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Lyon - A.M.O.R. 01

Lyon - A.M.O.R. 01

Titel: Lyon - A.M.O.R. 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Madea
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Salassar geflogen und hatte sie kurz vor den schützenden Nebeln in Trance versetzt. Sie schlief selig und sicher in diesen Gemäuern. Lyon nickte, als er seinen Entschluss fasste. Er verließ das Schloss und drang tief in den umliegenden Wald ein, um eine markante Felsformation aufzusuchen. Lyon wusste, sein Wunsch würde unerfüllt bleiben, dessen ungeachtet musste er sich vergewissern, ob das königliche Diadem mit der rubinroten Träne am Übergabeort abgeholt worden war.
    Sorgfältig tasteten seine magischen Sinne die Umgebung ab, bevor er einen Menhir emporwuchtete. Der aufrecht stehende Stein hatte sich selbst nach so langer Zeit kaum verändert. Das Kästchen mit dem silbernen Stirnband hatte er dereinst unter dem Hünenstein in einer Mulde ablegen müssen, um Frieden zu schaffen und um seine Spezies zu retten. Doch das Versteck lachte ihm höhnisch und leer entgegen. Der Beweis seiner persönlich eingestandenen Niederlage war wahrscheinlich vor 467 Jahren wie vereinbart abgeholt worden. Das Diadem, das hoheitsvolle Erbe, das seit Jahrtausenden vom Vater zum Sohn weitergereicht wurde, befand sich in Feindeshand.
    Lyon ließ sich auf die Knie nieder und vergrub den Kopf unter Armen und Händen. Sein Vater Zarr hatte das feine Silberband mit dem Rubin im Stirnchakra stets mit auserwählter Würde getragen. Er hingegen fand nach Zarrs Tod nur ein einziges Mal Kraft, die vom Diadem ausgehende Macht seiner Ahnen zu ertragen, so sehr quälten ihn die damaligen Ereignisse.
    Anlässlich der Zeremonie zu seiner Krönung 1544 hatte eine Hohepriesterin ihm die silberne Kordel umgebunden. Sie platzierte den Rubintropfen in der Mitte seiner Stirn und zog das Band unter seinem Haar bis zum Hinterkopf. Als sie die Enden des Silberbandes schloss, spürte Lyon, wie magische Wärme den Edelstein erhitzte. Zarte Energien flossen von seiner Stirnmitte in den Kopf, überzogen seine Haut nach und nach mit einem feinen Kribbeln, wanderten durch seinen Körper, bis es sein Herz und seinen Geist überflutete.
    Er hatte kaum etwas von seiner Krönungszeremonie mitbekommen, so sehr überwältigten ihn die Gefühle, die Macht seiner Ahnen, die ihn zu begrüßen schienen. Geheimnisvolles Flüstern hallte dumpf wie ein Echo in einer Höhle, Stimmen vermischten sich zu einem sakralen Singsang, der ihn beschwingte und gleichsam in Ehrfurcht versetzte. Eigentümlich bekannt kam ihm die spirituelle Sprachmelodie vor, obwohl er sie noch niemals zuvor vernommen hatte. Ein roter Hauch durchdrang ihn mit zunehmender Intensität, die Seelen seiner Vorfahren. Er schloss die Lider und gab sich den überwältigenden Empfindungen hin. Die Farbschleier glühten beschwörend, und bevor das Spektakel in einer Farbexplosion erlosch, vernahm er ein Wort so deutlich, als hätte er es selbst gedacht – Amor.
    Lyon erhob sich und atmete tief durch. Seine Krönung lag nun 468 Jahre zurück und dennoch wühlten ihn die Erinnerungen derart auf, als würden seine Vorfahren ihn in diesem Moment durchdringen, um ihn zu leiten und ihm zur Seite zu stehen. Er knurrte in die Stille des Waldes hinein. Niemals hätte er das Diadem hergeben dürfen. Aber es half nichts, Geschehenes rückgängig machen zu wollen, er musste im Hier und Jetzt aktiv handeln. Er hoffte nur inständig, nicht zu spät aufgewacht zu sein.
    Lyon ließ all seine Magie durch die Umgebung gleiten, in der Hoffnung, einen Hinweis auf denjenigen zu erhalten, der das Diadem abgeholt und sein Volk und ihn verraten hatte. Nichts. Er kam zu spät, viel zu spät, um eine Spur zu entdecken. Sorgsam versetzte er den Platz wieder in den ursprünglichen Zustand und verwischte seine Spuren, ehe er sich durch die Luft entfernte.
    Bevor er zu Adina ins Schlafgemach zurückkehrte, blieb er in der Empfangshalle des Schlosses stehen. Das einst imposante Treppenhaus mit der zweiläufigen Treppe in Form einer Doppelhelix lag beschädigt unter Staub und Dreck im milchigen Schein, der durch Löcher und Ritzen im Mauerwerk auf das Konstrukt fiel. Es roch penetrant nach Moder und verfaultem Holz. Die Decke des angrenzenden Thronsaals war teilweise eingestürzt und das Wetter hatte seinen Teil beigetragen, um den Verfall zu beschleunigen. Der prächtige Saal stand seit Jahren bis zu den einstigen Buntglasfenstern unter Wasser. Das magisch geschützte Mauerwerk hielt es in seinem Inneren gefangen. Wie hatte er das nur alles zulassen können? Es kam ihm beinahe so vor, als hätte jemand ihn beeinflusst, Macht auf ihn

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