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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Armeen bereits den freien Durchmarsch durch sein Territorium zugesichert.
    Allein Tintzin Fyral stand Casmirs ehrgeizigem Plan zuwider. Tintzin Fyral ragte hoch über zwei Hohlwege und beherrschte sowohl den Trompada als auch den Weg, der durch das Evandertal nach Süd-Ulfland führte. Faude Carfilhiot, der das Evandertal in Eitelkeit und Hochmut von seinem stolzen, unbezwingbaren Horst regierte, erkannte keinen Herrn an, am wenigsten von allen seinen nominellen Souverän, König Oriante.
    Ein Unterkämmerer betrat den Grünen Salon. Er verbeugte sich vor König Casmir. »Herr, eine Person wartet darauf, von Euch empfangen zu werden. Er nennt sich Shimrod und ist, so erklärt er, auf Eurer Majestät Geheiß hier.«
    Casmir straffte sich in seinem Stuhl. »Führe ihn herein.«
    Der Unterkämmerer ging hinaus und kam zurück mit einem großen jungen Mann von hagerem Körperbau, angetan mit einem Kittel und einer Hose von gutem Tuch, flachen Stiefeln und einer dunkelgrünen Mütze, die, da er sie abnahm, dichtes, staubfarbenes Haupthaar enthüllte, nach der herrschenden Mode rings um den Kopf auf Ohrhöhe gestutzt. Seine Züge waren regelmäßig, wenngleich ein wenig spitz: eine dünne Nase, eine knochige Kinnlade mit spitzem Kinn, ein breiter, gebogener Mund und hellgraue Augen, die ihm ein Aussehen von unbekümmerter Gelassenheit verliehen, in der vielleicht eine Spur zu wenig Ehrerbietung und Bescheidenheit lag, als daß er König Casmirs spontane Sympathie gefunden hätte.
    »Herr«, sagte Shimrod, »ich bin auf Eure dringende Bitte hin hier.«
    Casmir musterte Shimrod mit zusammengepreßten Lippen und skeptisch zur Seite geneigtem Kopf. »Ihr seid, ehrlich gesagt, nicht so, wie ich mir Euch vorgestellt habe.«
    Shimrod machte eine höfliche Geste, als wolle er die Verantwortung für des Königs Verwirrung von sich weisen.
    Casmir deutete auf einen Stuhl. »Setzt Euch, wenn Ihr möchtet.« Er selbst stand auf und stellte sich mit dem Rücken zum Feuer. »Wie ich hörte, seid Ihr in der Magie ausgebildet.«
    Shimrod nickte. »Es wird viel geredet, sobald etwas vom Gewöhnlichen abweicht.«
    Casmir lächelte ein wenig dünn. »Nun denn, treffen diese Meldungen zu?«
    »Eure Majestät, die Magie ist eine anstrengende Disziplin. Manche haben natürliche, angeborene Fähigkeiten – zu denen gehöre ich nicht. Ich studiere sorgfältig die Techniken, aber das ist nicht notwendigerweise ein Maßstab für meine Kompetenz.«
    »Was ist denn Eure Kompetenz?«
    »Verglichen mit der der Adepten, ist das Verhältnis, sagen wir, eins zu dreißig.«
    »Ihr seid mit Murgen bekannt?«
    »Ich kenne ihn gut.«
    »Und er hat Euch ausgebildet?«
    »Bis zu einem gewissen Grad.« König Casmir zügelte seine Ungeduld. Shimrods eitle Manierismen bewegten sich im sicheren Abstand zur Unverschämtheit. Gleichwohl fand Casmir sie provozierend, und seine Art, auf Fragen Antworten mit präzisem, aber minimalem Informationsgehalt zu geben, machte die Unterhaltung anstrengend. Casmir sprach mit ruhiger Stimme weiter.
    »Wie Ihr sicher wißt, wird unsere Küste von den Troicern blockiert. Habt Ihr eine Idee, wie ich diese Blockade brechen könnte?«
    Shimrod dachte einen Moment nach. »Genau betrachtet, ist Frieden zu schließen der einfachste Weg.«
    »Zweifellos.« König Casmir zupfte an seinem Bart. Magier waren schon ein seltsames Volk. »Ich ziehe eine andere Methode vor, möglicherweise eine etwas kompliziertere, welche die Interessen Lyonesses fördert.«
    »Ihr müßtet der Blockade mit einer ihr überlegenen Kraft einen Gegenschlag versetzen.«
    »Genau das. Doch da liegt die Crux meines Problems. Ich habe in Erwägung gezogen, die Ska als Bündnispartner zu gewinnen, und ich wünsche, daß Ihr mir die Folgen eines solchen Unterfangens voraussagt.«
    Shimrod schüttelte lächelnd den Kopf. »Majestät, nur wenige Magier vermögen die Zukunft zu lesen. Ich bin keiner von jenen. Doch wenn ich als Mann von normalem gesundem Menschenverstand spreche, würde ich Euch von solchem Vorhaben abraten. Die Ska haben zehntausend Jahre Mühsal hinter sich; sie sind ein hartes Volk. Wie Ihr trachten sie, die Älteren Inseln zu beherrschen. Ladet sie ein, in den Lir zu kommen, gebt ihnen Stützpunkte, und sie werden nie mehr verschwinden. Das ist sicher.«
    König Casmirs Augen verengten sich. Selten zuvor war jemand so flott mit ihm umgesprungen. Dennoch, so überlegte er, mochte Shimrods Art sehr wohl ein Beweis für seine Aufrichtigkeit sein. Einer,

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