Lynne Graham
zusammenzucken. Doch Lysander Metaxis ärgerte sie einfach nur, und sie sah keinen Grund, dass zu verheimlichen.
„Ich bitte niemals um einen Gefallen. Sie geben mir eine offizielle Führung, dafür zahle ich die Wasserrechnung“, erwiderte er nüchtern.
Sie traute ihren Ohren nicht. Wie konnte er ihr ein so erniedrigendes Angebot machen? Als könnte er ihre Zeit mit seinem vermaledeiten Geld kaufen! Andererseits … konnte sie es sich leisten, ein solches Angebot abzulehnen? Warum sollte er nicht zahlen? Im Grunde war es ein Sieg für sie – er zahlte eine Strafe für seine Unverschämtheit. Vielleicht war er ja gewöhnt daran, für alles zahlen zu müssen. Es war gut möglich, dass er nur etwas zu schätzen wusste, für das er Geld auf den Tisch legte.
„Die gesamte Wasserrechnung?“, fragte sie betont nach und verdrängte die innere Stimme, die ihr einflüstern wollte, dass aus zwei Fehlern nichts Positives entstehen konnte.
„Ophelia, ich glaube wirklich nicht …“ Donald Morton hielt inne mit dem Zusammensuchen seiner Unterlagen, entsetzt über diese Art von Absprache.
„Ophelia und ich verstehen uns bestens“, entgegnete Lysander geradezu liebenswürdig in Mortons Richtung, bevor er sich kühl wieder an Ophelia wandte. „Ja, die gesamte Wasserrechnung.“
„Ich will das Geld in bar … jetzt sofort.“
Ein knallharter Verhandlungspartner, das musste man ihr lassen. „Ich will die Rechnung sehen.“
„Natürlich, kein Problem“, flötete sie zuckersüß, so als sei ihr jeder Wunsch von ihm Befehl.
Befriedigt in dem Bewusstsein, dass Ophelia Carter für den richtigen Preis genau das tun würde, was er von ihr verlangte, ging Lysander in die Halle und zog sein Handy hervor, um mit seinen Anwälten zu telefonieren. Kurz wanderten seine Gedanken zu Gladys Stewart. Scheinbar eine Lady mit eisernem Willen, die lieber in Armut gelebt hatte als nachzugeben, und die ihren Rachefeldzug selbst vom Grab aus noch weiterführte. Eine Charaktereigenschaft, die ihm unwilligen Respekt abverlangte.
Während er telefonierte, kam Anichka zu ihm und schmiegte sich an ihn. Es irritierte ihn maßlos. Er legte großen Wert auf seinen persönlichen Raum, im Bett und außerhalb des Bettes.
Immerhin hatte er seine Wut jetzt wieder unter Kontrolle. Lysander ließ sich niemals von Emotionen lenken. Er arbeitete längst daran, das Blatt zu wenden und zu gewinnen. Niederlagen akzeptierte er grundsätzlich nicht. Was bedeutete, dass er Ophelia Carter heiraten musste. Eine andere Option gab es nicht. Ein Verzug von fünf Jahren war nicht machbar, und das Testament gerichtlich anzufechten dauerte ebenfalls zu lange, noch dazu mit ungewissem Ausgang. Wenn er also das Haus auf einen repräsentablen Standard bringen wollte, musste es vorab ihm gehören.
Was nun Ophelia betraf … sie sah sich einem unüberschaubaren Schuldenberg gegenüber und war offensichtlich ebenso geldgierig wie jede andere Frau, die er kannte – und gab es zudem unverblümt zu. Sie würde einer Ehe zustimmen, da war er sicher. Hatte sie von dem Testament gewusst? Hatte sie ihrer Großmutter vielleicht sogar dazu geraten? Bevor er mit ihr fertig war, würde er es wissen. Er fragte sich, wie sie wohl im Bett war. Aber auch das würde er bald herausfinden. Ob ihr hitziges Temperament sich im Bett in stürmische Leidenschaft verwandelte?
Das Landleben, für Lysander als Stadtmensch durch und durch immer zu träge und ruhig, erschien ihm plötzlich durchaus reizvoll, wenn sich das Versprechen von einer solch lustvollen Belohnung am Horizont abzeichnete …
Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte Ophelia die Dienstbotentreppe nach unten. Cedric würde also Madrigal Court erben. Ihre Großmutter musste es mit diesem Testament beabsichtigt haben. Aber Gladys hatte ja immer Männer vorgezogen und sich oft beklagt, dass sie keinen männlichen Erben hatte.
Pamela erwartete sie in der Küche. „Und?“, überfiel sie sie sofort. „Ist Lysander in Fleisch und Blut genauso attraktiv wie auf den Fotos der Klatschmagazine?“
„Lysander besitzt den gewinnenden Charme einer Klapperschlange.“ Beide Frauen vermieden es vorsichtig, den Nachnamen auszusprechen, um Haddock nicht wieder zu einer Schimpftirade zu provozieren.
„Ly-san-der.“ Haddock war ein intelligenter Vogel, der gern und schnell neue Worte aufschnappte.
Diesen Namen würde sie also in Zukunft vermeiden müssen, wenn sie nicht wollte, dass der Papagei ihn konstant vor sich hinplapperte. Stumm
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