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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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machte sie bereit für den Abmarsch.
    In der taufeuchten Stille vor dem Morgengrauen aßen Aillas und Tatzel ihr Frühstück; keiner von beiden sprach ein Wort.
    Aillas belud das Packpferd, half Tatzel in den Sattel, und sie verließen ihre Lagerstatt. Bevor sie wieder auf den Hauptpfad stießen, hielt Aillas inne, um zu spähen und zu lauschen, aber niemand war zu sehen oder zu hören, und so setzten sie ihren Weg fort. Immer wieder schaute Aillas aufmerksam nach hinten, ob ihnen niemand folgte. Aber das Tal blieb leer.
    Sie ritten durch gefährliches Territorium. Aillas trieb die Pferde zur Eile an, damit sie die Gabelung, an der der Pfad nach Burg Ang abzweigte, so früh am Tag wie möglich passieren würden.
    Je weiter sie vorankamen, desto eindrucksvoller wurde die Landschaft. An den Seiten des Tales ragten schroffe Felsenklippen auf; manchmal türmten sie sich über riesigen Haufen von Felsbrocken auf, dann wieder erwuchsen sie geradewegs aus Tannen- und Kieferngruppen.
    Die Sonne tauchte hinter dem Bergkamm im Osten hervor und schien auf drei hohe Kiefern, die neben dem Pfad standen. An jeder von ihnen stak ein Widderschädel, mit Nägeln an den Stamm gehauen. An dieser Stelle gabelte sich der Weg; ein Pfad zweigte nach rechts ab. Hurtig und mit einem Gefühl großer Erleichterung ritt Aillas an der unheimlichen Gabelung vorbei, und nach wenigen Minuten waren die drei Kiefern aus ihren Blicken entschwunden.
    Allmählich begannen die Pferde vor Anstrengung zu schnaufen, zum einen wegen der scharfen Gangart, die Aillas ihnen auferlegt hatte, zum anderen wegen der Steigung des Pfades. Höher, immer höher wand sich der Weg talaufwärts, in engen Serpentinen hin und her schwingend, unter hängenden Felssimsen und vorspringenden Felsblöcken hindurch, gelegentlich eine Bergwiese überquerend, um dann erneut steil anzusteigen.
    Eine Stunde, nachdem sie die Abzweigung nach Burg Ang passiert hatten, führte Aillas sie zu einem abgeschiedenen Winkel auf der Rückseite eines Kiefernwaldes. Er saß ab und half Tatzel aus dem Sattel. Hier würdensieüberMittag rastenundsodieGefahrmindern, anderen Reitern zu begegnen. Tatzel hatte das Gefühl, daß diese Art von Vorsicht übertrieben und lächerlich sei. »Ihr seid furchtsam wie ein Kaninchen«, sagte sie zu Aillas. »Führt Ihr denn ein Leben in stetiger Angst, daß Ihr immer späht und lugt und beim leisesten Geräusch erschrocken zusammenfahrt?«
    »Du hast mich durchschaut«, sagte Aillas. »Ich zittere vor tausend Ängsten. Es muß die schlimmste Demütigung sein, wenn man von seinem eigenen Sklaven der Feigheit geziehen wird.«
    Tatzel lachte spöttisch und streckte sich auf einem sonnenbeschienenen Fleck im Sande aus.
    Aillas lehnte sich gegen einen Baum zurück und ließ seinen Blick am Horizont entlangschweifen. Er mußte sich eingestehen, daß Tatzels stichelnde Bemerkungen ihn geärgert hatten. Mochte sie ihn wirklich für furchtsam halten, bloß weil er ganz alltägliche Vorsicht walten ließ? Das war mehr als wahrscheinlich. Nach ihrer eigenen Erfahrung brauchten Menschen, die durch das Land reisten, keine unangenehmen Zwischenfälle zu befürchten. »Nicht mehr lange, dann werden auch die Ska spähen und lugen«, sagte er zu ihr. »Sie haben es jetzt nicht mehr bloß mit ein paar armen Bauern zu tun, die sie nach Belieben peinigen und herumhetzen können; sie haben es jetzt mit den Troicern zu tun, und das ist eine ganz andere Sache.«
    »Wenn alle Troicer so vorsichtig sind wie Ihr, werden wir kaum in Schwierigkeiten geraten.«
    »Das mag sein«, sagte Aillas. Erneut suchte er den Horizont ab, aber er sah nur Felsen und Himmel. Im Winde dahinjagende Wolkenfetzen trieben von Zeit zu Zeit vor der Sonne vorüber und warfen graue, huschende Schatten über das Tal.
    Tatzel lag mit unter dem Kopf verschränkten Armen da und beobachtete ihn. »Wonach sucht Ihr?«
    »Nach Spähern, die vom Bergkamm Ausschau halten ... Ruh dich aus, solange noch Zeit ist. Von jetzt an reiten wir bei Nacht.«
    Tatzel schloß die Augen und schien gleich darauf einzuschlafen.
    Zu Mittag aßen sie Schinken und Käse und kalte Mehlfladen. Die Sonne durchquerte den Zenit. Die Wolken kamen jetzt in immer größerer Zahl, und bald war die Sonne hinter einer Wolkendecke verschwunden. Tatzel zog den Mantel fester um ihre Schultern und schlug Aillas vor, er solle das Zelt aufstellen.
    Aillas schüttelte den Kopf. »Das ist genau das rechte Wetter für Feiglinge! Späher und Wachtposten sind

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