Lyon - A.M.O.R. 01
doch er unterband jede Bewegung mit einem Körperteil. Sie konnte die Arme nicht unter der Seidendecke hervorziehen.
Lyons Zunge entfernte sich, seine Lippen tupften gierig Küsse über einen Mundwinkel zur Wange, zurück zum Amorbogen bis zur Stirn, von der Nase zum Ohr, vom Augenlid bis zur Kehle. Glückshormone überfluteten sie wie ein Schluck Alkohol auf nüchternen Magen. Lyon küsste ihre Schulterblätter und leckte erst sanft und dann immer intensiver über die empfindsame Stelle, an der sie gebissen worden war. Adina keuchte auf und versuchte, sich aus dem Laken zu befreien. Ihre Blicke trafen sich.
Er sog Luft ein, verschlang sie mit feurigen Augen, zog sich aber ein wenig zurück. Er räusperte sich. „Du weißt, dass du nackt bist? Ich meine, du erinnerst dich daran, wie du hierhergekommen bist?“
Ein sanfter Stromstoß durchzuckte ihren Leib. Ja, sie hatte sich ausgezogen und sogar geduscht. Doch die Erinnerung war blass, als wäre es nicht ihre. Aber es war in Ordnung, sie vertraute ihm. Prickelnde Wogen überspülten ihre Haut.
Lyon schob mit dem Kinn die Seidendecke hinab, küsste ihr Schlüsselbein, mal rechts, mal links. Sein dunkelbraunes Haar streichelte ihren Hals.
„Ich habe dich mit deinem Einverständnis in eine leichte Trance versetzt, kurz bevor wir hier ankamen.“
Sein athletischer Körper senkte sich fast auf ihren herab. Es mutete unglaublich an, sich so lange ohne sichtliche Kraftanstrengung und ohne zu zittern einige Millimeter über der Decke halten zu können. Ihre Härchen richteten sich unter der Seide auf wie von ihm angezogen, reckten sich ihm entgegen, den Körperkontakt fordernd. Wie passte der wilde, ungestüme Vampir von vor einigen Stunden mit diesem zärtlichen und so rücksichtsvollen Mann überein? Besaß der menschliche Teil in ihm die Kontrolle über das amorphe Wesen?
Als könnte er ihre Gedanken lesen, klang seine Stimme leicht besorgt. „Dein Erinnerungsvermögen ist wohl deshalb ein wenig getrübt.“
Adina sah ihm in die Augen. Sein gebräuntes Gesicht glühte. Seine Pupillen verrieten das unterdrückte Verlangen. Himmel, sie war schon scharf darauf gewesen, auf dem Motorrad stürmischen Sex mit ihm zu haben. Sein berauschter Zustand hatte ihn unsicher erscheinen lassen. Aber er hatte das Spiel abgebrochen … bis ihm am Kloster klar wurde, dass sie sich zu einem Amorphen wandelte. Ihr Geist und ihr Körper schienen füreinander geschaffen, jedes Detail an ihm zog sie in seinen Bann. Sie wollte jetzt nicht über das Warum nachdenken, begehrte nur eins – die Befriedigung aller Sinne.
„Deine Rücksichtnahme ist mir bewusst“, flüsterte sie. „Etwas weniger wäre auch in Ordnung.“
In Lyons faszinierenden Augen flackerten plötzlich rubinrote Flammen. „Ich werde es versuchen.“ Seine Stimme klang belegt.
Ihr war mehr denn je bewusst, keinen Menschen vor sich zu haben, und doch fühlte es sich richtig an, ihm zu vertrauen, sich ihm hinzugeben. „Du darfst jetzt damit anfangen …“
Sein leiser Knurrton klang genauso rau wie zuvor, doch schwang eine Nuance mit, die verriet, wie erregt er wirklich war. Er wähnte sich ertappt. „Du siehst mir an, wie sehr ich mich in dir verlieren will, Miss Wingchester.“
„Cyburn“, hauchte sie, „ich heiße Adina Cyburn.“
Sein Blick brannte sich in ihrem fest. Entschlossenheit lag neben der gebändigten Lust darin. „Unwichtig.“
Sie zog fragend die Brauen hoch.
„Dein Name, unwichtig …“ Sein Gesicht kam näher. „Ich begehre dich. Dein Herz, deinen Körper, alles an dir …“ Seine Lippen legten sich auf ihre, seine Zunge forderte ihre augenblicklich lustvoll zum Tanz. Seine Hand glitt unter die Bettdecke und fuhr ihr langsam den Arm hinab und wieder herauf. Ihre Sinne labten sich an dem Kuss, sein Herzschlag galoppierte mit ihrem im Rhythmus seiner Finger auf ihrer Haut. Nur ein Gedanke blitzte durch den Nebel, er möge endlich die Decke zwischen ihnen wegziehen. Sie befreite einen Arm. Doch bevor sie die Seide greifen konnte, packte er das Handgelenk und drückte es über ihrem Kopf auf die Matratze.
„Wenn du dich entblößt, verliere ich mich auf der Stelle …“, sagte er mit einem erotischen Stöhnen in der dunklen Stimme.
Gegenwehr zwecklos. Ihre Vorstellungskraft stürmte voran, ließ sie nach Atem ringend die Augen aufreißen.
Lyon sah sie an. „Dein Duft raubt mir bereits den Verstand.“ Er streckte den Arm aus, kratzte mit einem Fingernagel ihren Innenarm, über
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