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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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wuchs er auf eine Größe von zwölf Fuß. Er sprang vom Tisch herunter und packte den verblüfften Nerulf geschwind bei dem Eisenring, den er um den Hals trug. Dann nahm er den purpurnen Becher vom Tisch und hielt ihn Nerulf an den Mund. »Trink!«
    Nerulf versuchte zu protestieren, aber ihm blieb keine Wahl.
    »Trink!«
    Nerulf leerte den Becher und schrumpfte zu einem fetten Gnom von zwei Fuß Höhe zusammen. Als Dhrun sich anschickte, seine normale Größe wiederzuerlangen, fiel Glyneth ihm in den Arm. »Entferne erst die Eisenringe von unseren Hälsen.«
    Nacheinander traten die Kinder vor ihn. Er durchtrennte das Metall vorsichtig mit seinem Schwert Dassenach, dann packte er die Enden, bog sie einzweimal hin und her, bis die Ringe auseinanderbrachen. Als alle befreit waren, ließ Dhrun sich wieder auf seine normale Größe zusammenschrumpfen. Dann wickelte er sorgfältig die beiden Flaschen ein und steckte sie in die Tasche. Mittlerweile hatten die anderen Kinder sich Stöcke gesucht und verdroschen Nerulf mit tiefer Genugtuung. Nerulf heulte, hüpfte und jammerte um Erbarmen, doch er fand keines und wurde durchgeprügelt, bis er grün und blau war. Eine kurze Zeit gewährte man ihm Erholung, bis eines der Kinder sich einer weiteren Scheußlichkeit entsann, die er sich hatte zuschulden kommen lassen, woraufhin er abermals geprügelt wurde. Die Mädchen erklärten sich bereit, ein üppiges Festmahl zu bereiten, mit Schinken und Würstchen, kandierten Johannisbeeren, Rebhuhnpastete, feinem Brot und Butter und Gallonen von Arbogasts bestem Wein, doch wollten sie nicht eher beginnen, als bis die Feuerstelle von Asche und Knochenresten gereinigt sei: allzu frische Erinnerungen an ihre Zeit der Knechtschaft. Alle machten sich mit Eifer an die Arbeit, und bald glänzte der Saal vor Sauberkeit.
    Zu Mittag wurde ein großes Festessen aufgetischt. Irgendwie hatte Arbogasts Kopf es geschafft, sich an den Rand des Topfes hoch zu arbeiten, mit den Zähnen daselbst festzuhalten und mit der Stirn den Dekkel ein wenig zu heben. Nun schaute er mit seinen zwei Augen aus dem Dunkel des Topfes und mußte zusehen, wie die Kinder in den schönsten Köstlichkeiten schwelgten, die die Speisekammern des Hauses hergaben. Als sie ihren Festschmaus beendet hatten, bemerkte Dhrun, daß der Deckel vom Topf heruntergefallen war und letzterer nun leer war. Er stieß einen erschreckten Schrei aus, und alle rannten los, den verschwundenen Kopf wieder einzufangen. Pode und Daffin entdeckten ihn schließlich ein Stück vom Haus entfernt auf der Wiese, wie er sich mit den Zähnen vorwärtszog. Sie trieben ihn mit Fußtritten zurück zum Haus und errichteten im Vorhof eine Art Galgen, an welchem sie den Kopf mit einem Eisendraht, den sie an dem schlammfarbenen Haarschopf befestigten, aufhängten. Auf daß sie ihren einstmaligen Peiniger um so besser betrachten könnten, drängten die Kinder Dhrun, den Kopf wieder auf seine ursprüngliche Größe zu bringen. Dhrun flößte einen Tropfen der grünen Flüssigkeit in den roten Mund, und der Kopf schwoll wieder auf seine normale Größe. Ja, er bellte sogar eine Reihe von Befehlen, die von den Kindern fröhlich ignoriert wurden.
    Nun mußte der Kopf entsetzt mit ansehen, wie die Kinder Reisig unter ihm aufhäuften und es mit Feuer aus dem Kamin in Brand setzten. Dhrun holte seine Pfeifen hervor und spielte ein lustiges Liedchen, zu welchem die Kinder im Ringelreihen um das Feuer herumtanzten. Der Kopf brüllte und flehte, aber die Kinder hatten kein Erbarmen mit ihm. Schließlich war der Kopf zu einem Klumpen verkohlt, und Arbogast der Oger war nicht mehr.
    Ermüdet von den Ereignissen des Tages zogen die Kinder ins Haus zurück. Sie stärkten sich mit Brei und Kohlsuppe, gutem, knusprigem Brot und Arbogasts Wein und gingen dann schlafen. Ein paar der keckeren machten es sich in Arbogasts Bett bequem, trotz des ranzigen Gestankes, der ihm entströmte. Die anderen streckten sich vor dem Feuer aus.
    Obgleich Dhrun nach seiner durchwachten Nacht und den Ereignissen des Tages müde war bis auf die Knochen, vermochte er keinen Schlaf zu finden. Er lag vor dem Feuer, den Kopf auf die Hand gestützt, und ließ seine Abenteuer noch einmal an seinem inneren Auge vorüberziehen. Er hatte sich nicht schlecht geschlagen. Vielleicht waren ihm die angedrohten sieben Jahre Pech doch nicht auferlegt worden.
    Das Feuer brannte herunter. Dhrun ging zum Holzkasten und holte frische Scheite. Als er sie auf die Glut warf,

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