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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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und du mußt mir dienen, wie es mir gefällt. Was könnte einfacher sein? Wohnt nicht der Symmetrie der Dinge sogar eine gewisse Schönheit inne? Versuche, dich dieser kunstvollen Schönheit ebenso zu erfreuen, wie ich es tue!«
    Tatzel preßte bloß die Lippen zusammen. »Ich bin keine Sklavin! Ich bin Lady Tatzel von Burg Sank!«
    »Die Räuber heute morgen, ließen sie sich von deinem Range beeindrucken?«
    »Sie waren Anderlinge, aber in ihren Adern floß zum Teil Ska-Blut.«
    »Was besagt das schon? Sie waren beide lasterhaft und verderbt. Ich tötete sie mit Vergnügen.«
    »Ja, mit Pfeilen aus dem Hinterhalt«, sagte Tatzel höhnisch. »Anders wagt Ihr einem Ska nicht entgegenzutreten.«
    Aillas schnitt eine Grimasse. »In einem gewissen Sinn ist das wahr. Was mich betrifft, so ist Krieg weder ein Spiel noch eine Gelegenheit, seinen Heldenmut zu beweisen, sondern eine ziemlich unerfreuliche Angelegenheit, die es mit dem geringstmöglichen Schaden für einen selbst zu regeln gilt ... Weißt du von einem Ska mit Namen Torqual?«
    Zuerst schien Tatzel abgeneigt, die Frage zu beantworten. Dann sagte sie: »Ich weiß von Torqual. Er ist ein Vetter dritten Grades von mir. Aber ich habe ihn nur einmal gesehen. Er wird nicht länger als Ska angesehen, und jetzt ist er in ein anderes Land gegangen.«
    »Er ist zurückgekommen, und sein Schlupfwinkel ist dort oben, unterhalb des Noc. Heute abend haben wir seinen Wein getrunken und seine Zwiebeln gegessen. Die Forelle war allerdings meine.«
    Tatzel spähte hinaus; irgendein Nachttier hatte das Laub zum Rascheln gebracht. Dann wandte sie den Blick wieder auf Aillas. »Torqual ist bekannt dafür, daß er scharf abrechnet. Ich befürchte, Ihr werdet einen hohen Preis für Euren Festschmaus zahlen.«
    »Ich ziehe es vor, Torquals Freigebigkeit kostenlos zu genießen«, erwiderte Aillas. »Doch niemand weiß, was die Zukunft bringt. Es ist ein dunkles und furchtbares Land, dieses Nord-Ulfland.«
    »Mir ist es nie so erschienen«, entgegnete Tatzel.
    »Du warst ja auch bis jetzt noch nie Sklave ... Komm! Es wird Zeit, daß wir schlafen. Der Bauernbursche wird überall von der edlen Ska-Dame erzählen, und schon bald wird das Tal von Ska-Soldaten wimmeln. Ich möchte früh aufbrechen.«
    »Dann schlaft doch«, sagte Tatzel gleichgültig. »Ich will noch eine Weile aufbleiben.«
    »Dann muß ich dich fesseln, damit du dich nicht in der Nacht davonstiehlst. In diesen Gegenden treiben sich seltsame Kreaturen in der Dunkelheit herum; möchtest du in eine Höhle geschleppt werden?«
    Widerwillig humpelte Tatzel zum Bett. »Gleichwohl muß ich dich auch so festbinden, aus Gründen der Sicherheit. Ich habe einen tiefen Schlaf, und es könnte sein, daß ich daraus nie wieder erwache, wenn mir während der Nacht ein Felsbrocken auf den Kopf fällt.« Er schlang das Seil um Tatzels Hüfte, verknotete es mit einem Paalsteek, den sie nicht lösen konnte, und schlang die beiden Enden um seine eigene Hüfte, solchermaßen sicherstellend, daß sie sich nicht von ihm entfernen konnte.
    Tatzel legt sich hin, und Aillas deckte sie mit ihrem Mantel zu. Der Mond, zu drei Vierteln voll, schien durch einen Spalt im Laub geradewegs auf ihr Antlitz; sein mildes, silbriges Licht ließ ihre Züge weich erscheinen und verlieh ihr bezaubernde Schönheit. Einen Moment lang blickte Aillas auf sie hinab und versuchte, das halb schläfrige, halb verächtliche Lächeln zu deuten, das flüchtig um ihre Lippen spielte ... Dann wandte er sich ab, bevor Bilder in seinem Kopf Gestalt annehmen konnten, legte sich neben sie und deckte sich mit seinem Mantel zu ... Hatte er irgend etwas übersehen? Die Waffen? Sie lagen griffbereit an ihrem Platz. Das Seil? Die Knoten waren außerhalb ihrer Reichweite. Er entspannte sich und schlief sofort ein.
     

III
    Aillas stand eine Stunde vor Tagesanbruch auf. Es hatte während der Nacht nicht geregnet, und er entdeckte ein noch schwach glimmendes Stück Holz in der Asche. Er bedeckte es mit trockenem Gras und entfachte ein Feuer. Tatzel kam gähnend und fröstelnd aus ihrem Bett gekrochen, kauerte sich vor dem Feuer nieder und wärmte sich die Hände. Aillas packte Speck und den Sack Mehl aus. Tatzel tat so, als bemerke sie es nicht. Aillas sprach ein paar knappe, unmißverständliche Worte, woraufhin Tatzel ihn mit einem wütenden Blick bedachte und sich mit mürrischem Brummen daran machte, Speck zu braten und Mehlfladen zu backen. Unterdessen sattelte Aillas die Pferde und

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