Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)
Schutz des Gebüschs verlassen und wollte seinem Bruder helfen. Doch Isida packte ihn am Arm und hielt ihn davon ab, während Keith erst auf die Knie und dann der Länge nach auf den Boden sank und sich wie ein Irrer im Sand wälzte. Auf Zurufe reagierte er nicht. Das Zerbersten vonKnochen hallte durch den Wald. Correy und Isida beobachteten entsetzt, wie sich Keiths Arme und Beine in unnatürliche Winkel verbogen, sich neu formierten und sein Körper sich gewaltig aufblähte. Er rief um Hilfe und krallte seine Finger in den weichen Waldboden, als wolle er sich festhalten. Aber wo eben noch seine Finger waren, ragten nun Klauen hervor. Gewaltige Klauen. Haare schossen aus allen Poren und seine Kleidung zerriss. Muskelberge türmten sich auf seinen Armen, weiteten seine Brust und seine Stimme klang wie das Grollen des Donners.
Isida hielt es nicht länger aus. Sie zog an Correys Arm und floh. Doch Correy riss sich von ihr los und blieb stehen. Ungläubig beobachtete er seinen Bruder, aus dessen riesigem Maul nur ein Grunzen und Knurren, aber kein verständliches Wort mehr drang. Mit einem Satz stand er vor ihm. Correy war wie gelähmt, unfähig sich zu rühren oder etwas zu sagen. Erst als Keith sein riesiges Maul aufriss und eine Reihe gewaltiger Reißzähne entblößte, ergriff Correy ebenfalls die Flucht.
War dieses Monster wirklich sein Bruder? Oder ein Hirngespinst? Er wollte es nicht darauf ankommen lassen, das herauszufinden. Zu groß war seine Angst es würde ihn verschlingen. So schnell er konnte rannte er durch den Wald, duckte sich unter niedrigen Zweigen hindurch und sprang über knöcherne Wurzeln hinweg. Hinter ihm vibrierte der Boden unter schweren Schritten.
Er hörte die aufgebrachten Stimmen der Männer, die ihm bereits entgegen eilten. Hinter einer Weggabelung konnte er sie sehen. Sie hatten ihre Dolche gezückt und griffen nach dicken Ästen, die sie als Schlagstöcke verwenden konnten.
„Schnell Correy, hier her!“, rief ihm Isidas Bruder zu.
Die anderen stellten sich dem Untier mutig in den Weg, das mit nur wenigen Sätzen durch das Dickicht preschte. Der Anblick ließ die Männer verstummen.
„Ein Monster!“, rief jemand von weiter hinten, der als erstes die Sprache wiedergefunden hatte.
„Holt die Stadtwache!“
„Mein Gott, was ist das nur?“
„Ein Werwolf! Rasch, wir brauchen etwas aus Silber!“
Correy schluchzte und folgte den anderen zu den Zelten. Sie würden Keith töten. Ganz bestimmt würden sie ihn umbringen.
Er wandte den Kopf, während er in Richtung Lager stolperte und sah, wie jemand mit einem silbernen Armreif an ihnen vorbei zu der Kreatur rannte. Als das Monster den Armreif sah, wich es grollend zurück und wandte sich um. Die Männer folgten ihm in den Wald. Immer mehr schlossen sich der Jagd an. Er hörte in der Ferne, wie sich die Stadttore öffneten, wie Männer miteinander sprachen und Pferde bestiegen wurden. Die ganze Stadt war aufgewacht. Alle jagten das Monster. Correy wurde in das Zelt gebracht und sank neben Killian, der durch den Lärm geweckt wurde, auf die Knie, und betete für seinen Bruder.
Hamburg, heute
...
L ykandra hatte ihn verlassen.
Correy Blackdoom, der seit über 600 Jahren im Körper eines dreißig Jahre alten Mannes steckte, fühlte sich nutzlos. In jeder Vollmondnacht sandte er ein Gebet an die Urmutter der Werwölfe, auf dass sie ihn erhören möge, doch sie reagierte nicht. Als ein Krieger Lykandras war es seine Aufgabe, Vampire zu jagen, die Tod und Vernichtung über seine Art und über die Menschen brachten.
Es war ein Jahrtausende alter Krieg, der in einer Zeit begonnen hatte, die den Menschen heute unbekannt war und über alle Epochen hinweg sein blutiges Gesicht gezeigt hatte. Auf beiden Seiten war viel Blut geflossen. Immer wieder hatte es Zeiten gegeben, in denen es ruhiger geworden war. Doch der Kampf dauerte bis heute an. Correy fühlte sich schuldig, seinen Gefährten nicht beistehen zu können. Aber ohne Lykandras Führung war er von seinem Volk abgeschnitten und auf sich allein gestellt. Nach einem vernichtenden Schlag der Vampire gegen sein Rudel hatte es sich stark dezimiert und wenig später aufgelöst. Die Werwölfe waren in alle Himmelsrichtungen verstreut. Immer auf der Suche nach einer Aufgabe war er durch die Lande gereist. Doch anstatt seine Bestimmung zu finden, führte er ein Schattendasein und drohte, sich selbst aus den Augen zu verlieren. Seine Instinkte verkümmerten, seine Sinne ließen nach.
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