Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse
Neuigkeit nicht sehr erbaut. »Ich glaube, ich möchte lieber ein Elf sein.«
»Wir werden sehen, was sich machen läßt«, sagte Twisk und sprang behende auf die Füße. »Doch jetzt bist du erst einmal Prinz Tippit, Herr über alle Sumpfdotterblumen.«
Eine Weile war alles wie bisher, und Dhrun verdrängte die unliebsame Neuigkeit in den hintersten Winkel seines Geistes. Schließlich verfügte König Throbius über wunderbare Zauberkräfte, und wenn er ihn freundlich bat, würde König Throbius ihn zu gegebener Zeit gewiß zu einem Elf machen.
Ein einziger Bewohner des Elfenhügels begegnete ihm feindselig: Es war Falael, der Kobold mit dem Mädchengesicht und dem Jungenkörper, dessen Geist von boshaften Possen und üblem Schalk nur so sprudelte. Er stellte zwei Mäuseheere auf und kleidete sie in prächtige Uniformen. Die erste Armee trug Rot und Gold; die zweite Blau und Weiß und silberne Helme. Sie marschierten tapfer von den gegenüberliegenden Seiten der Madling-Wiese gegeneinander und lieferten sich eine furchtbare Schlacht. Die Elfen von Thripsey Shee schauten zu, bejubelten Heldentaten und weinten um gefallene Recken.
Falael besaß auch musikalisches Talent. Er stellte ein Orchester aus Igeln, Wieseln, Krähen und Eidechsen zusammen und unterwies sie in der Benutzung von Musikinstrumenten. So kunstvoll spielten sie, und so wohlklingend waren ihre Melodien, daß König Throbius ihnen erlaubte, zur Großen Pavane bei der Frühlings-Tagundnachtgleiche aufzuspielen. Daraufhin wurde Falael seines Orchesters überdrüssig. Die Krähen flogen davon; zwei Wiesel-Fagottisten fielen über einen Igel her, der seine Trommel mit zuviel Begeisterung geschlagen hatte, und das Orchester fiel auseinander.
Als nächstes verwandelte Falael aus schierer Langeweile Dhruns Nase in einen langen grünen Aal, der, so er sich herumbog, in der Lage war, Dhrun mit einem spöttischen Blick zu durchbohren. Dhrun lief zu Twisk und bat sie um Hilfe. Twisk beschwerte sich wütend bei König Throbius, der die Sache wieder ins Lot brachte und Falael zur Strafe dazu verdammte, eine Woche und einen Tag keinen Laut von sich geben zu können: für den geschwätzigen Falael ein schlimme Strafe. Nachdem er seine Strafe abgebüßt hatte, schwieg Falael aus schierer Lust an der Verdrehtheit noch drei weitere Tage. Am vierten Tag ging er zu Dhrun und sprach: »Durch deine Boshaftigkeit mußte ich eine tiefe Demütigung erdulden, ich, Falael, mit den vielen trefflichen Vorzügen! Bistdu nun verblüfft über meinen Ärger?«
Dhrun erwiderte würdevoll: »Ich verwandelte deine Nase nicht in einen Aal, vergiß das nicht!«
»Ich tat es nur zum Spaß, und warum solltest du auch den Wunsch haben, mein schönes Gesicht zu verunstalten? Im Gegensatz zu meinem ist dein Gesicht wie eine Handvoll Teig mit zwei Pflaumen als Augen darinnen. Es ist ein grobes Gesicht, ein Spielplatz für dumme Gedanken. Aber was kann man von einem Sterblichen schon Besseres erwarten?« Triumphierend sprang Falael in die Luft, schlug einen dreifachen Purzelbaum und stolzierte, hämische Grimassen schneidend, davon.
Dhrun suchte Twisk auf. »Bin ich wahrhaftig ein Sterblicher? Kann ich niemals ein Elf werden?«
Twisk musterte ihn einen Moment lang. »Ja, du bist ein Sterblicher, und du wirst niemals ein Elf werden.«
Von da an änderte sich Dhruns Leben unmerklich. Die fröhliche Unbekümmertheit früherer Tage wich einer wachsenden Bedrücktheit. Die Elfen warfen ihm schräge Blicke zu. Von Tag zu Tag fühlte er sich mehr isoliert.
Der Sommer kam zur Madling-Wiese. Eines Morgens trat Twisk vor Dhrun und sprach zu ihm mit einer Stimme wie Glockengeläut: »Die Zeit ist gekommen, du mußt den Hügel verlassen und deinen Weg in der Welt machen.«
Dhrun stand mit gebrochenem Herzen da. Tränen liefen ihm über die Wangen. »Dein Name ist jetzt Dhrun«, sagte Twisk. »Du bist der Sohn eines Prinzen und einer Prinzessin. Deine Mutter ist von den Lebenden gegangen, und von deinem Vater weiß ich nichts, aber es wird keinen Sinn haben, ihn zu suchen.«
»Aber wohin soll ich gehen?«
»Folge dem Wind! Geh, wohin das Schicksal dich führt!«
Dhrun wandte sich von ihr und machte sich mit tränenverschleierten Augen auf den Weg.
»Warte!« rief Twisk. »Alle sind versammelt, dir Lebwohl zu sagen. Du sollst nicht ohne unsere Geschenke scheiden.«
Die Elfen von Thripsey Shee, ungewöhnlich still und schweigsam ob seines Abschieds, sagten ihm Lebwohl. König Throbius sprach:
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