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Lyon - A.M.O.R. 01

Lyon - A.M.O.R. 01

Titel: Lyon - A.M.O.R. 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Madea
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ausgeübt. Vor einer Aufgabe wegzulaufen war vormals nie seine Art gewesen. Er schüttelte resigniert den Kopf. Nein, er hatte wahrhaftig geglaubt, das einzig Richtige für seine Rasse zu tun und lag doch so dermaßen falsch damit.
    Lyon strich sich durchs Haar. Amor! Endlich wusste er, woher er das Wort kannte. Waren die Amor seine Ahnen aus grauer Vorzeit? Weshalb hatten seine Stammesväter ihm das Wort zugeflüstert? Oder waren es gar die Amor selbst, die zu ihm gesprochen hatten, als er das königliche Diadem aufgesetzt bekam? Es war Zeit, sich Klarheit zu verschaffen und die Geisterkatze konnte ihm womöglich dabei helfen. Aber er musste behutsamer und einfühlsamer vorgehen als zuvor, denn anscheinend war sie ein frei denkendes und zudem recht launisches Wesen.
    „Tropical. Ich bin allein und habe mich beruhigt. Ich würde gerne mit dir reden. Ich bin auf deine Hilfe angewiesen. Bitte sag mir, was du über die Amor weißt.“
    Anspannung machte sich breit, weil er sie weder hörte noch sah. „Tropical, bitte. Komm schon. Jetzt sei nicht beleidigt, du kannst mir meine anfängliche Verwirrtheit nach einer so langen Tiefschlafphase …“
    „Schon da, schon da. Na, das klingt doch schon viel freundlicher“, schnurrte es von der Wendeltreppe. Der Ozelot schritt anmutig die Stufen herab. Die Muskeln geschmeidig gespannt. Er hatte eine Maus in der Schnauze und nuschelte: „Ging nicht schneller.“
    Lyon verbarg seine Erleichterung nicht, sondern lächelte Tropical an. „Dein nächtliches Mahl?“
    Tropical spuckte die Maus zwischen ihre Pfoten und hielt sie am Schwanz fest. Die bernsteinfarbenen, geschlitzten Katzenaugen musterten ihn abschätzig. „Stört’s dich?“
    Lyon setzte sich einige Stufen tiefer auf die Treppe, lehnte sich an das Geländer und sah zu ihr auf. „Nein, mach, was du willst. Musst ja wohl auch fressen. Aber wenn’s geht, nicht vor meinen Augen. Ich bin sozusagen Vegetarier.“
    Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf Tropicals Gesicht aus, ihre Schnurrhaare vibrierten, als lachte sie, ohne Töne von sich zu geben. „Na, ob eine Blutdiät unbedingt vegetarisch ist?“
    Auch Lyon lächelte. „Zumindest muss ich dafür den Wirt nicht töten.“
    Tropical nahm die Pfote vom Schwanz der Maus, die daraufhin kurz emporschaute, fiepend zu kichern schien und dann anfing, sich das speichelfeuchte Fell zu putzen. „Ich nenn sie Momo, weil sie so schöne dunkelbraune Kulleraugen hat.“
    Lyon lachte leise. Das anfängliche Eis zwischen ihnen schien gebrochen.
    Auch Tropical begann mit der Fellpflege. „Ich wollte nur sehen, welchen Wert das Leben anderer für dich hat. Wer eine Maus einfach so abmurkst, macht dasselbe auch mit Katzen, Ozelots oder anderen Lebewesen. Da ich ein Geist bin, kannst du mich natürlich nicht so ohne Weiteres töten, und ich brauche natürlich auch nichts zu essen. Schon gar nichts Haariges. So, was willst du denn nun wissen?“
    „Alles“, sagte Lyon. „Alles, was du mir anvertrauen magst, könnte mich weiterbringen. Ich bin auf jede Hilfe angewiesen.“
    „Oha, das klingt ja wirklich schon ganz anders. Also gut, bereit?“
    Diese Mieze war unmöglich. Lyon musste wieder lächeln, obwohl sein Anliegen so ernst war und sich ein vages Gefühl von düsterer Vorahnung einschlich. „Ich bin zu hundert Prozent aufmerksam.“
    „Gut, gut. Ich sage dir, was ich weiß. Und vorweg möchte ich betonen, es gibt außer mir und meinen Schwestern niemand, der dir so viel über die AMOR erzählen kann. Du wirst mir also schon vertrauen müssen.“
    Lyon nickte.
    „Nun denn. Das sagenumwobene Volk der AMOR existierte tatsächlich. Sie waren mächtig und jedem Lebewesen überlegen. Doch sie handelten nicht gerade weise. Die Allmacht verdarb sie innerlich und sie unterjochten Tiere, Menschen und Wesen, einfach nur, weil sie es konnten.“
    Tropicals Fell sträubte sich, als wäre sie dabei gewesen und erinnerte sich an die damalige Zeit. „Eine Gruppe von klugen und umsichtigen AMOR distanzierte sich von der Führungsriege. Sie waren Hohepriester und Hohepriesterinnen, die jeden neugeborenen AMOR segneten und ihn nach seinem stärksten Attribut in eine der vier Unterspezies einteilten, wie es seit Jahrtausenden Brauch war. Sie beschlossen fortan, etwas gegen die Unterwerfung durch ihre Rasse zu unternehmen und veränderten auf magische Weise die Segnung. Ihre Absicht war, die herrschenden und vom rechten Weg abgekommenen AMOR ihrer Allmacht zu berauben und sie von etwas

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