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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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»Als Ihr fortgingt, wart Ihr ein Junge, unbekümmert, hübsch und natürlich, ohne Arg und niemals auch nur mit einem trüben Gedanken hinter der Stirn.«
    »Und ich habe mich verändert? Fürwahr, Weare, ich bin älter geworden.« Weare schaute ihn einen Augenblick prüfend an. »Ich sehe noch immer den braven Burschen, aber da
    ist auch etwas Düsteres in Euren Zügen. Ich fürchte, Ihr habt Kummer und Mühsal geschmeckt.«
    »Das habe ich in der Tat, aber nun bin ich wieder hier, und die schlimmen Tage liegen hinter uns.«
    »Das hoffe ich, Sir Aillas!«
    Wieder umarmte Aillas ihn. »Dies ist mein Kamerad, der edle Shimrod, der, wie ich hoffe, lang und oft unser Gast sein wird.«
    »Ich freue mich, Euch kennenzulernen, Herr. Ich habe für Euch das Blaue Zimmer bereitet, mit einem schönen Ausblick über den See. Was Euch angeht, Sir Aillas, so habe ich mir gedacht, daß Euch für heute nacht das Rote Zimmer lieber sein würde. Euch dürfte kaum der Sinn nach Euren alten Zimmern, und schon gar nicht nach denen von Sir Ospero stehen, so kurz nach seinem Tode.«
    »Vollkommen richtig, Weare! Wie gut Ihr meine Gefühle kennt! Ihr wart immer gut zu mir, Weare!«
    »Und Ihr wart immer ein braver Junge, Sir Aillas.«
     
    Eine Stunde später gingen Aillas und Shimrod auf die Terrasse, den Sonnenuntergang zu genießen. Weare schenkte ihnen Wein aus einem steinernen Krug ein. »Das ist unser eigener San Sue, den Ihr immer so gerne mochtet. Wir haben dieses Jahr sechsundachtzig Fässer davon eingelagert. Nußplätzchen serviere ich keine, weil Flora will, daß ihr beim Abendessen mit dem besten Appetit zulangt.«
    »Hoffentlich kocht sie nicht zu reichlich.«
    »Bloß ein paar Eurer Lieblingsgerichte.«
    Weare ging wieder ins Haus. Aillas lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Ich bin seit einer Woche König. Ich habe von morgens bis abends geredet und zugehört. Ich habe Cargus und Yane in den Ritterstand erhoben und sie mit Land belehnt. Ich habe nach Ehirme und ihrer Familie geschickt; sie wird den Rest ihrer Tage in Frieden und Behaglichkeit verbringen. Ich habe die Werften, die Waffenschmieden und die Kasernen inspiziert. Von meinen Kundschaftern habe ich so viele Geheimnisse und Enthüllungen gehört, daß mir schier der Schädel brummt. Ich habe erfahren, daß König Casmir Kriegsgaleeren auf Werften im Landesinneren hat. Er will hundert Galeeren aufbieten und Troicinet angreifen. König Granice hatte den Plan, mit einer Armee am Kap des Wiedersehens zu landen und Tremblance bis hinauf zu den Troaghs zu erobern. Das Unternehmen wäre vielleicht geglückt; Casmir rechnete nicht mit einer solch kühnen Tat, aber seine Spione sahen die Flotte, worauf Casmir sein Heer in aller Eile zum Kap des Wiedersehens warf und einen Hinterhalt legte, aber Granice wurde seinerseits von seinen Spionen gewarnt und konnte die Operation noch rechtzeitig abblasen.«
    »Der Krieg wird offenbar ganz von Spionen kontrolliert.«
    »Es scheint fast danach auszusehen. Alles in allem betrachtet, liegt der Vorteil auf unserer Seite. Unsere Angriffsstreitmacht ist nach wie vor intakt. Die neuen Katapulte, mit denen sie ausgerüstet ist, haben eine Reichweite von dreihundert Schritt. Casmir tritt von einem Bein auf das andere, weil unsere Transportschiffe jederzeit auslaufen können und seine Spione ihn niemals rechtzeitig warnen könnten.«
    »Du beabsichtigst also, den Krieg fortzusetzen?«
    Aillas blickte hinaus über den See. »Manchmal gelingt es mir, das Loch, in das Casmir mich gesteckt hat, für eine oder zwei Stunden zu vergessen. Doch lange kann ich ihm nie entfliehen.«
    »Weiß Casmir immer noch nicht, wer der Vater von Suldruns Kind ist?«
    »Höchstens einem Namen nach, der im Register des Priesters steht, falls er sich überhaupt die Mühe gemacht hat, sich danach zu erkundigen. Er glaubt, ich sei auf dem Grunde seines Loches vermodert. Eines Tages wird er eines Besseren belehrt werden ... Da kommt Weare und ruft uns zum Essen.«
    Bei Tisch saß Aillas auf dem Platz seines Vaters, und Shimrod saß auf dem Stuhl gegenüber. Weare trug Forelle aus dem See und Ente aus der Marsch auf, dazu Salat aus dem Küchengarten. Später, als sie bei Wein und Nüssen die Glieder behaglich vor dem Feuer streckten, sagte Aillas: »Ich habe viel über Carfilhiot gebrütet. Er weiß noch nicht, daß Dhrun mein Sohn ist.«
    »Die Sache ist kompliziert«, sagte Shimrod. »Tamurello spielt ein übles Spiel. Er will durch mich gegen Murgen arbeiten. Er

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