Lyonesse 2 - Die grüne Perle
ist Burg Ang, wo er unangreifbar ist.«
»Viel hängt davon ab, wer angreift, und wie«, bemerkte Aillas. »Wo ist die Festung, damit wir sie umgehen können?«
»Fünfzehn Meilen talaufwärts werdet Ihr drei Kiefern am Wegesrand entdecken; an jede von ihnen ist ein Widderschädel genagelt. Hier gabelt sich der Weg. Der rechte Pfad führt nach Ang. Ich habe die Burg nur einmal gesehen; der Eingang wurde bewacht von zwei Rittern in voller Rüstung, die auf Pfähle gespießt waren. Ich werde dort nie wieder hingehen.«
»Wie ich sehe, trägt die zweite Eurer Ziegen eine gute eiserne Pfanne«, sagte Aillas. »Wollt Ihr diese Pfanne gegen ein Pferd, einen Karren und einen Lebensmittelvorrat, von dem Ihr Euch ein Jahr gut ernähren könnt, eintauschen?«
»Das wäre fürwahr ein günstiger Tausch von meinem Standpunkt aus«, sagte der alte Mann vorsichtig. »Diese Waren unterliegen naturgemäß jetzt Eurer Verfügung.«
»Ich habe Anspruch auf sie erhoben, und niemand macht sie mir streitig. Freilich, sollten wir handelseinig werden, empfehle ich Euch, die Waren so rasch wie möglich an einen geheimen Ort zu schaffen, und sei es allein, um Neid vorzubeugen.«
»Das ist ein kluger Rat«, stimmte der alte Mann zu. »Ich erkläre hiermit das Geschäft für abgeschlossen.«
»Außerdem habt Ihr uns nie gesehen, und wir haben Euch nie gesehen.«
»So ist es. In diesem Augenblick höre ich nur das Echo von Geisterstimmen, das der Wind zu mir trägt.«
II
Die Sonne ging hinter Aillas und Tatzel unter, als sie durch das Tal ritten. Die Leine des Packpferds war an Tatzels Sattel befestigt. Aillas trug beide Bogen und beide Köcher.
Das Tal verengte sich und stieg an. Kiefern und Zedern tauchten einzeln und in kleinen Gruppen zusammenstehend auf; kleine Bäche und Rinnsale mündeten zu beiden Seiten in das Tal.
Am späten Nachmittag begann der Wind aufzufrischen, und dunkle Wolken zogen am Himmel auf; eine Regenfront schien vom Meer her zu nahen: eine trübe Aussicht.
Der Sonnenuntergang färbte die Berggipfel rotgolden; die Täler begannen sich mit Dunkelheit zu füllen. Aillas lenkte sein Pferd in eines der kleinen Seitentäler, und nachdem er es etwa hundert Schritt am Ufer eines Baches entlanggeführt hatte, stieß er auf eine grasbewachsene, windgeschützte Lichtung, die zugleich Schutz vor den Blicken etwaiger nächtlicher Wanderer auf dem Pfad bot.
Tatzel war nicht sehr angetan von dem Lagerplatz und rümpfte mißbilligend die Nase. »Warum verweilen wir an diesem unwirtlichen Ort?«
»Damit wir nicht während der Nacht von Fremden belästigt werden«, erklärte Aillas.
»Wir geraten immer tiefer in die Wildnis. Wohin führt Ihr uns? Oder wißt Ihr das etwa selbst nicht?«
»Ich hoffe, einen stillen und friedlichen Pfad über die Hochmoore und hinunter nach Süd-Ulfland zu finden, und schließlich zurück nach Doun Darric.
Später bringe ich Euch dann nach Domreis in Troicinet.«
»Ich habe keine Lust, die genannten Stätten zu besuchen«, sagte Tatzel kalt. »Haben meine Wünsche kein Gewicht?«
Aillas lachte. »Du wirst rasch feststellen, daß die Wünsche einer Sklavin nicht das geringste Gewicht haben.«
Tatzel verzog schmollend das Gesicht und wandte sich mürrisch ab. Aillas las Holz auf und formte aus herumliegenden Steinen eine Feuerstelle, und während er dies tat, entdeckte er eine Platte aus hartem grünen Serpentin von etwa einem Quadratfuß Größe und nicht mehr als einem halben Zoll Dicke. Er entfachte ein Feuer, legte die Forelle auf und wandte sich zu Tatzel um, die auf einem Holzklotz saß und die Vorbereitungen mit gelangweilter Miene verfolgte.
Aillas sagte: »Heute wirst du kochen. Ich werde unterdessen ein Schutzdach gegen das Wetter herrichten.«
Tatzel schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nichts von solcherlei Dingen.«
»Ich werde dir erklären, was du tun mußt. Schneide ein wenig Fett von dem Schinken ab, laß es langsam in der Pfanne aus, so, daß es nicht raucht. In der Zwischenzeit schneide die Forelle in Stücke. Wenn das Fett zerlaufen ist, brate den Fisch vorsichtig und mit großer Sorgfalt, damit er nicht anbrennt. Wenn der Fisch eine goldene Bräunung angenommen hat, nimm die Pfanne vom Feuer und stelle sie beiseite. Sodann vermenge ein wenig von dem Mehl mit Wasser, knete die Masse gut durch und forme sie zu flachen Küchlein. Drücke sie auf den Stein«, – Aillas deutete auf die Serpentinplatte –, »der mittlerweile heiß sein dürfte. Sobald die Küchlein
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