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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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mit einer Botschaft nach Süden geschickt:
     
    Casmir, König von Lyonesse, nehmt zur Kenntnis:
    Die Festung Kaul Bocach ist wieder unser, die Eindringlinge aus Lyonesse sind getötet und verjagt worden.
    Weder durch Betrug noch durch alle Tapferkeit Lyonesses lassen wir uns Kaul Bocach noch einmal entreißen. Wagt es, nach Süd-Ulfland einzudringen, und Ihr werdet Blut schmecken!
    Wollt Ihr Eure Armeen an unserer ulfischen Macht erproben? Dann nehmt besser den Weg über Poëlitetz, Ihr werdet ihn sicherer und bequemer finden.
    Ich unterzeichne
 Goles von Cleddstein
 Hauptmann des ulfischen Heeres
 Zu Kaul Bocach.
     
    Die Nacht war dunkel und mondlos, die Berge rings um Tintzin Fyral türmten sich schwarz gegen den Sternenhimmel. Hoch oben in seinem Turm saß Carfilhiot und brütete. Seine Haltung deutete auf Ungeduld hin, so als warte er auf irgendein Zeichen oder Ereignis, das schon seit einer Weile überfällig war. Schließlich sprang er auf und ging in sein Arbeitszimmer. An der Wand hing ein runder Rahmen von etwas weniger als einem Fuß Durchmesser, in den eine graue Membran gespannt war. Carfilhiot zupfte an der Mitte der Membran und zog ein nußgroßes Stück Masse heraus, das rasch unter seiner Hand wuchs und sich zu einer Nase von zuerst normaler, schließlich extremer Größe formte: ein großes, rotes, hakenförmiges Riechorgan mit weit geblähten, behaarten Nüstern.
    Carfilhiot stieß ein ärgerliches Zischen aus. Heute nacht war der Sandestin unruhig und zu Possen aufgelegt. Er packte die große rote Nase und knetete sie in die Form eines plumpen, klumpigen Ohres, das sich unter seinen Fingern wand und in einen dünnen grünen Fuß verwandelte. Carfilhiot packte den Fuß mit beiden Händen und knetete ihn mit roher Gewalt erneut in ein Ohr um, in das er mit schneidender Stimme sprach: »Höre! Lausche und höre! Sprich meine Worte zu Tamurello auf Faroli! Tamurello, hörst du mich? Tamurello, antworte!«
    Das Ohr verwandelte sich in ein solches von normaler Größe und Beschaffenheit. An seiner Seite löste sich ein Knötchen, das sich drehte und ringelte, bis es die Form eines Mundes angenommen hatte, der exakt dem Tamurellos glich. Das Organ sprach mit der Stimme Tamurellos: »Ich bin hier, Faude. Sandestin, zeige ein Gesicht!«
    Die Membran dehnte sich zuckend, zog sich wieder zusammen, kräuselte und wand sich und formte sich schließlich zu Tamurellos Gesicht. Nur die Nase fehlte, an ihre Stelle hatte der Sandestin aus Unachtsamkeit – oder vielleicht auch aus schierer Mutwilligkeit – das Ohr gesetzt, das er schon geschaffen hatte.
    Carfilhiot sprach mit ernster, eindringlicher Stimme: »Die Ereignisse überstürzen sich! Troicische Armeen sind in Ys gelandet, und der troicische König nennt sich jetzt König von Süd-Ulfland. Die Barone haben sich auf seine Seite geschlagen, und ich bin isoliert.«
    Tamurello ließ ein nachdenkliches Räuspern hören. »Interessant.«
    »Mehr als interessant!« schrie Carfilhiot. »Heute waren zwei Abgesandte bei mir. Der erste forderte mich auf, ich solle mich dem neuen König unterwerfen. Er äußerte keine Komplimente, noch gab er irgendwelche Zusicherungen, was ich als ein schlechtes Zeichen betrachte. Selbstverständlich lehnte ich ab.«
    »Unklug! Du hättest dich zum loyalen Vasallen erklären sollen. Damit hättest du ihnen den Wind aus den Segeln genommen.«
    »Ich beuge mich niemandes Geheiß«, knurrte Carfilhiot gereizt.
    Tamurello enthielt sich eines Kommentars. Carfilhiot fuhr fort. »Der zweite Abgesandte war Shimrod.«
    »Shimrod!«
    »In der Tat. Er kam als Begleiter des ersten. Anfangs lauerte er im Schatten wie ein Geist, dann kam er plötzlich hervorgesprungen und forderte seine beiden Kinder und sein magisches Gerät zurück. Auch ihm erteilte ich eine Abfuhr.«
    »Unklug, sehr unklug! Du mußt lernen nachzugeben, wenn es sich als nützlich erweist. Die Kinder sind für dich nutzlos, desgleichen Shimrods Apparate. Du hast es verpaßt, dir seine Neutralität zu sichern!«
    »Pah!« stieß Carfilhiot hervor. »Er ist ein Nichts im Vergleich mit dir – den er im übrigen schmähte und verunglimpfte.«
    »In welcher Weise?«
    »Er sagte, du wärest unzuverlässig, dein Wort hätte keinen Wert, und du würdest mich nicht vor Unbill beschützen. Ich habe ihn ausgelacht.«
    »Ja, ganz recht«, sagte Tamurello zerstreut. »Aber was kann Shimrod dir schon anhaben?«
    »Er kann mich mit einem schrecklichen Zauber heimsuchen.«
    »Und so gegen

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