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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Prinz Aillas als den ordentlichen und rechtmäßigen König an. Wer bestreitet oder ficht mein Urteil an? Der möge vortreten und seine Anfechtung vortragen!«
    Er wartete eine halbe Minute. »Lasset uns mit der Zeremonie fortfahren!«
     

29
    Aillas und Shimrod verließen den Palast Miraldra vor dem Morgengrauen und ritten über die Küstenstraße nach Osten. Am späten Nachmittag passierten sie die Grünmannskluft, wo sie anhielten und ihren Blick über das Tal schweifen ließen. Der Ceald dehnte sich vor ihnen in Streifen aus vielen Farben: Grün, mit Schwarz verschwimmend; trübes Graugelb, rauchiges Blaulavendel. Aillas zeigte auf einen silbern schimmernden, ruhigen Punkt in der Ferne. »Dort ist das Janglin-Wasser und Watershade. Wohl hundertmal habe ich genau an dieser Stelle mit meinem Vater gesessen. Und immer war er glücklicher, wenn wir heimritten, anstatt fortzureiten. Ich bezweifle, daß er sich in seiner Königswürde wohl gefühlt hat.«
    »Und du?«
    Nach einigem Überlegen antwortete Aillas: »Ich war Gefangener, Sklave, Flüchtling, und nun bin ich König, was ich vorziehe. Dennoch, es ist nicht das Leben, das ich mir selbst gewählt hätte.«
    »Immerhin«, gab Shimrod zu bedenken, »hast du die Welt von ihrer anderen, ihrer harten Seite gesehen, was durchaus zu deinem Vorteil sein könnte.«
    Aillas lachte. »Meine Erfahrung hat mich nicht liebenswürdiger gemacht, soviel steht fest.«
    »Aber du bist noch jung und geschmeidig«, entgegnete Shimrod. »Der größte Teil deines Lebens liegt noch vor dir. Ehe, Söhne und Töchter; wer weiß, was sonst noch alles.«
    Aillas stieß ein Knurren aus. »Sehr unwahrscheinlich. Ich wüßte keine, die ich heiraten wollte. Außer ...« Ein Bild erschien in Aillas' Geist, ungebeten und unbeabsichtigt: ein dunkelhaariges Mädchen, schlank wie eine Gerte, mit olivfarbener Haut und großen meergrünen Augen.
    »Außer wem?«
    »Ach, nicht so wichtig. Ich werde sie ohnehin niemals wiedersehen ... Laß uns weiterreiten, es liegen noch acht Meilen vor uns.«
    Die zwei Männer ritten hinunter über den Ceald, vorbei an ein paar verschlafenen Dörfern, durch einen Wald und über alte Brücken. Sie ritten vorbei an einem Marschland aus hundert Wasserläufen, gesäumt von Weiden und Erlenbäumen. Es wimmelte von Vögeln: Reiher, Falken, die hoch oben in den Bäumen saßen, Amseln, die im Röhricht sangen, Bläßhühner, Rohrdommeln, Enten.
    Die Wasserläufe wurden tiefer und breiter, das Schilf verschwand unter dem Wasser. Die Marsch öffnete sich zum Janglin-Wasser, und der Weg, dessen letztes Stück durch einen Garten mit alten Birnbäumen führte, endete vor Burg Watersheade.
    Aillas und Shimrod saßen vor dem Tor ab. Ein Pferdeknecht kam heraus, sich um ihre Pferde zu kümmern. Als Aillas einst von Watershade fortgeritten war zum Hofe von König Granice, war der Pferdeknecht Cern Stallbursche gewesen. Cern begrüßte Aillas mit einem breiten, etwas verlegenen Lächeln der Wiedersehensfreude. »Willkommen daheim, Sir Aillas – obwohl ich jetzt wohl sagen muß ›Eure Majestät‹. Das geht mir noch nicht so leicht über die Zunge, erinnere ich mich doch noch so gut daran, wie wir immer zusammen im See geschwommen sind und in der Scheune gerungen haben.«
    Aillas umarmte Cern freudig. »Wir werden wieder miteinander ringen. Nur daß du mich jetzt, wo ich König bin, natürlich gewinnen lassen mußt.«
    Cern legte den Kopf schief und überlegte. »So muß es sein, gehört es sich doch, seinen Respekt vor dem hohen Amt zu bezeigen. Nun, wie es auch sei, Aillas
    – Herr – Eure Majestät – wie auch immer ich Euch nennen soll –, es ist schön, daß Ihr wieder daheim seid. Ich kümmere mich jetzt um die Pferde. Sie werden Hunger haben und müssen gestriegelt werden.«
    Die Flügel des Tores flogen auf. In der Öffnung stand ein großer weißhaariger Mann in Schwarz mit einem gewaltigen Schlüsselring am Gürtel: Weare, der Haushofmeister von Watershade, solange Aillas denken konnte und lange davor. »Willkommen daheim, Sir Aillas!«
    »Danke, Weare.« Aillas umarmte ihn. »Ich habe Euch in den zwei Jahren meiner Abwesenheit oft vermißt.«
    »Ihr werdet alles beim alten finden, außer, daß der gute Sir Ospero nicht mehr unter uns weilt, so daß es ruhig und einsam geworden ist. Wie oft habe ich mich nach den guten alten Zeiten zurückgesehnt, bevor erst Ihr und dann Sir Ospero zum Hofe gingt.« Weare trat einen Schritt zurück und schaute in Aillas' Gesicht.

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