Lyon - A.M.O.R. 01
war. Ich bin also wirklich mitten im Kampf bewusstlos geworden.“ Lyon fasste sich vor Scham und Bestürzung an den Hals, der ihm zu eng geworden schien.
„Ach, mach dir nichts draus. Sagen wir, wir haben ihn zusammen besiegt, ok? Was glaubst du, warum ich Tropical heiße, hm?“
Er hatte zwar Tropicals Auftritt verpasst, aber er konnte sich ausmalen, wie der magische Ozelot als heißer Wirbelwind alles dem Erdboden gleichmachte, was sich ihm in den Weg stellte. „Danke.“
„Hm, ja, wenn’s dich nicht stört, dass ich dich gerettet hab … gern geschehen.“ Die Schnurrhaare zitterten vergnüglich.
Lyon spürte so etwas wie Hoffnung in sich keimen. Vielleicht lag es im Bereich des Möglichen, mit der Hilfe von Tropical und des weisen, wiedererweckten Amors, sein Volk, die Amorphen, vor der Ausrottung zu bewahren. „Du sagtest etwas von einer Schatulle. Wo ist sie? Bring mich zu ihr.“
Tropical setzte sich behäbig auf und flüsterte: „Genau da liegt das Problem.“
„Welches?“ Lyon verengte die Brauen. Nicht noch eins! Der Ozelot wurde leicht durchscheinend. Das konnte nur bedeuten, sie zog sich zurück, weil sie einen Wutausbruch seinerseits befürchtete.
„Die Schatulle ist mir trotz magischer Verbindung irgendwann in den vergangenen Jahrtausenden abhandengekommen.“ Die Geisterkatze löste sich auf. „Sie war einfach nicht mehr da, als ich sie für dich holen wollte …“
Sah er Tränen in ihren Augen? Lyon barg sein Gesicht in den Händen. Doch anstatt zu verzweifeln, wusste er, es würde irgendwie weitergehen. Er ging in die Hocke und streckte den Arm aus. Die Maus kam vertrauensvoll angesprungen und setzte sich auf seine Handfläche. Die dunkelbraunen Kulleraugen sahen ihn sanft an. „Mach dir keine Sorgen, Tropical“, sagte Lyon leise ins leere Treppenhaus, „zusammen werden wir die Schatulle schon wiederfinden.“
Lyon ging nach draußen, setzte Momo ins dichte Grün und schwebte als Nebel ins königliche Schlafgemach zu seinem Schützling.
Adinas süßlicher Duft beherrschte den von Bash instand gehaltenen Raum. Die neuen Erkenntnisse musste er erst einmal sacken lassen, deshalb ging er zunächst ins angrenzende Badezimmer. Er nahm Gestalt an, zog sich aus und schlüpfte unter die altmodische Dusche, die sicher auch Bash hatte einbauen lassen. Lyon fragte sich nicht zum ersten Mal, wie er sich für so lange Zeit hatte täuschen lassen, weshalb er so lange geschlafen und wertvolle Lebenszeit vergeudet hatte. Bash hätte König sein sollen. Er hätte sich nicht so einfach austricksen lassen. Um nicht wieder in dem Kreislauf schwermütiger Gedanken zu versinken, lenkte er seine Konzentration auf Adina.
Die Verantwortung, sich um sie zu kümmern, lastete nun auf seinen Schultern, doch sie erfüllte ihn mit Ehre. Er fühlte sich wohl, wenn sie in seiner Nähe war. Genoss es, sie um sich zu haben, was ebenso egoistisch wie lebensnotwenig war. Aber er wollte für sie da sein. Es war ihm ein Bedürfnis und zugleich seine Pflicht. Außerdem beeindruckten ihn ihr Mut und ihre Unerschrockenheit.
Für einen Moment zog er in Betracht, Xena die Fürsorge für Adinas Wandlung zu übertragen … Nein! Lyon wehrte sich innerlich gegen die Idee. Er wusste, er würde Adina niemandem anvertrauen, obwohl sie es in der Obhut eines anderen Amorphen bestimmt leichter und besser hätte als bei ihm. Auf schleichende Weise hatte er sich schon stärker an Adina gebunden, als er es für möglich gehalten hätte.
Rasch zog er sich an und betrat das geräumige Schlafzimmer. Er erhaschte einen kurzen Blick auf die schlafende Frau, dann stellte er sich mit dem Rücken zu ihr vor die weitläufige Panoramascheibe. Er holte tief Luft und Adinas Duft beseelte ihn. Dennoch! Sobald das Gespräch auf die Wandlung kam, sollte er Adina anbieten, sich von Xena betreuen zu lassen, wenn es so weit war.
Lyon wagte nicht, sich zu ihr umzudrehen. Ihre sinnliche Aura, wenngleich noch menschlich, zog ihn auf göttliche Weise an, als wäre ihre Verbindung vorherbestimmt. Ihr Blut duftete und mundete wie ausschließlich auf seine Gaumenfreude, seine hochsensiblen Sinnesknospen ausgerichtet. Mit Bedacht hatte er sich ans Ende des Raumes zurückgezogen, da allein der Gedanke an sie, an ihre leisen Laute, ihn zu Handlungen zu überreden versuchte, von denen er nicht abschätzen konnte, ob sie dies tatsächlich wollte. Ja, sie hatte es gesagt, aber er war rau und dominant vorgegangen. Das Tier in ihm hatte sie so sehr begehrt
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