Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
warum spielte ihr Körper immer verrückt, wenn sie einander nahekamen? So wie jetzt, da das Prickeln zwischen ihren Beinen kaum noch erträglich war.
„Ich gehe jetzt besser“, sagte sie heiser und schob sich an ihm vorbei zu dem Torbogen, der zur Straße führte.
Killian konnte sie jetzt nicht gehen lassen. Irgendetwas hatte Keira sehr wehgetan. Er wusste nicht, was das war, was vorgefallen war, doch er sah den Schmerz in ihren Augen und er hatte ihre Angst gesehen. Ihre Pupillen hatten gezuckt, die Iris hatte sich im schnellen Rhythmus vergrößert und verkleinert. Es schmerzte ihn, dass sie sogar vor ihm Angst hatte, obwohl er nicht sicher war, ob sie ihn in ihrem Zustand überhaupt erkannt hatte. Eines stand jedoch fest. Er konnte sie nicht gehen lassen. Sie war aufgelöst, verängstigt. Es wäre unverantwortlich, sie sich selbst zu überlassen. Entschlossen eilte er ihr nach und holte sie auf der Hauptstraße ein.
„Keira, bitte warte.“ Er griff sie am Oberarm und zog sie zu sich heran. Da fiel das Licht einer Straßenlaterne in ihr Gesicht und er sah die Tränen, die in dünnen Rinnsalen über ihre Wangen flossen. Erschüttert blickte er sie an und Keira senkte beschämt den Blick. In Killian wuchs der Wunsch, sie zu beschützen. Es war ein vertrautes Gefühl, das er früher für seinen Bruder Correy empfunden hatte, als dieser noch klein war. Aber dann hatte er seinen Beschützerinstinkt verloren – bis heute.
Aus einem Gefühl heraus zog er sie sacht an sich und als Keira ihn nicht abwehrte, wie er es befürchtet hatte, sondern sich eng an ihn schmiegte, ihren Kopf an seine Schulter lehnte, schloss er sie fest in seine Arme. Und es fühlte sich gut an. Ihren Körper eng an seinem zu spüren löste einen Schauder in ihm aus. Sie war warm und ihr Haar duftete sinnlich. Er inhalierte ihren Geruch und hatte plötzlich das Gefühl, über den Wolken zu schweben.
„Komm heute mit mir“, flüsterte er und streichelte über ihren Schopf. Keira zitterte kaum merklich. Was hatte man ihr nur angetan?
Killian verspürte Wut und zugleich Hilflosigkeit, weil er nicht wusste, gegen wen oder was er diese Wut richten sollte. War es der Vampir, der ihren Mentor auf dem Gewissen hatte, der für ihre Angst verantwortlich war? Oder gab es noch eine weitere Geschichte, die er nicht kannte?
„Komm mit mir“, wiederholte er, denn er wollte nicht, dass sie heute Nacht allein war. Er hatte kein gutes Gefühl. Sie wirkte verletzlich und desorientiert. Nein, es war besser, wenn er ein Auge auf sie hatte.
Keira löste sich aus der Umarmung. Ihre Tränen waren getrocknet, aber ihre Augen glänzten noch. Sie wischte sich mit beiden Händen über die Wangen, strich ihre dunkelblonden Haare zurück und nickte ihm zu. Erleichtert ergriff er ihre Hand und zog sie mit zu seinem Wagen. Sie folgte ihm bereitwillig, sprach aber kein Wort. Auch nicht, als sie einstiegen und zur Walter-Knight-Street fuhren. Er wollte sie nicht drängen und manchmal konnte ein Schweigen auch wohltuend sein. Vorsichtig half er ihr beim Aussteigen. Sie wirkte zwar gefestigter, aber immer noch durcheinander. Wortlos betraten sie den Hausflur, er ging voran die Treppe hinauf und sie folgte ihm. Erst als sie in seine Wohnung kamen, hörte er sie leise durchatmen und war nicht sicher, ob es ein erleichtertes oder ein bedrücktes Atmen war.
Seine Wohnung war nichts Besonderes. Und das störte ihn normalerweise nicht. Sie erfüllte ihren Zweck. Er hatte nicht viel investiert, um sie auf Vordermann zu bringen. Zumindest war sie nicht mit Quentins Bruchbude zu vergleichen. Auch wenn er auf einige Second Hand Möbel zurückgegriffen hatte. Heute war ihm seine Einrichtung allerdings ein wenig peinlich. Weil Keira sie sah. Er hoffte inständig, dass sie ihr zusagte oder sie es zumindest nicht schrecklich fand.
„Ich habe zwar kein Gästezimmer, aber ich kann die Liege ausklappen.“
„Es ist schön“, sagte Keira und musterte das Wohnzimmer ausgiebig.
Sie blieb am Fenster stehen, bestaunte die alten Vorhänge, die schon bessere Zeiten gesehen hatten und mal wieder gewaschen werden mussten, den nicht weniger alten Wohnzimmerschrank, die Couch und den Fernseher.
„Freut mich, dass es dir gefällt“, sagte er erleichtert. „Setz dich doch. Magst du etwas trinken?“
Sie setzte sich auf die Couch, schüttelte aber den Kopf. Killian, der sonst nie Damenbesuch empfing, fühlte sich unbeholfen und überlegte fieberhaft, wie er es ihr so angenehm wie
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