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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Herrschaft erfahren, dessen könnt ihr versichert sein.«
    Der Wortführer der Dorfältesten zupfte sich am Bart. »Das hört sich gut an«, räumte er ein. Dann, nach einem Blickwechsel mit den anderen: »Die Situation ist folgende: wir stehen in unerschütterlicher Treue zu Carfilhiot, aber ihr habt uns schreckliche Angst eingejagt, und deshalb müssen wir euch wider Willen gehorchen – sollte uns Carfilhiot jemals fragen.«
    »So sei es. Doch sagt an, was könnt Ihr uns über Carfilhiots Stärke berichten?«
    »Erst jüngst hat er seine Mannschaft mit Wolfsköpfen und Halsabschneidern verstärkt. Sie werden bis zum Tode kämpfen, weil sie anderswo auch nichts Besseres zu erwarten hätten. Zwar hat Carfilhiot ihnen untersagt, die Talbewohner zu behelligen, doch oft verschwinden Mädchen und werden nie wieder gesehen. Auch steht es ihnen frei, sich Frauen aus dem Moor zu holen, und es wird gemunkelt, daß sie auch untereinander unbeschreibliche Verderbtheiten ausüben.«
    »Wie groß ist ihre derzeitige Zahl?«
    »Ich schätze, zwischen drei- und vierhundert.«
    »Das ist keine große Streitmacht.«
    »Um so besser für Carfilhiot. Er benötigt nur zehn Mann, um Eure gesamte Armee abzuwehren, die andern sind nur nutzlose Fresser. Und hütet Euch vor Carfilhiots Schlichen! Es heißt, er verwende Magie zu seinem Vorteil. Und er ist ein Meister in der Kunst des Hinterhaltlegens.«
    »Wie? In welcher Weise?«
    »Seht einmal dorthin: die Felsvorsprünge, die dort ins Tal hineinragen, kaum mehr als auf Bogenschußweite voneinander entfernt. Sie sind von Tunneln durchlöchert. Wenn Ihr dort vorübermarschiertet, würde ein Pfeilhagel auf Euch herniederprasseln, und binnen einer Minute hättet Ihr tausend Mann verloren.«
    »Mag sein, doch nur, wenn wir so unvorsichtig wären, unter den Felsvorsprüngen herzumarschieren. Was könnt Ihr uns noch erzählen?«
    »Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Wenn Ihr in Gefangenschaft geratet, werdet Ihr auf einen Pfahl gespießt und müßt dort hängen, bis Euch das Fleisch von den Knochen fault. So springt Carfilhiot mit seinen Feinden um.«
    »Meine Herren, ihr könnt gehen. Ich danke euch für eure Ratschläge.«
    »Vergeßt nicht, ich habe Euch dies alles nur in Todesangst gesagt!«
    Aillas ließ seine Armee noch eine halbe Meile weiter ins Tal hinaufmarschieren. Die ulfische Armee besetzte die Höhen hinter Tintzin Fyral. Noch gab es keine Nachricht von dem Stoßtrupp, der losmarschiert war, Kaul Bocach einzunehmen. Vermutlich war das Unternehmen geglückt.
    Alle Zu- und Ausgänge von Tintzin Fyral waren abgeriegelt. Carfilhiots Leben hing jetzt allein an der Unbezwingbarkeit seiner Burg.
     
    Am Morgen ritt ein Herold mit einer weißen Fahne das Tal hinauf. Vor dem Tor hielt er an und rief: »Wer will mich anhören? Ich bringe eine Botschaft für Sir Faude Carfilhiot!« Auf der Mauerkrone erschien der Hauptmann der Garde, ein massiger, großgewachsener Mann mit wehendem weißem Haar, gekleidet ins Schwarz und Lavendel von Faude Carfilhiot. Mit dröhnender Stimme schrie er: »Wer bringt eine Botschaft für Sir Faude?«
    Der Herold trat vor. »Die Armeen von Troicinet und Süd-Ulfland haben die Burg umzingelt. Sie werden befehligt von Aillas, dem König von Troicinet und Süd-Ulfland. Wollt Ihr meine Botschaft mündlich übermitteln, oder will der Schurke herunterkommen, um mit seinen eigenen Ohren zu hören und mit eigener Zunge zu antworten?«
    »Ich werde Eure Botschaft weiterleiten.«
    »Dann sagt Faude Carfilhiot, daß auf Befehl des Königs seine Herrschaft auf Tintzin Fyral beendet ist und daß er seine Rechtsame verwirkt hat und als Gesetzloser behandelt wird. Sagt ihm, daß seine Verbrechen offenkundig sind und große Schande über ihn und seine Henkersknechte bringen und die Vergeltung bevorsteht. Sagt ihm, daß er sein Los mildern kann, wenn er sich sofort ergibt. Sagt ihm ferner, daß ulfische Truppen Kaul Bocach besetzt haben und den Heeren Lyonesses den Zugang nach Ulfland versperren, so daß er nicht auf Unterstützung durch König Casmir oder durch irgendeinen anderen zählen kann.«
    »Genug!« brüllte der Hauptmann mit gewaltiger Donnerstimme. »Mehr kann ich nicht behalten!« Er drehte sich um und sprang von der Mauer. Gleich darauf sah der Herold ihn den Weg zur Burg hinaufsprengen.
    Zwanzig Minuten verstrichen. Dann kam der Hauptmann den Weg wieder herunter und stieg erneut auf die Mauer. »Herr Herold!« rief er. »Hört mir gut zu! Sir Faude Carfilhiot,

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