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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Seine knollige Nase und seine runden pflaumenfarbenen, an den Winkeln spitz zulaufenden Augen deuteten ebenso wie der fahlgrüne Stich in seiner Gesichtsfarbe auf einen Schuß Halblingblut in seinem Erbgut hin.
    Zuck hatte regelmäßig seinen Stand auf dem Markt. Er war spezialisiert auf
materia magica:
Die Substanzen, aus denen Tränke und Elixiere gemischt wurden. Heute fand sich unter seinen Auslagen eine Neuheit. Zwischen einem Tablett mit kleinen bronzenen Flaschen und Würfeln aus durchsichtigem Gummi stand eine schwarze Vase mit einer einzelnen Blume.
    Diese Blume erregte sogleich Melancthes Interesse. Sie war bemerkenswert in zweierlei Hinsicht, zum einen wegen ihrer Form, zum andern wegen ihrer Farben, welche so lebendig und intensiv waren, daß man sie fast hätte greifen können: leuchtendes Schwarz, Purpur, eisiges Blau und Karmesinrot.
    Melancthe konnte sich nicht losreißen vom Anblick, der Blume. Sie fragte: »Zuck, guter Zuck: was für eine Blume ist das?«
    »Teure Dame, das kann ich nicht sagen. Ein Bursche aus dem Wald hat sie mir gebracht.«
    »Wer mag dieser wunderbare Gärtner sein?«
    Zuck legte den Finger neben die Nase und sah Melancthe mit einem wissenden Grinsen an. »Die Person ist ein Falloy und von zurückhaltender Natur; er besteht darauf, anonym zu bleiben, um nicht Gegenstand weitschweifiger theoretischer Diskussionen oder Opfer verstohlener Versuche zu werden, sein Geheimnis zu ergründen.«
    »Die Blumen müssen also irgendwo hier im Walde wachsen.«
    »Ganz recht. Die Blumen sind sehr selten, und eine ist prächtiger als die andere.«
    »Dann habt Ihr schon andere gesehen?«
    Zuck blinzelte. »Ehrlich gesagt, nein. Der Falloy istein Meister der Übertreibung und habgierig obendrein. Ich habe jedoch auf maßvollen Preisen bestanden, um meines Rufes willen.«
    »Ich muß die Blume kaufen; welches ist denn nun ihr Preis?«
    Zuck wandte den Blick himmelwärts. »Der Tag ist fast vorüber, und ich möchte ihn mit einem leichten Verkauf beenden, als gutes Vorzeichen für den morgigen Tag. Euch, reizende Dame, überlasse ich die Blume für eine geradezu bescheidene Summe: fünf Goldkronen sind mein Preis.«
    Melancthe starrte Zuck verdutzt an. »Soviel Gold für eine einzige Blume?«
    »Ah, bah, scheint Euch der Preis hoch? In dem Fall überlasse ich sie Euch für drei Kronen, da es mich eilt, die Bude für heute zu schließen.«
    »Zuck, lieber Zuck: ich trage selten Goldmünzen bei mir!«
    Zucks Stimme verlor ein wenig von ihrem schmeichelnden Ton. »Was für Münzen tragt Ihr dann bei Euch?«
    »Schaut! Ein hübscher Silbertaler! Er ist Euer, guter Zuck, und ich nehme die Blume.« Melancthe langte über die Theke und hob die Blume aus ihrer Vase.
    Zuck beäugte die Münze mit skeptischer Miene. »Wenn das für mich ist, was bleibt dann für den Falloy?«
    Melancthe hielt sich die Blume an die Nase und küßte die Blüten. »Wir werden ihn bezahlen, wenn er uns das nächste Mal Blumen bringt. Ich will sie alle, jede einzelne!«
    »Das ist eine sehr unergiebige Art, Geschäfte zu machen«, brummte Zuck. »Aber sei's drum; die Blume gehört Euch.«
    »Ich danke Euch, lieber Zuck! Die Blume ist herrlich, und ihr Duft ebenfalls! Sie atmet einen Hauch vom Wohlgeruch des Paradieses selbst!«
    »Je nun«, sagte Zuck, »die Geschmäcker sind verschieden.«
    »Wie reich, wie schwer ihr Duft ist!« schwärmte Melancthe. »Sie öffnet Türen zu Räumen, in die ich noch nie hineingeschaut habe.«
    Zuck sagte nachdenklich: »Eine Blume, die solches vermag, ist zweifelsohne mit einem Silbertaler weit unterbewertet.«
    »Hier habt Ihr noch einen, damit mein Interesse gewahrt ist! Vergeßt nicht, alle Blumen müssen an mich verkauft werden, allein an mich!«
    Zuck verbeugte sich. »So soll es sein, aber Ihr müßt Euch darauf gefaßt machen, beim nächsten Mal den gerechten Preis zu zahlen!«
    »Ihr werdet keinen Grund zur Klage haben. Wann kommt der Gärtner wieder?«
    »Das vermag ich schwer zu sagen, da er ein Falloy ist.«
     

III
    Als die Abenddämmerung sich über die Wiese senkte, kehrte Melancthe in den Gasthof zurück und begab sich sogleich in den Schankraum. Sie setzte sich an einen Tisch abseits von den anderen und bestellte ihr Abendessen: eine Terrine Haseneintopf mit Pilzen, Petersilie und Wein, dazu frisches Brot, eingemachte wilde Johannisbeeren und eine Flasche Johannisbeerwein. Ein Stäubchen schwebte herab, ließ sich auf dem Wein nieder und bildete dort eine Blase.
    Melancthe, die

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