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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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empfindlich, was sein Selbst-bild angeht, und verträgt keinen Spott: Nichts reizt ihn leichter zu Wutausbrüchen. Er bewundert Schönheit, desgleichen aber auch groteske Kauzigkeit. Für den Elfen sind dies gleichwertige Attribute.
    Der Elf ist, was seine Erotik betrifft, unberechenbar und sehr oft von bemerkenswerter Freizügigkeit und Sprunghaftigkeit in der Wahl seiner Geschlechtspartner. Liebreiz, Jugend, Schönheit sind keine zwingenden Voraussetzungen; mehr als alles andere reizt den Elf das Neue. Seine Zuneigung ist selten dauerhaft – wie alle seine anderen Gemütsregungen. Er fällt rasch von Glückseligkeit in Kummer, von Zorn in Hysterie oder schallendes Gelächter oder irgendeine der anderen Dutzend Gefühlsregungen, die der eher phlegmatischen menschlichen Rasse unbekannt sind.
    Elfen lieben Ränke. Wehe dem Riesen oder Oger, den die Elfen zur Zielscheibe ihrer Possen erkoren haben! Sie lassen ihn nicht in Frieden; seine eigene Magie ist von plumper Art, leicht zu umgehen. Die Elfen peinigen ihn mit grausamer Schadenfreude, bis er sich in seiner Höhle oder seiner Burg versteckt. Elfen sind große Musikanten. Sie benutzen hundert drollige Instrumente, von denen einige, wie die Fidel, der Dudelsack und die Flöte, von den Menschen übernommen worden sind. Manchmal spielen sie rasend schnelle Hupfaufe und Ringelpieze, daß man glaubt, es wüchsen einem Flügel an den Absätzen, dann wieder spielen sie unsagbar traurige Melodien beim Mondenschein, die der, welcher sie einmal gehört hat, nie wieder vergißt. Zu Prozessionen und feierlichen Anlässen spielen die Musikanten edle Harmonien von großer Komplexität, aufgebaut auf Themen, die in ihrer vielschichtigen Struktur das menschliche Auffassungsvermögen übersteigen.
    Elfen sind eifersüchtig und ungeduldig und sehr intolerant gegen jedes Eindringen in ihre Sphäre. Einem Kind, das ahnungslos eine Elfenwiese betritt, kann es passieren, daß es fürchterlich mit Haselstekken verprügelt wird. Andererseits – wenn die Elfen schläfrig sind – kann es sein, daß sie das Kind ignorieren oder es gar mit Goldmünzen überschütten. Die Elfen lieben es nämlich, Menschen mit plötzlichem Glück zu verblüffen, leider aber auch manchmal mit ebenso plötzlichem Unglück.
     

Glossar III
Die Ska
    Zehntausend Jahre oder gar noch länger bewahrten die Ska ihre rassische Reinheit und die Kontinuität ihrer Tradition, pflegten und hüteten ihre Sprache mit solch konservativer Unduldsamkeit, daß selbst die ältesten Berichte, gleich ob mündlich oder schriftlich überliefert, über all die Jahrtausende für jedermann verständlich blieben, ohne den geringsten Beigeschmack des Altertümlichen anzunehmen. Ihre Mythen reichten zurück bis zu den Wanderungen nach Norden hinter die Würm-Gletscher; ihre ältesten Bestiarien beherbergten Mastodone, Höhlenbären und Schauderwölfe. Ihre Sagen erzählten von Schlachten mit menschenfressenden Neandertalern, die in einem grausamen Vernichtungsfeldzug endeten, bei dem das Blut das Eis des Ko-Sees (in Dänemark) rot färbte. Sie folgten den Gletschern nach Norden in die jungfräuliche Wildnis Skandinaviens, das sie als ihre Heimat in Anspruch nahmen. Hier lernten sie Eisenerz zu schmelzen, Werkzeuge, Waffen und Bauteile zu schmieden. Sie bauten seetüchtige Boote und navigierten nach dem Kompaß.
    Um das Jahr 2500 v. Chr. wanderte eine arische Horde, die Urgoten, nach Skandinavien und verdrängte die relativ zivilisierten Ska nach Westen, an die Küsten Norwegens, und schließlich aufs Meer.
    Die Überreste der Ska ließen sich in Irland nieder und gingen in die irische Mythologie als die »Nemedianer« ein: die Söhne des Nemed. Die Urgoten nahmen viele Bräuche und Sitten der Ska an und wurden die Vorfahren der verschiedenen gotischen Völker, von denen die bekanntesten wohl die Germanen und Wikinger sind.
    Von Fomoiry (Nord-Ulfland) aus wanderten die Fomoire nach Irland und bekämpften die Ska in drei großen Schlachten. In der dritten siegten sie und zwangen die Ska, Irland zu verlassen. Diesmal zogen die Ska südwärts und landeten auf Skaghane, und sie schworen, die Insel nie wieder zu verlassen. Durch das Feuer bitterer Kriege gegangen, waren sie zu einer Rasse aristokratischer Krieger geworden und betrachteten sich als mit dem Rest der Welt im Krieg liegend. Alle anderen Völker erachteten sie als unterhalb der Stufe der Menschen stehend, nur unwesentlich höher als Tiere. Ihr Umgang untereinander war von

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