Lyon - A.M.O.R. 01
kennenzulernen und wichtige Dinge zu besprechen. Seit Jahrzehnten sind wir auf der Suche nach dem Grund, weshalb wir Magycen schleichend die Kraft der Verwandlung verlieren. Wir bauten die Forschungsabteilung im Foresight Analytic Lab aus, suchten nach den Ursachen und einer Lösung, die mir Lyon nun verständlich und einleuchtend erklärte und auch gleich bewies.“
Er deutete auf die Bissstellen an seinem und Lyons Hals. „Unsere Spezies sind sich ähnlicher , als wir es je für möglich gehalten hätten. Kurz gesagt kön n te man behaupten, in uns schlägt dasselbe Herz, fließt dasselbe Blut. Amo r phen und Magycen müssen in früheren Zeiten in einer Symbiose miteinander gelebt haben. Wir sind abhängig voneinander und wussten es nicht.“
Adina lächelte Lyon zu, der es glücklich erwiderte. Er hatte den Weg zu e i nem friedlichen Miteinander geebnet. Sie empfand Stolz auf ihn.
„Wir müssen jetzt Sorge tragen, dass es schnellstmöglich zu eine r Verm i schung unseres Blutes kommt , weil wir auf grauenhafte und mir fast unerklä r liche und äußerst unangenehme Weise verantwortlich sind für die nahezu komplette Ausrottung der Amorphen. Ich werde, sobald ich in meinen Hallen eintreffe, sofort alle nötigen Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Amo r phen in die Wege leiten. Denn ohne sie sind auch wir verloren.“
Adina klopfte das Herz bis zum Hals. Das Zwicken im Nacken! Die Sogwi r kung, die sie erfasst hatte, als ihr Prior sie vor den Kopfgeldjägern warnte. Jetzt erst dämmerte ihr, was es war. Ihr Instinkt! Ihr Körper hatte ihr zu verstehen geben wollen, dass sie von einem Magycen trinken sollte . Es war gar nicht die abwehrende oder schützende Reaktion auf einen Feind, nicht die Notwendi g keit, ihn umzubringen, sondern das Signal ihres Körpers, ihn zu beißen, sein Blut zu sich zu nehmen, um Kraft zum Leben und zur Fortpflanzung zu erha l ten. Vielleicht würden die Stiche im Nacken und der Sog nachlassen oder ve r schwinden, sobald ihr Organismus genügend magyces Blut aufg e nommen und gespeichert hatte. Die Erkenntnis war unfassbar! Und sie las in Lyons Augen, völlig richtig kombiniert zu haben.
Feierlichen Schritts ging sie auf Gaudor zu, nahm seine große Hand in ihre, führte sie zu ihrer Stirn und beugte ein Knie. Der Monarch stammelte etwas Betretenes, brummte, hob sie beinahe empor und umarmte sie freundschaf t lich. Sie lachten. Die Stimmung löste sich spürbar, die Anspannung wich und Erleichterung breitete sich aus. In jedem Winkel der Jacht begannen intere s sierte und offene Gespräche zwischen Mitgliedern der Königshäuser, Polit i kern und Militärs, tauschten sich Männer aus, die vor wenigen Stunden noch Todfeinde gewesen waren.
„Ihr habt wunderbar gesprochen, Monarch Tomac.“
„Bitte, Lady Adina, erweist mir die Ehre und nennt mich Gaudor.“
„Es ist mir ein Vergnügen. Ich bin noch dabei, Ihre Worte auf mich wirken zu lassen. Eine Symbiose , sagen Sie?“
„Es klingt unfassbar und es ist auch kaum vorstellbar, aber vor Urzeiten müssen wir tatsächlich zusammengelebt haben“, erklärte Gaudor.
„Wahrscheinlich , ohne überhaupt bewusst von der Abhängigkeit zu wissen“, ergänzte Lyon.
„Und warum hat nicht irgendwer einmal diese Wahnsinnswirkung gespürt?“, fragte Adina.
„Ich denke, weil bei Amorphen wie auch bei Magycen, die noch kein schle i chendes Nachlassen ihrer Kräfte verspürten, gar nicht solch eine extreme Wi r kung auftrat. Beide nährten sich entweder von der eigenen oder der anderen Spezies, und niemand hinterfragte damals die genaue Wirkung des Blutes, g e schweige denn untersuchte sie jemand.“
Gaudor nickte nachdenklich, während Lyon fortfuhr.
„Dann entzweiten sich unsere Völker möglicherweise im Laufe von Jahrta u senden und erst jetzt, wo es nur noch sehr wenige Amorphen gibt, kein Magyc mehr an Amorphenblut herankommt, spürt ihr durch den völligen Mangel in eurem Kreislauf, wie stark die Wirkung ist.“
Adinas Augen leuchteten. „Das klingt plausibel. Was für ein Tag, all diese Erkenntnisse. Monarch Gaudor, es wäre mir eine große Freude, Sie und ihre Gemahlin demnächst auf Schloss Salassar begrüßen zu dürfen, sobald es ihr besser geht.“ Adina fing Lyons fragenden Seitenblick auf. Sie hatten vor dem Treffen vereinbart, sich nicht auf telepathischem Wege zu verständigen, um keinerlei Misstrauen aufkommen zu lassen. Deshalb berichtete sie ihm nicht von der Unterhaltung mit Tehlic. Ein trauriger Schatten legte
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