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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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»Tippit – oder Dhrun, wie du nun heißest –, die Zeit ist gekommen. Jetzt bist du bekümmert ob deines Scheidens, weil wir wirklich und echt und teuer sind, doch bald schon wirst du uns vergessen, und wir werden nur mehr wie Funken im Feuer sein. Wenn du alt bist, wirst du dich mit Verwunderung der seltsamen Träume deiner Kindheit erinnern.«
    Die Elfen von Thripsey Shee scharten sich um Dhrun, lachend und weinend zugleich. Sie zogen ihm feine Kleider an: ein dunkelgrünes Wams mit silbernen Knöpfen, blaue Kniehosen aus festem Leinenköper, grüne Strümpfe, schwarze Schuhe, eine schwarze Mütze mit einer nach innen gebogenen Krempe, einer langen Spitze und einer scharlachroten Feder.
    Flink, der Schmied, überreichte Dhrun ein Elfenschwert. »Der Name dieses Schwertes ist Dassenach. Es wird mit dir wachsen, so daß es immer zu deiner Statur passen wird. Seine Schneide wird niemals fehlen, und es wird in deine Hand springen, wann immer du seinen Namen rufst!«
    Boab hängte ihm ein Medaillon um den Hals. »Dies ist ein Talisman gegen Furcht. Trage diesen schwarzen Stein stets bei dir, und es wird dir nie an Mut gebrechen.«
    Nismus schenkte ihm eine Flöte. »Hier ist Musik. Wenn du spielst, werden die Hacken fliegen, und es wird dir nie an lustiger Gesellschaft mangeln.«
    König Throbius und Königin Bossum küßten Dhrun auf die Stirn. Die Königin schenkte ihm einen kleinen Beutel mit einer Goldkrone, einem Silberdukaten und einem Kupferheller. »Dies ist ein Zauberbeutel«, erklärte sie ihm. »Er wird niemals leer, und was noch besser ist, wenn du jemals eine Münze weggibst und sie wiederhaben willst, brauchst du nur auf den Beutel zu klopfen, und schon kommt die Münze zu dir zurückgeflogen.«
    »Nun schreite mutig vorwärts«, sagte der König. »Geh deines Weges und schau nicht zurück, sonst folgen sieben Jahre Pech; denn dies ist die Art, auf welche man von einem Elfenhügel fortgehen muß.«
    Dhrun wandte sich um und schritt über die Madling-Wiese, den Blick fest nach vorn auf den Weg gerichtet. Falael, der ein wenig abseits saß, hatte sich an der Verabschiedung nicht beteiligt. Nun sandte er Dhrun eine Geräuschblase hinterher, die niemand hören konnte. Die Blase trieb über die Madling-Wiese und platzte direkt neben Dhruns Ohr, so daß er erschrocken zusammenfuhr. »Dhrun! Dhrun! Einen Augenblick!«
    Dhrun blieb stehen und blickte zurück, doch nur, um eine leere Wiese zu entdecken, die von Falaels höhnischem Gelächter widerhallte. Wo war der Hügel, wo die Zelte, die stolzen Banner, die wehenden Fahnen? Das einzige, was er sah, war ein flacher Erdhügel in der Mitte der Wiese, aus dessen Spitze ein verkrüppelter Eichenbaum wuchs.
    Bekümmert wandte Dhrun sich wieder zum Gehen. Würde König Throbius ihn wirklich mit sieben Jahren Pech bestrafen, obgleich die Schuld doch bei Falael lag? Elfenrecht war oft unerbittlich.
    Eine Herde Sommerwolken bedeckte die Sonne, und der Wald wurde düster. Dhrun verlor die Orientierung, und statt Richtung Süden zu wandern, zum Waldesrand, ging er zuerst nach Westen, dann schwenkte er, ohne es zu merken, immer weiter nach Norden, tiefer und tiefer in den Wald hinein. Er wanderte unter alten Eichen mit knorrigen Stämmen undweit ausladenden Ästen, über moosige Felsausbisse, vorbei an farngesäumten Bächen, und so verging der Tag. Gegen Sonnenuntergang richtete er sich ein Bett aus Farn und Zweigen, und als die Dunkelheit hereinbrach, deckte er sich mit Farnkraut zu. Er lag lange wach und lauschte den Geräuschen des Waldes. Vor Tieren verspürte er keine Angst; sie würden die Nähe von Elfenstoff wittern und einen großen Bogen um ihn machen. Doch hausten noch andere Wesen in den Wäldern, und wenn eines ihn witterte, was dann? Dhrun weigerte sich, die Möglichkeiten auszudenken. Er berührte den Talisman, der um seinen Hals hing. »Welche Erleichterung, gegen Angst gefeit zu sein«, sprach er bei sich. »Sonst könnte ich vor Furcht womöglich keinen Schlaf finden.«
    Schließlich wurden ihm die Lider schwer, und er schlief ein.
    Die Wolkendecke riß auf, der Halbmond wanderte über den Himmel, das Mondlicht sickerte durch die Blätter und schien auf den Waldboden. So verging die Nacht.
    Im Morgengrauen erwachte Dhrun und setzte sich in seinem Nest aus Farnwedeln auf. Er starrte hierhin und dorthin, und dann erinnerte er sich wieder seiner Verbannung aus dem Elfenreich. Er saß freudlos da, die Arme um die Knie geschlungen, und kam sich einsam und

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