Der eine tot, der andere von Hass und Zorn zerfressen.
Wenigstens war er während seiner Nachforschungen auf einen seiner Artgenossen gestoßen, der in Berlin lebte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Er würde mit ihm Kontakt aufnehmen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass sich Lykandra von ihm zurückgezogen hatte. Wie so oft fürchtete er, in ihren Augen unwürdig und nicht gut genug zu sein, um in ihrem Namen für die Werwölfe zu streiten. Er hatte einst ihre heiligen Regeln gebrochen. Kein Werwolf durfte einen anderen verraten oder töten.
Dieser Makel würde ihm ewig anheften und er konnte froh sein, dass niemand außer seinem Bruder Killian davon wusste. Die anderen hätten ihn getötet. Werwölfe betrachteten sich als große Familie. Sie würden einander niemals etwas antun, denn sie alle stammten von derselben Urmutter ab. Lykandra.
Wohl wartete er umsonst auf ein Zeichen von Lykandra. Warum sollte sie sich um jemanden wie ihn kümmern? Statt ihm eine Wolfsängerin zur Seite zu stellen, die ihn im Kampf gegen die Blutsauger unterstützte, war die Einsamkeit sein ständiger Begleiter.
Einzig Killian hatte sich um ihn gesorgt und ihm sein eigenes Wolfsauge gegeben, das von seiner früheren Wolfsängerin stammte, bevor er sich von ihm getrennt hatte. Das Wolfsauge war ein Mondkristall, der die Essenz Lykandras barg und aus dem Körper von Killians Wolfsängerin getreten war, nachdem sie starb. So war es immer. Nach dem Tode eines Wolfsängers kehrte das Wolfsauge in die Hände des Werwolfes zurück, der es zuvor verschenkt hatte. Doch Killian hatte darauf verzichtet und nun trug Correy den Stein als Anhänger mit sich, in der Hoffnung, irgendwo einer neuen Wolfsängerin zu begegnen, auf die das Wolfsauge reagierte.
Doch der Stein blieb leblos. Kein einziges Mal hatte er aufgeleuchtet. Correy wartete nun schon so lange darauf, dass es endlich geschehen möge. Bis dahin blieb ihm nichts anderes übrig, als ein normales Leben unerkannt unter den Menschen zu führen.
Er betrachtete sein Spiegelbild in der gläsernen Fläche einer Boutique. Seine Haare verbargen die spitzen Ohren, die jeder Werwolf besaß, und an denen man seine Art erkennen konnte. Er sah müde aus, weil er keine Ruhe fand. Nur Arbeit konnte ihn ablenken.
In der Welt der Menschen hatte er einen Beruf. Ihm gehörte eine Detektei. Es waren kleine Fälle, für die man ihn engagierte. So wie der, an dem er gerade dran war. Ein Ehepaar ließ die gemeinsame Tochter beschatten, weil sie fürchteten, ihr Kind könne Drogen konsumieren. Correy war der Sechzehnjährigen bis in das Einkaufszentrum gefolgt und beobachtete sie auf ihrem Shoppingrundgang. Bisher hatte sich nichts Verdächtiges ergeben. Sie erschien ihm wie eine ganz normale junge Frau, die sich für Mode, Schmuck und Schuhe interessierte. In einem Musikgeschäft hatte sie fast eine Stunde zugebracht. Obwohl das ermüdend war, blieb Correy trotzdem wachsam. Hochkonzentriert hatte er ihr Umfeld beobachtet und darauf geachtet, ob sich ihr jemand näherte und ihr heimlich etwas zusteckteoder ob sie bei jemandem etwas kaufte, der nicht zum Ladenpersonal gehörte. Aber nichts dergleichen war geschehen.
Wenn sich Correy unter den Menschen bewegte, mit ihnen so viel mehr zu tun hatte als mit Wesen seiner Art, fühlte er sich noch einsamer und ausgeschlossen. Lykandra hatte vielleicht nicht mehr als das für ihn vorgesehen.
Theresa war vom Regen in die Traufe gekommen. Anders konnte sie ihre jetzige Situation nicht beschreiben. Ihre Kindheit war alles andere als rosig gewesen. Ihr Vater hatte ihre Mutter kurz nach ihrer Geburt verlassen und außer der Tatsache, dass man ihn immer als Schweinehund bezeichnete, darauf pochte, dass sie ja nur so missraten war, weil sie seine Tochter sei, hatte sie nicht die geringste Ahnung wer er war, und auch kein großes Interesse an ihm. Mama hatte wieder geheiratet, doch ihr Stiefvater war auch kein Hauptgewinn gewesen. Jeden Abend trank er sich voll und die Hand war ihm auch mehr als ein Mal ausgerutscht. Einziger Lichtblick war ihre kleine Schwester, die zu ihr hielt und sie gegen die Attacken des Stiefvaters verteidigte, denn Mama scherte das nicht. Sie war immer zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Sorgen beschäftigt. Daher hatte es auch nie jemanden interessiert, wenn Theresa über ihre Vorausahnungen sprach.
Oft hatte sie merkwürdige Träume und sah Dinge, die
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