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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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stiftete die Hexe Melancthe an, mich zu betören. Ich sollte in Irerly umkommen, während Carfilhiot in meiner Abwesenheit meine Magie stahl.«
    »Wird Murgen nichts unternehmen, deine Magie zurückzuerlangen?«
    »Nur wenn Tamurello als erster handelt.«
    »Aber Tamurello hat bereits gehandelt.«
    »Nicht nachweislich.«
    »Dann sollten wir Tamurello zu einem offeneren Manöver provozieren.«
    »Das ist leichter gesagt als getan. Tamurello ist ein vorsichtiger Mann.«
    »Nicht vorsichtig genug. Er hat eine mögliche Situation übersehen, die es mir erlauben wird, in aller Rechtmäßigkeit sowohl gegen Carfilhiot als auch gegen Casmir vorzugehen.«
    Shimrod dachte einen Moment nach. »Ich vermag dir nicht zu folgen.«
    »Mein Urgroßvater Helm war ein Bruder von La-fing, dem Herzog von Süd-Ulfland. Ich habe aus Oäldes die Nachricht erhalten, daß König Quilcy tot ist – ertrunken im eigenen Badewasser. Ich bin der erste in der Reihe der Anwärter auf den Königsthron von Süd-Ulfland, ein Faktum, das sich Casmirs Kenntnis entzieht. Ich beabsichtige, meinen Rechtstitel unverzüglich und in aller Entschiedenheit geltend zu machen und durchzusetzen. Und dann werde ich Carfilhiot als sein rechtmäßiger Souverän auffordern, von Tintzin Fyral herabzusteigen und mir zu huldigen.«
    »Und wenn er sich weigert?«
    »Dann stürmen wir seine Burg.«
    »Sie gilt als uneinnehmbar.«
    »So sagt man. Durch das Scheitern der Ska festigte sich diese Legende noch mehr.«
    »Warum solltest du mehr Glück haben?«
    Aillas warf eine Handvoll Nußschalen ins Feuer. »Ich werde als sein rechtmäßiger Souverän handeln. Die Faktoren von Ys werden mich willkommen heißen, ebenso die Barone. Allein Carfilhiot würde sich uns widersetzen, aber er ist schwerfällig, und wir planen, ihn zu überrumpeln.«
    »Wenn es dir gelingt, mich zu überraschen – und das ist es dir in der Tat –, dann sollte es dir wohl auch glücken, Carfilhiot zu überraschen.«
    »Ich will es hoffen. Unsere Schiffe werden schon beladen, den Spionen spielen wir falsche Informationen zu. Casmir wird schon sehr bald eine unangenehme Überraschung erleben.«
     

30
    König Casmir von Lyonesse, der sich niemals mit halben Sachen zufriedengab, hatte Spione in jeden Winkel von Troicinet eingeschleust, auch in den Palast Miraldra. Er ging – zu Recht – davon aus, daß seine eigenen Aktivitäten einer ebenso lückenlosen Bespitzelung durch troicische Spione ausgesetzt waren. Deshalb traf er, wenn er Informationen von einem seiner Geheimagenten einholte, stets peinlichste Vorsichtsmaßnahmen, um die Identität des Agenten zu schützen.
    Die Informationen gelangten auf verschiedenen Wegen zu ihm. Eines Morgens fand er beim Frühstück einen kleinen weißen Stein neben seinem Teller. Ohne ein Wort zu verlieren, steckte Casmir den Stein in die Tasche. Er war dort, so wußte er, von Sir Mungo, dem Seneschall, hingelegt worden, der ihn wiederum von einem Boten zugesteckt bekommen hatte.
    Nachdem er sein Frühstück eingenommen hatte, hüllte sich Casmir in einen Kapuzenumhang aus braunem Barchent und verließ Haidion auf einem Geheimweg durch die alte Rüstkammer. Auf der Sfer Arct angekommen, vergewisserte er sich, daß ihm niemand folgte, dann bog er in eine Seitengasse ab und ging auf Umwegen zum Lagerhaus eines Weinhändlers. Er zog einen Schlüssel aus dem Umhang, schob ihn in das Schloß einer schweren Eichentür und trat in eine kleine, verstaubte Probierstube, in der es stark nach Wein roch. Ein gedrungener, grauhaariger Mann mit krummen Beinen und schiefer Nase empfing ihn mit einem flüchtigen Gruß. Casmir kannte den Mann nur unter dem Namen Valdez; er selbst benutzte den Decknamen »Sir Eban«.
    Casmir wußte nicht, ob Valdez seine Identität kannte. Sein Verhalten war stets vollkommen unpersönlich, was Casmir sehr zupaß kam.
    Valdez bot ihm einen Stuhl an und setzte sich auf einen anderen. Dann schenkte er Wein aus einem Tonkrug in zwei Becher. »Ich habe eine wichtige Information. Der neue troicische König plant eine Flottenoperation. Er hat seine Schiffe am Hobhaken zusammengezogen, und am Dunstkap gehen Truppen an Bord. Ein Angriff steht unmittelbar bevor.«
    »Aber wo?«
    Valdez, dessen Gesicht das eines klugen und besonnenen Mannes war, unbarmherzig und verschlossen, zuckte teilnahmslos mit den Achseln. »Niemand hat sich die Mühe gemacht, es mir zu sagen. Die Kapitäne haben Order auszulaufen, sobald der Wind aus Süden bläst – was ihnen erlaubt,

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