Lyonesse 2 - Die grüne Perle
den Männern Anweisung gegeben hatte, sie auf den Karren zu laden und zur nächsten Ska-Burg oder Verwaltungsstelle zu befördern.
Die zwei Männer schauten sich an und grinsten augenzwinkernd, und selbst der Bauernbursche, der mit offenem Mund von seinem Karren heruntergaffte, blinzelte verwirrt.
In Aillas wallten einander widerstreitende Emotionen auf: Wut über die Ungeheuerlichkeit von Tatzels Torheit, dann eine Woge von Zorn, von einer anderen Art diesmal: ganz gleich, wie sehr er wütete und fluchte, er konnte sie jetzt nicht in ihrer Bedrängnis im Stich lassen, wenn er seine Selbstachtung behalten wollte. Mit ihrer Selbstgefälligkeit und ihrem Dünkel hatte sie nicht nur sich selbst in Gefahr gebracht, sondern auch ihn.
Die beiden Männer gingen auf Tatzel zu und blieben dicht vor ihr stehen. Sie musterten sie von Kopf bis Fuß und wechselten anerkennende Bemerkungen. Tatzel wich zurück und herrschte die zwei erneut an; diesmal glaubte Aillas eine Spur von Verzweiflung aus ihrer Stimme herauszuhören.
Der dünne, krumme Mann stellte Tatzel Fragen. Sie antwortete in eisigem Ton und gestikulierte erneut zu dem Karren.
»Ja, ja«, schienen die Männer zu sagen. »Alles zu seiner Zeit. Aber die wichtigsten Dinge zuerst! Ein höchst glücklicher Zufall hat uns drei hier zusammengeführt, und wir müssen unser Glück in gebührender Weise feiern! Schade nur, daß es nicht gleich zwei von dir gibt!«
Tatzel humpelte noch einen Schritt zurück und hielt verzweifelt in alle Richtungen nach Hilfe Ausschau. Aillas dachte zynisch: Jetzt fragt sie sich, warum ich nicht hervorgestürmt komme, um den Grobianen eine Lektion zu erteilen.
Der bärtige, stämmige Mann beugte sich vor, griff Tatzel um die Hüfte, zog sie an sich und versuchte, sie zu küssen. Tatzel wand sich und versuchte, den Kopf wegzudrehen, aber der Rohling packte ihren Kopf und fand ihre Lippen. Der Dürre tippte ihm auf die Schulter, und die beiden wechselten ein paar Worte, woraufhin der Jüngere sich mürrisch zurückzog, entweder aus Furcht oder aus Gründen des Rangunterschieds.
Der Ältere sprach ruhig, aber mit Nachdruck, und der Jüngere fügte sich achselzuckend. Alsdann trafen sie Vorbereitungen zu einem Spiel, welches entscheiden sollte, wer von beiden sich als erster mit Tatzel vergnügen durfte. Der Jüngere steckte einen Stock in den Boden und zog im Abstand von zehn Fuß eine Linie in die Erde. Dann nahmen sie Münzen aus ihren Beuteln, stellten sich hinter die Linie und warfen abwechselnd Münzen nach dem Stock. Der Bauernjunge sprang von seinem Karren und beobachtete die Szene mit mehr als beiläufigem Interesse.
Aillas nutzte die Gelegenheit, sein Versteck zu verlassen und hinter den Karren zu rennen. Vor der Hütte war mittlerweile ein Streit wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Regeln entbrannt, und der Junge wurde zum Schiedsrichter bestellt. Er traf eine Entscheidung, und das Spiel wurde wieder aufgenommen, wenngleich nicht ohne Murren und hitzige Worte zwischen den beiden Wettbewerbern. Tatzel machte den beiden unterdessen wütende Vorhaltungen, bis diese ihr schließlich Schweigen geboten, woraufhin sie verstummte und dem Treiben mit düsterer Miene zusah.
Währenddessen schlich sich Aillas zu den Pferden und stibitzte einen Bogen sowie eine Handvoll Pfeile.
Das Spiel war entschieden; der Sieger, der Stämmige mit dem struppigen schwarzen Bart, lachte stolz und beglückwünschte Tatzel zu ihrem Glück. Er packte sie erneut, zwinkerte seinem Spießgesellen spöttisch zu und schleppte sie in die Hütte.
Der Ältere wandte sich mit einem mürrischen Achselzucken ab und knurrte dem Bauernburschen einen Befehl zu; der Bursche rannte zum Karren und kam mit einem ledernen Weinschlauch zurück. Sodann ließen sich die beiden im Sonnenschein neben der Hütte nieder.
Aillas näherte sich behutsam, den Bogen schußbereit gespannt. Er schlich sich zur Tür und huschte lautlos wie ein Schatten hinein. Tatzel lag entblößt auf dem Grasbett. Der Räuber kniete mit heruntergelassenen Hosen vor ihr und schickte sich an, sein gewaltiges Geschlechtsteil in Tatzels jüngferliche Scham zu zwängen. Tatzel sah die stille Silhouette im Türrahmen und keuchte auf; der Räuber wandte den Kopf. Er stieß einen unartikulierten Fluch hervor und rappelte sich schwerfällig auf, nach seinem Schwert tastend. Er riß den Mund auf, um seine Wut hinauszuschreien; Aillas ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Er pfiff durch den Raum, drang in
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