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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Mädchen, scheu und zierlich?« Er ging zum Tisch und trank den purpurnen Becher leer. Sofort schrumpfte er zusammen und wurde zu einem gedrungenen, kräftigen Troll, nicht größer als Nerulf. Ohne weiteres Aufheben sprang er auf das Bett, entledigte sich seiner Kleider und erging sich in erotischen Verrichtungen.
    Dhrun, der vom Fenster aus alles sehen konnte, spürte, wie seine Knie zitterten und das Blut in seinen Schläfen und seinem Hals pochte. Abscheu? Ekel? Entsetzen? Angst war es natürlich nicht, und er berührte dankbar seinen Talisman. Dennoch hatte die Empfindung, welcher Natur sie auch immer sein mochte, eine eigentümlich schwächende Wirkung.
    Arbogast war unermüdlich. Selbst als Farence schon erschlafft unter seinem Körper lag, fuhr er fort in seinem widerlichen Treiben. Schließlich rollte er sich ermattet und mit einem zufriedenen Grunzen auf die Seite und schlief sofort ein.
    Dhrun kam plötzlich ein vergnüglicher Gedanke, und da er gegen das Gefühl der Angst gefeit war, hatte er keine Hemmungen, ihn auf der Stelle in die Tat umzusetzen. Er schlüpfte durch das Fenster und ließ sich langsam herunter, bis seine Füße Halt auf der hohen Lehne von Arbogasts Stuhl fanden. Dann sprang er mit einem Satz hinunter auf den Tisch. Er schüttete den Inhalt des grünen Bechers auf den Boden, goß neuen Wein hinein und fügte zwei Tropfen aus der purpurfarbenen Flasche hinzu. Dann kletterte er zurück auf den Fenstersims und versteckte sich hinter dem Vorhang.
    Die Nacht verging, und das Feuer brannte herunter. Arbogast schnarchte. Die Kinder waren ruhig bis auf ein gelegentliches leises Wimmern hier und da.
    Das graue Licht des Morgens sickerte durch die Fenster. Arbogast erwachte. Er blieb noch eine Minute liegen, dann hüpfte er aus dem Bett. Er ging zum Abort, leerte Darm und Blase, kam zurück, ging zum Kamin, fachte das Feuer an und legte frisches Holz nach. Als die Flammen loderten und knisterten, ging er zum Tisch, kletterte auf den Stuhl, nahm den grünen Becher und leerte ihn in einem Zug. Sofort schrumpfte er mittels der Tropfen, die Dhrun in den Wein gemischt hatte, zusammen, bis er nur noch einen Fuß groß war. Dhrun sprang blitzschnell hinter dem Vorhang hervor, hüpfte von der Stuhllehne auf den Tisch und von dort auf den Fußboden. Er zückte sein Schwert und hackte die quiekende Kreatur in Stücke. Diese wanden sich zuckend und versuchten, sich wieder zusammenzufügen, so daß Dhrun alle Hände voll zu tun hatte, dieses zu verhindern. Da kam Glyneth herbeigerannt, packte beherzt die frisch gehackten Stücke und warf sie ins Feuer, wo sie zu Asche verbrannten und so der Vernichtung anheimfielen. Unterdessen steckte Dhrun den Kopf in einen Topf und legte den Deckel darauf, woraufhin der Kopf versuchte, sich mit der Zunge und den Zähnen aus seinem Gefängnis zu befreien.
    Nun wagten sich auch die übrigen Kinder nach vorn. Dhrun wischte sein Schwert an Arbogasts schmierigem Klapphut ab und sagte: »Nun habt ihr kein Leid mehr zu befürchten, Arbogast ist hilflos.«
    Nerulf leckte sich die Lippen und kam nach vorn stolziert. »Und wer, wenn ich fragen darf, bist du?«
    »Mein Name ist Dhrun. Ich kam zufällig des Weges.«
    »Ich verstehe.« Nerulf holte Luft und reckte seinen stämmigen Oberkörper. Er war, so fand Dhrun, eine alles andere als einnehmende Person, mit seinen groben Zügen, seinem Fuchsmund, seinem spitzen Kinn und seinen engen schwarzen Augen. »Nun dann«, sagte Nerulf, »so nimm unseren Dank entgegen. Im übrigen hatte ich exakt denselben Plan, du bist mir nur zuvorgekommen. Aber du hast deine Sache recht ordentlich gemacht. So, nun muß ich überlegen. Wir müssen alles wieder in Ordnung bringen. Wie sollen wir vorgehen? Als erstes muß der Schmutz beseitigt werden. Pode und Hloude, holt Lappen und Eimer! Und daß ihr mir ordentlich arbeitet, ich will nicht einen Flecken mehr sehen, wenn ihr fertig seid! Dhrun, du kannst ihnen helfen. Gretina, Zoel, Glyneth, Bertrude: Geht in die Speisekammer, sucht die feinsten Sachen heraus und bereitet uns allen ein köstliches Frühstück. Lossamy und Fulp: Ihr tragt alle Kleider von Arbogast nach draußen, die Decken ebenfalls, vielleicht riecht es dann besser hier drinnen.«
    Während Nerulf weitere Befehle erteilte, kletterte Dhrun auf den Tisch. Er goß je eine Unze Wein in den grünen und den purpurfarbenen Becher und fügte jedem einen Tropfen aus der entsprechenden Flasche hinzu. Den grünen Becher trank er leer, und sofort

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