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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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hielt inne. Er schaute in die Flammen und beschloß, nicht mehr zu sagen.
    »Und was ist die Wahrheit?« drängte Tatzel.
    Aillas zuckte die Achseln. »Auf Burg Sank wurde ich in die Knechtschaft gepreßt. Ich beobachtete Euch oft, wenn Ihr vorbeigingt, und ich fing an, Euch zu bewundern. Damals schwor ich mir, daß ich eines Tages wiederkommen und Euch unter anderen Umständen wiedersehen würde. Das ist einer der Gründe, warum ich hier bin.«
    Tatzel sann einen Moment nach. »Ihr seid äußerst beharrlich. Nur sehr wenigen Sklaven ist es gelungen, von Burg Sank zu entkommen.«
    »Ich wurde wieder eingefangen und nach Poëlitetz geschickt«, sagte Aillas. »Doch auch von dort entfloh ich.«
    »All dies ist verworren und kompliziert«, sagte Tatzel mürrisch. »Es übersteigt sowohl mein Fassungsvermögen als auch mein Interesse. Ich weiß nur, daß Ihr mir Schmerzen und Unannehmlichkeiten bereitet habt. Eure sklavischen Sehnsüchte erscheinen mir abscheulich und überaus frech und anmaßend, und Ihr beweist ein hohes Maß an Schamlosigkeit, indem Ihr sie offen kundtut.«
    Wieder lachte Aillas. »Ganz recht! Meine Hoffnungen und Tagträume muten jetzt recht unreif an, wenn ich sie in Worte kleide. Aber ich habe lediglich Eure Frage beantwortet, und das in aller Offenheit. Dabei habe ich Klarheit in mein eigenes Denken gebracht. Oder besser ausgedrückt, ich war gezwungen, mir selbst gewisse Dinge einzugestehen.«
    Tatzel seufzte. »Wieder sprecht Ihr in Rätseln. Ich habe keine Lust, sie zu lösen.«
    »Es ist ganz einfach. Wenn die Träume und Schwärmereien zweier Menschen in Gleichklang sind, werden sie Freunde oder, so es sich fügt, Geliebte. Ist das nicht der Fall, finden sie kein Vergnügen an der Gegenwart des anderen. Es ist ein ganz einfacher Gedanke, nur machen sich wenige die Mühe, ihn zu begreifen.«
    Tatzel schaute ins Feuer. »Ich persönlich interessiere mich nicht im geringsten für Eure Grillen und Träumereien. Erklärt sie Leuten, die Ihr damit faszinieren zu können glaubt.«
    »Vorläufig werde ich sie für mich behalten«, sagte Aillas.
    Nach einem kurzen Moment des Schweigens sagte Tatzel: »Ich bin überrascht, daß sich Eure Bande so weit aus Süd-Ulfland vorgewagt hat.«
    »Auch hierfür ist die Erklärung sehr einfach. Da wir herkamen, um Burg Sank anzugreifen, konnten wir nicht umhin, uns so weit nach Norden zu wagen.«
    Endlich ließ Tatzel eine gewisse Verblüffung erkennen. »Und Ihr wurdet zurückgeschlagen?«
    »Im Gegenteil. Wir ließen die Zitadelle bloß deshalb unversehrt, weil wir keine Belagerungsmaschinen mitgenommen hatten. Wir zerstörten alles, was in Sicht war, dann ritten wir davon, um anderswo zu kämpfen.«
    Tatzel starrte ihn erstaunt an. »Das ist eine schändliche Tat!«
    »Es ist nicht mehr als längst fällige Gerechtigkeit, und es ist erst der Anfang.«
    Tatzel starrte mißmutig in die Flammen. »Und was habt Ihr mit mir vor?«
    »Ich habe Euch versklavt, ganz nach der Art der Ska. Du bist jetzt meine Sklavin. Verhalte dich fürderhin entsprechend.«
    »Das ist nicht möglich!« schrie Tatzel wütend. »Ich bin eine Ska und von edler Herkunft!«
    »Du mußt dich an den Gedanken gewöhnen. Es ist schade, daß du dir das Bein gebrochen hast und deshalb meine Befehle nicht ausführen kannst.«
    Tatzel stützte das Kinn auf die Fäuste und starrte finster ins Feuer. Aillas stand auf und breitete ihren Mantel über das Bett aus Gras. »Kaue noch etwas von der Rinde, damit du ohne Schmerzen schlafen kannst.«
    »Ich will keine Rinde mehr!«
    Aillas beugte sich über sie. »Leg deine Arme um meinen Hals, damit ich dich zu deinem Bett tragen kann.«
    Nach kurzem Zögern gehorchte Tatzel, und Aillas trug sie zu der Lagerstatt aus Gras. Er löste die Riemen ihrer Stiefel und zog sie ihr von den Füßen. »Liegst du bequem?«
    Tatzel schaute verblüfft zu ihm auf, so als hätte sie die Frage nicht verstanden. Aillas wandte sich ab und ging nach draußen, um der Nacht zu lauschen.
    Die Luft war ruhig. Er hörte das Murmeln des Flusses; ansonsten herrschte Stille. Er ging in die Hütte zurück. Er kippte den Tisch um, schob ihn quer vor die Tür und keilte ihn mit der Bank ein. Er belegte das Feuer, zog die Stiefel aus, legte sich neben Tatzel und deckte sie und sich mit seinem Mantel zu. Er beugte sich zu Tatzel hinüber. »Hast du schon einmal mit einem Mann geschlafen?«
    »Nein.«
    Aillas stieß einen leisen Grunzton aus. »Dank deines gebrochenen Beines bleibt dir deine

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