Lyon - A.M.O.R. 01
rötliche Hauch zeichnete Lyons Umrisse, sein durchsichtiges Gesicht tauchte auf. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust. Sie schwebte, unter ihr lag der von Nebelschleiern durchzogene Wald.
„Ich wäre am liebsten nicht mehr auf der Welt … wenn du nicht wärst“, hauchte er ihr ins Ohr.
„Lass mich nicht fallen.“
„Niemals“, erwiderte er lachend.
„Von deinen Launen krieg ich ’nen Drehwurm.“
Lyon verließ die Form des Nebels und nahm seine richtige Gestalt an. Adinas Puls schlug Purzelbäume. Er zwängte seinen mächtigen Körper an ihren, hielt sie fest umschlungen. Seine Augen leuchteten sanft, als er sich zu ihrem Hals hinabneigte und die Narben küsste.
„Sag mir bitte immer, was du denkst.“
Sie nickte, legte den Kopf entspannt in den Nacken und ergab sich seiner Inbrunst, seinen hauchzarten Berührungen, dem Liebreiz seines warmen Leibes an ihrem. Sie hoffte, die Möglichkeit zu erhalten, ihm bei der Lösung seiner Probleme und der Erfüllung seiner Bürde helfen zu können … doch nicht jetzt.
Lyon nahm sie auf die Arme, wickelte sie in die Seide ein, ohne ihre Lippen preiszugeben. Sie spürte, wie sie flogen, doch sie verlor sich mit geschlossenen Augen in den Empfindungen, die er auslöste, genoss seine sanften Küsse, seine leisen Worte und seine Nähe.
„Adina, sieh.“
Sie öffnete die Lider, die Wange schwer an seiner Brust ruhend, deren Herzschlag sie eigentümlich berührte. Lyon hatte mit ihr die Nebelschleier verlassen und sie schwebten knapp über den Wipfeln der Tannen. Sonnenstrahlen stachen durch die Kumuluswolken herab zur Erde und ließen das Wasser eines Flüsschens wie mit hüpfenden Diamanten bespickt funkeln. Zwischen den Bäumen sah Adina mehrere, große, braune Tiere.
„Elche“, hauchte sie. Sie hatte noch nie welche in natura gesehen. „So viele?“
Lyon strich ihr über das Haar. „Es ist Brunftzeit. Sie kommen zusammen, um den Bullen beim Kämpfen zuzusehen und um sich danach mit dem Stärksten zu vergnügen.“
Adina lächelte und sah ihm in die schwarzen Augen. Es bewegte sie, dass er endlich etwas von seinem tief verborgenen Inneren preisgab. Sein Blick streichelte sie so zart wie seine Finger, die unbändige Kraft wie von Geisterhand gezügelt. Lyon war also doch fähig zu lieben. Der erste Eindruck von ihm hatte sie wahrhaftig getäuscht. Er hatte mit seiner groben Abwehrhaltung hart und unnahbar auf sie gewirkt. Sie streckte sich auf seinem Arm. Mit zärtlichen Küssen tupfte sie über sein Gesicht, umrundete seinen Mund. Seine Pupillen folgten ihr, bis er die Lider schloss. Das Pochen seines Herzens an ihrer Hüfte intensivierte sich. Sie fuhr ihm mit den Händen über die Schläfen ins Haar. Leidenschaftlich küsste sie seine bebenden Lippen, tauschte Atem, Leben.
Plötzlich fielen sie. Adina schrie, als sie rasant an Höhe verloren. Lyon riss die Augen auf und stoppte den Fall. Er entspannte sich wieder, seine langen Wimpern senkten sich langsam. Er schmunzelte und barg den Kopf in ihre Halsmulde. Jeder Muskel an ihm schien zu zucken. Lachte er lautlos? Seine geröteten Wangen, sein Kinn, seine Brust, seine Schenkel, er vibrierte förmlich. Es dauerte eine Weile, bis er sie amüsiert ansah. „Oh Adina, was machst du bloß mit mir? So stürzen wir noch ab.“
Sie schwebten zurück und durch die offenen Flügeltüren. Lyon setzte sie behutsam ab und strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Vertraust du mir?“
„Ja“, flüsterte sie.
„Fühlst du die Verbindung zwischen uns?“
Sie nickte.
Lyon trat einen Schritt rückwärts, verschwand und erschien im nächsten Augenblick wieder. Adina hielt die Luft an. Sein makelloser, kräftiger Körper ragte wie ein in Marmor gemeißelter Gott des Olymps vor ihr auf. Seine ästhetische Männlichkeit verschlug ihr zum wiederholten Male den Atem. Wie in Trance ließ sie die Seidendecke von ihren Schultern gleiten.
Lyons Lider neigten sich für einen Moment, bevor er ihr mit leuchtenden Pupillen in die Augen sah. „Wenn ich dich sehen darf, ist hier der Himmel auf Erden.“
Er nahm ihre Hände zärtlich in seine und sie schwebten erneut. Energie schien von ihm zu ihr überzufließen, als schlösse sich ein Kreislauf, tankte sie mit Kraft und … Liebe auf. Adina zitterte vor überschwänglichen Gefühlen, die auf sie einrieselten wie ein herrlich milder Sommerregen auf nackter Haut. Sie senkten sich in das leise plätschernde Wasser des Springbrunnens, die Engel in der Mitte
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