Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
merkte er, dass sie müder wurde. Sie gähnte immer öfter und folgte seinen Erläuterungen nur mit halber Aufmerksamkeit. Schließlich schlug er vor, ihr sein Bett zu überlassen und für sich die Liege zu nehmen, die er sogleich auszog. Das zweite Bettzeug samt Bezügen war schnell geholt, sodass sie sich zur Ruhe legen konnten.
„Vielen Dank, dass du mich aufgefangen hast“, flüsterte sie und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, der sein Herz höher schlagen ließ.
Und auch als er längst in den Federn lag, glaubte er, ihre warmen sinnlichen Lippen noch auf seiner Haut zu spüren. Ja, so fühlte es sich richtig an. Diese Frau gehörte zu ihm. Und sie sollte bei ihm sein. In seiner Wohnung. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal so gelöst, so glücklich war. Das erste Mal seit unendlich langer Zeit schlief er beruhigt und mit einem guten Gefühl ein.
Erst das leise Knarren der Wohnzimmertür schreckte ihn aus dem Schlaf, und als er seine Augen öffnete, bemerkte er den Schatten, der sich ihm scheu näherte. Im ersten Moment war er verwirrt und hob den Kopf, um die Gestalt zu erkennen. Sie war groß, schlank und hatte schmale Hüften.
Keira, die einen seiner Schlafanzüge trug und einfach hinreißend aussah. Als sie merkte, dass er wach war, hielt sie abrupt inne. Er musste schmunzeln. Er hatte sie doch längst entdeckt.
„Schläfst du nicht?“, flüsterte sie. Ihre Stimme klang verwundert.
„Bis eben schon.“
„Dann habe ich dich geweckt?“
Sie kam näher und hockte sich neben seine Couch.
„Das macht nichts.“ Wenn er ehrlich war, freute er sich über ihren nächtlichen Besuch. Im Wohnzimmer verbreitete sich ihr herber Duft, der ihm ein leises kehliges Grollen der Verzückung entlockte.
„Ist alles okay?“, hakte er nach. Hoffentlich gab es keinen Grund zur Sorge.
„Ich kann nicht schlafen“, gestand sie. „Stört es dich, wenn ich eine Weile hierbleibe?“
„Nein.“ Er lächelte in sich hinein und rückte zur Seite, um ihr Platz auf seiner Liege zu machen, aber Keira blieb auf dem Boden sitzen. Killian nahm es ihr nicht übel, er war auch nicht enttäuscht. Wichtig war nur, dass sie sich in seiner Gegenwart wohlfühlte. Er würde sie zu nichts drängen.
„Tut mir leid, dass ich mich heute so unmöglich verhalten habe.“
„Nicht doch“, lenkte er ein. Es war nichts geschehen, weswegen sie sich Vorwürfe machen sollte. Aber Keira ließ sich nicht davon abbringen. Im Gegenteil. Sie schien plötzlich bereit, ihm alles zu offenbaren. Killian hörte ihr aufmerksam zu und fühlte sich geehrt, dass sie ihm so viel Vertrauen entgegenbrachte. Er hatte sich nie als guten Zuhörer wahrgenommen. Doch heute Nacht, so schien es, war alles anders. Es geschahen Dinge, die er nie für möglich gehalten hätte. Mit großer Trauer und viel größerer Wut lauschte er ihrer Geschichte und schwor sich, wenn er diesen Charr jemals in die Finger bekam, würde er dem Kerl jeden Knochen einzeln brechen. Nun verstand er, warum Keira sich so merkwürdig verhalten hatte und es tat ihm leid, dass er es war, der sie an dieses Trauma erinnert hatte.
„Es ist nicht deine Schuld. Du konntest es nicht wissen.“
Killians Drang, sie in die Arme zu nehmen, wurde immer stärker. Doch Keira rührte sich keinen Millimeter. Das war die schlimmste Qual. Hätte er sie doch schon damals gekannt, wäre er nur dort gewesen, um ihr zu helfen. Wen wunderte es, dass sie nach diesem Schrecken so misstrauisch geworden war? Diese Werwölfe waren ihres Namens nicht würdig gewesen. Sie waren Abschaum. Nicht besser als die Vampire.
Keira bettete ihren Kopf auf die Liege und Killian streckte die Hand nach ihren Haaren aus, streichelte sie und atmete auf, als sie sich ihm nicht entzog. Seine tapfere Wolfskriegerin.
„Weißt du, nachdem mir das mit Charr passiert war, habe ich mich oft gefragt, ob ich überhaupt ein Werwolf werden möchte“, flüsterte sie.
„Lykandras Krieger sind nicht wie Charr und seine Leute. Wir sind von Ehre erfüllt. Niemals würden wir einer Frau so etwas antun. Egal ob Menschenfrau oder Werwölfin oder Chimäre.“ Er lächelte, als er das Wort Chimäre aussprach, das plötzlich nichts Negatives mehr an sich hatte. „Wir behüten und beschützen unsere Frauen, gibt es doch nur wenige von ihnen. Und jede ist ein kostbares Juwel. So hielten es alle, die ich kannte.“
Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und merkte, dass ihre Augen zugefallen waren. Ihr Atem wargleichmäßig und
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