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Lyon - A.M.O.R. 01

Lyon - A.M.O.R. 01

Titel: Lyon - A.M.O.R. 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Madea
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Andersartigkeit.
    Er drehte die Flasche in der Hand, betrachtete sie nachdenklich und schritt gedankenverloren den Flur auf und ab. Geisterkatzen? Hatte er schon etwas von den Töchtern der Katzengöttin Bastet gehört? Er erinnerte sich nicht, was noch seltsamer war als diese freche Tropical. Das Gedächtnis von Amorphen war eigentlich unfehlbar. Und wieder konnte er es nur auf seine unzureichende Ernährung und den selbst gewählten Tiefschlaf schieben. Bevor er eine Furche in den Marmor lief, sollte er lieber aus dem Schloss verschwinden, endlich Nahrung suchen, sich vergewissern, dass Frieden mit den Magycen herrschte und sich der Vereinbarung entsprechend zurückziehen. Doch Lyon stützte sich auf die Brüstung und blickte in das düstere Loch seiner Vergangenheit, das Adina aufgerissen hatte.
    Erinnerungsfetzen schossen durch sein Gehirn. Er sah seine jüngere Schwester Semi, wie sie sich Anfang dreißig zu einer wunderschönen Vampirin verwandelte, wie sie aufgrund seines Blutes schnell amorphe Kräfte entwickelte. Jeder Reinblüter seines Reiches hatte sich ihr angeboten, aber sie wählte ihren Bruder, ihn. Nie hatte er größere Ehre empfunden, nie warfen ihn bitterere Schmerzen nieder, als auch sie starb.
    Lyon fauchte und pfefferte die Flasche über das Geländer in das Treppenhaus. Sie schlug nicht auf. Seine Sinne spannten sich, das Zwicken im Nacken als warnendes Signal für einen Feind blieb aus. Ein Amorph stand vier Stockwerke tiefer in der Finsternis mit dem Cognac in der Hand.
    „Nach wie vor der vertraute Hitzkopf.“
    Lyon verengte die Brauen, glaubte kaum, wer gemächlich neben der spiralförmigen Treppe emporschwebte, die fast leere Cognacflasche auf das Geländer stellte, und den Kopf kurz Ehrerbietung heuchelnd neigte. Das fuchsfarbene Haar hob sich wie eine Warnung von seiner Flecktarnjacke ab. Seit Lyons Verschwinden 1545 hatte er weder seinen Heerführer Mack noch dessen älteren Bruder Bash gesehen. „Bash Zword.“
    „König Salassar IV.“
    „Lass den Scheiß.“ Lyon knurrte, doch das Missbehagen verging sofort, zu lange hatte er keinen Freund mehr um sich gehabt. Die Freude, die ihn heiß überflutete, überraschte ihn. Er riss Bash über die Balustrade, zog ihn in eine Umarmung und schlug ihm kräftig auf den Rücken.
    Bash lachte und wummerte ihm seine herkulischen Hände auf die Schultern. „Hey, hey, wie wäre es erst einmal mit ein paar Blumen, bevor du mich ins Bett zerrst.“
    Lyon trat ihn mit einer Hacke von den Füßen. Bash packte ihn am Kragen. Sie wirbelten quer durch den Flur, bis sie sich grinsend mit erhobenen Fäusten gegenüberstanden. Der Staub senkte sich.
    „Schön, dich zu sehen.“ Der freundschaftliche Empfang hüllte Lyon in eine warme Decke. Sogar durch den dicken Brodem des Tiefschlafs erdrückte ihn die Vereinsamung mit jeder Dekade mehr. Standen ihm nach so langer Zeit nicht wenigstens ein paar Stunden Geselligkeit zu? Nur ein wenig Plauderei, von der er in den nächsten Jahrzehnten oder Jahrhunderten zehren konnte. Niemand würde von dem Zusammentreffen hier erfahren.
    „Schön, dass du noch lebst.“ Bash zwinkerte, seine rotbraunen Augen funkelten vergnügt, listig, mit der Spur Trauer, die erschienen war, als sein Bruder Mack und dessen Familie spurlos verschwanden.
    Lyon hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, Mack könnte ihn damals bei der heiklen Aktion im Feindesland verraten und im Stich gelassen haben.
    „Lädst du mich jetzt auf ’n Drink ein oder bist du derart neuzeitlich drauf, dass ich ihn mir selbst holen muss?“, frotzelte Bash.
    Lyon lachte. „Jederzeit. Ich weiß nur nicht, was die Bar hergibt.“
    „Dann müssen wohl meine bescheidenen Vorräte herhalten.“ Bash grinste und gab wie in längst vergangenen Zeiten die Richtung vor. „Gewölbe!“
    Lyon schoss als Nebel durch das verfallene Schloss, bahnte sich einen Weg nach unten. Euphorie erfasste ihn wie ein Orkan, weil das Gefühl, wie ein Jung-Amorph durch die Gegend zu tollen, Streiche zu spielen und einfach glücklich zu sein, ihm das Herz weiter öffnete als gut für ihn war. Im Weingewölbe hatten sie früher oft gefeiert und später im Krieg mit Mack zusammen die Lage besprochen und Pläne geschmiedet.
    Lyon entzündete eine Fackel und hielt eine Flasche Coruba-Rum in Bashs Richtung, als dieser um die Ecke flog. Er erinnerte sich genau an das Lieblingsgetränk seines damaligen Strategen. „Wo warst du so lange? Wirst alt, hm?“
    „Und wie ich wittere, ist

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