Lyonesse 2 - Die grüne Perle
mehr kostet: Wirt, bringt mir zum Abendessen eine ordentliche Portion von Eurer Ochsenbrust mit Meerrettichsoße, und dazu frisches Brot und gute Butter!«
»Ich bin ganz deiner Meinung!« erklärte Dussel. »Das gleiche für mich, Wirt!«
Zur Essenszeit kamen Harbig und Dussel wohlgemut in die Schankstube und nahmen ihre Plätze am Tisch ein. Als Dildahl kam, bestellten beide eine gute Portion Ochsenbrust. Dildahl teilte ihnen bekümmert mit, das Fleisch sei leider im Topf angebrannt, und er habe alles den Hunden vorgeworfen. »Aber ich kann euch ausgezeichneten Fisch anbieten: Fisch ist unsere eigentliche Spezialität!«
Harbig sagte: »Ich denke, ich nehme anstelle der Ochsenbrust die geschmorte Lammkeule; aber daß Ihr mir nicht an Knoblauch spart!«
»Ich nehme das gleiche!« erklärte Dussel. »Und sollen wir nicht dazu eine Flasche guten, aber preiswerten Rotweins trinken?«
»Eine vortreffliche Idee!« pflichtete Harbig ihm bei. »Dussel, du bist wahrlich ein Mann von Lebensart!«
»O weh!« seufzte Dildahl. »Zum Mittag kamen sechs Druiden, und alle aßen mit vollen Backen Lammkeule, so daß nichts davon übriggeblieben ist. Aber tröstet Euch; ich kann Euch eine üppige Pastete von Langustenschwänzen anbieten, oder ein Paar schöner brauner Forellen im besten Alter, in Butter und Essig gesotten.«
Harbig studierte die Tafel. »Diese Gerichte stehen nicht auf der Speisetafel. Was würden sie kosten? Ich denke doch, sie dürften wohlfeil sein, wo Ihr den See doch gleich vor der Haustür habt.«
»Wenn es um Fisch geht, sind wir unübertroffen! Wie wär's mit zwei Dutzend Sardinen, mit Zitronen und Sauerampfer?«
»Klingt zweifellos schmackhaft, aber der Preis, Mann! Wie steht's mit dem Preis?«
»Oh ha ha, das ist schwer zu sagen; das schwankt je nach der Größe des Fangs.«
Harbig musterte unschlüssig die Speisetafel. »Linsensuppe wäre vielleicht auch nicht schlecht.«
»Die Suppe ist alle«, erklärte Dildahl. »Wie wär's mit einem Teller ausgezeichneter Lachsrogen, mit Kapern und Butter und einem Salat aus Kresse und Petersilie?«
»Und zu welchem Preis?«
Dildahl machte eine abwehrende Handbewegung. »Es kann mehr sein, es kann weniger sein.«
»Ich neige eher den Lachsrogen zu«, sagte Dussel. »Das soll heute mein Abendessen sein.«
»Ich nehme die Forellen«, sagte Harbig. »Und bringt dazu passende Beilagen in ausreichender Menge.«
Dildahl verneigte sich und rieb sich die Hände. »Sehr wohl.«
Die zwei erhielten ihre Fischgerichte, die sie mit Appetit verzehrten und mit zwei Flaschen Wein hinunterspülten. Bald darauf suchten sie wohlgesättigt ihre Betten auf.
Am Morgen servierte Dildahl ihnen ein Frühstück aus Haferschleim und Quark. Harbig und Dussel verspeisten es mit Appetit, dann verlangten sie die Rechnung.
Mit einem grimmigen Lächeln legte Dildahl den beiden selbige vor.
Harbig schrie entsetzt: »Lese ich richtig? Oder stehen die Zahlen auf dem Kopf? Meine Rechnung summiert sich auf neunzehn Silbertaler und vier Pfennige!«
Dussel war nicht minder entgeistert. »Für einen Teller Lachsrogen bezahle ich normalerweise nicht mehr als ein paar Pfennige oder, wenn's hoch kommt, einen guten roten Heller; hier indessen wird mir, wenn ich recht lese, eine Summe von einundzwanzig Silbertalern abverlangt! Harbig, sind wir wirklich wach? Oder schlafen wir noch und geistern durch irgendein Traumland?«
»Ihr seid wach, und meine Preise sind real«, beschied ihm Dildahl schroff. »In
Kernuuns Geweihsprosse
ist Fisch sehr teuer, da er nach geheimen Rezepten zubereitet wird.«
»So sei's denn«, sagte Harbig. »Wenn wir bezahlen müssen, dann werden wir eben bezahlen.«
Die beiden Reisenden schnürten mißmutig ihre Geldbeutel auf und zahlten den geforderten Betrag. Dann sagte Harbig: »Und nun bringt uns bitte unsere Pferde, denn wir sind in Eile.«
»Sofort!« Dildahl rief dem Küchenjungen einen Befehl zu, und dieser rannte hinaus zum Stall. Einen Moment später kam er aufgeregt zurückgerannt. »Herr, der Stall ist aufgebrochen! Die Tür steht offen, und die Pferde sind weg!«
»Was!« schrie Harbig. »Höre ich recht? Mein großes Meisterpferd Nebo, dessen Wert ich auf hundert Goldstücke schätze? Wenn nicht gar zweihundert?«
Und Dussel schrie entsetzt: »Und mein preisgekrönter Rappe aus Marokko, der mich hundert Goldkronen kostete, aber den ich nicht einmal für dreihundert verkaufen würde?«
Harbig sagte mit strenger Miene: »Dildahl, jetzt habt Ihr Euren
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