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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Rückwand abgerissen, um das Innere zu erweitern. Auch hatten sie einen Altar aufgestellt. Voller Bestürzung fragte Suldrun den Meister: »Was baut ihr hier?«
    »Eure Hoheit, wir bauen ein Kirchlein – oder eine Kapelle, so könnte man es auch nennen, darin der christliche Priester seine Rituale durchführen kann.«
    Suldrun verschlug es fast die Stimme. »Wer – wer gab den Befehl dazu?«
    »Es war Königin Sollace selbst, Eure Hoheit, auf daß sie sich in Ruhe und Annehmlichkeit ihren Andachten widmen kann.«
     

6
    Zwischen Dascinet und Troicinet lag Scola, ein Eiland von zwanzig Meilen Breite, bedeckt von Klippen und schroffen Felszacken. Dort wohnten die Skyls. In der Mitte des Eilands erinnerte der Vulkan Kro alle durch ein gelegentliches Grollen aus seinen Eingeweiden, eine Rauchfahne oder eine Schwefelblase an seine Anwesenheit. Von Kro ausgehend zogen sich strahlenförmig vier steile Bergketten über das Eiland und teilten es in vier Herzogtümer: Sadaracx im Norden, Corso im Osten, Rhamnanthus im Süden und Malvang im Westen, nominell regiert von Herzögen, die ihrerseits König Yvar Excelsus von Dascinet in Lehnstreue verpflichtet waren.
    De facto indes waren die Skyls, eine dunkle, verschlagene Rasse unbekannten Ursprungs, unkontrollierbar. Sie lebten abgeschieden in Bergschluchten, aus denen sie nur hervorkamen, wenn die Zeit für grimmige Taten kam. Vendetta, Rache und Wiedervergeltung regierten ihr Leben. Die Stärken der Skyls waren Heimtücke, tollkühner Elan, Blutrunst und Gleichmut unter der Folter; ein Skyl hielt Wort, gleich, ob es sich um ein Versprechen, eine Garantie oder eine Drohung handelte, ja oft grenzte sein peinlich genaues Festhalten an seinem Ehrenwort ans Absurde. Von seiner Geburt bis zu seinem Tode war sein Leben eine Aneinanderreihung von Mordtaten, Gefangenschaft, Flucht, wilden Verfolgungen, wagemutigen Rettungen: Taten, die nicht in eine Landschaft von arkadischer Schönheit paßten.
    An Festtagen herrschte Waffenruhe; dann freilich sprengten Lustbarkeit und Schwelgerei die Fesseln der Vernunft. Alles war bis zum Exzeß gesteigert: Tische ächzten unter der Last von Speisen, unglaubliche Trinkgelage fanden statt, es gab Musik und wirbelnden Tanz. In plötzlichen Aufwallungen von Gefühlsseligkeit wurden uralte Feindschaften beigelegt und Fehden, hundert Morde alt, begraben. Alte Freundschaften wurden unter Tränen und rührseligen Reminiszenzen aufgefrischt. Schöne Mädchen und kecke Burschen begegneten sich und liebten sich oder begegneten sich und schieden wieder voneinander. Es gab Verzückung und Verzweiflung, Verführungen und Entführungen, Verfolgungen, tragische Tode, gebrochene Keuschheit und Nahrung für neue Rachehändel.
    Die Stammesmitglieder an der Westküste überquerten, wenn es ihnen in den Sinn kam, die Meerenge nach Troicinet und wüteten dort schlimm, mit Plünderung, Vergewaltigung, Mord, Entführung.
    König Granice hatte seit langem immer wieder beiKönig Yvar Excelsus wegen dieser Übergriffe protestiert. Letzterer jedoch wiegelte die Beschwerden mit der Bemerkung ab, jene Schandtaten seien doch kaummehr denn verzeihliche Akte jugendlichen Überschwangs. Seiner Meinung nach sei es das beste, solcherlei geringfügige Unannehmlichkeiten schlicht zu ignorieren, zumal er, König Yvar Excelsus, ohnehin keine praktikable Methode wisse, diese Akte zu unterbinden.
    Port Mel, am östlichen Zipfel Troicinets gelegen, feierte jedes Jahr die Sommersonnenwende mit einem dreitägigen Fest und einem Großen Aufzug. Retherd, der junge und törichte Herzog von Malvang, besuchte in Begleitung von drei lärmenden Freunden inkognito das Fest. Beim Großen Aufzug befanden die vier übereinstimmend, daß die Mädchen, die die Sieben Grazien darstellten, von bemerkenswertem Reiz waren, doch konnten sie sich nicht einigen, welche die Schönste sei. Sie diskutierten das Problem beim Wein bis tief in den Abend hinein, und als sie nach langem Hin und Her noch immer zu keiner Lösung gekommen waren, beschlossen sie, die Sache auf praktische Weise zu lösen. Kurzerhand griffen sie gleich alle sieben und entführten sie über das Wasser nach Malvang.
    Herzog Retherd wurde erkannt, und die Kunde von der Missetat erreichte rasch König Granice.
    Ohne Zeit auf eine neue, fruchtlose Beschwerde bei König Yvar Excelsus zu verschwenden, landete König Granice mit einem Heer von tausend Kriegern auf Scola, zerstörte Retherds Burg, rettete die sieben Mädchen, kastrierte den Herzog

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