Lyonesse 2 - Die grüne Perle
Spaß zu weit getrieben! Gebt uns sofort unsere Pferde heraus oder zahlt uns ihren Wert aus, und es waren in der Tat sehr kostbare Rösser! Für Nebo verlange ich zweihundert Goldkronen!«
Dussel veranschlagte seinen Verlust sogar noch höher: »Für Ponzante brauche ich zweihundertfünfzig Goldkronen, um den Verlust auch nur annähernd wettzumachen.«
Dildahl fand schließlich seine Sprache wieder. »Die Preise, die ihr genannt habt, sind maßlos überzogen! Schon für eine einzige Goldkrone kann ich einen prächtigen Hengst kaufen!«
»Ah ha ha! Mit unseren Pferden ist's wie mit Eurem Fisch. Zahlt uns unverzüglich vierhundertfünfzig Goldkronen aus!«
»Ihr könnt diese irrsinnige Forderung nicht durchsetzen«, erklärte Dildahl. »Macht, daß ihr fortkommt, sonst verabreicht der Stallbursche euch eine ordentliche Tracht Prügel und wirft euch in den See!«
»Wenn Ihr Euch einmal bemühen wollt, die Straße hinunter zu schauen«, sagte Harbig, »dann werdet Ihr ein Zeltlager bemerken. Dort sind zwanzig Soldaten der Armee von Aillas, dem König von Ulfland. Ersetzt uns unsere Pferde, oder macht Euch mit dem Gedanken vertraut, alsbald am königlichen Galgen zu baumeln.«
Dildahl rannte zur Tür und gewahrte mit Entsetzen das nur wenige hundert Schritt entfernte Zeltlager. Seine ohnehin schon schlaffe Unterlippe sank noch weiter herunter. Langsam wandte er sich zu Harbig um. »Warum sind diese Soldaten zum Quyvern-See gekommen?«
»Erstens, um die Ska anzugreifen und sie aus der Gegend zu vertreiben. Zweitens, um die Krähe zu verbrennen und die Gefangenen der Druiden zu befreien. Drittens, um Gerüchten von Schurkerei in
Kernuuns Geweihsprosse
auf den Grund zu gehen und den Wirt aufzuhängen, sollten sich die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen als begründet erweisen.«
Dussel sagte streng: »Zum letzten Mal: ersetzt uns unsere Pferde, oder wir rufen die Soldaten des Königs um Hilfe!«
»Aber ich habe nicht soviel!« ächzte Dildahl. »Ich erstatte euch eure Silbertaler zurück; das muß genügen.«
»Bah! Das genügt mitnichten! Wir erheben hiermit Anspruch auf den Gasthof, so wie Ihr Besitzanspruch auf die Pferde Eurer Gäste erhebt, ›als volles Entgelt‹. Dussel, endlich geht ein Traum in Erfüllung! Du bist Wirt eines feinen Landgasthofes! Als ersten Schritt beschlagnahme alle Münzen in der Schublade dort und das Gold aus Dildahls Geldkassette.«
»Nein, nein, nein!« schrie Dildahl. »Nicht mein kostbares Gold!«
Dussel ignorierte den Aufschrei. »Dildahl, zeigt mir die Geldkassette. Und dann macht, daß Ihr fortkommt, und zwar prompt! Außer den Kleidern, die Ihr am Leib tragt, dürft Ihr nichts mitnehmen!«
Dildahl konnte sich noch immer nicht mit seinem Schicksal abfinden. »Dies ist ein undenkbarer Umschwung der Dinge!«
Harbig zog ungläubig die Augenbraue hoch. »Ihr habt doch nicht im Ernst geglaubt, Ihr könntet bis in alle Ewigkeit fortfahren, Eure Gäste auszuplündern?«
»Es ist ein Versehen, ein Mißverständnis! Das könnt Ihr mir nicht antun!«
Harbig sagte: »Ihr könnt von Glück reden, daß Ihr es mit uns zu tun habt und nicht mit dem Sergeanten jenes Zuges dort, der bereits einen geeigneten Baum ausgewählt hat.«
Dildahl knurrte: »Ich entdecke seltsame Übereinstimmungen. Wie kommt es, daß Ihr soviel von jener Truppe wißt?«
»Ich bin ihr Hauptmann. Dussel, müßt Ihr wissen, war Chefkoch auf Jehaundel, aber nun, da König Gax tot ist, werden seine Dienste nicht länger gebraucht, und es war schon immer sein Traum, einmal einen Landgasthof zu führen. Habe ich recht, Dussel?«
»In jeder Beziehung! Und nun, Dildahl, zeigt mir endlich die Geldkassette, und dann macht, daß Ihr Land gewinnt.«
Dildahl hub zu einem großen Wehklagen an. »Habt Erbarmen, Herr! Mein Weib hat es an den Beinen; sie kann nicht laufen! Die Adern quellen dick und blau aus ihren Beinen hervor und umringen sie wie purpurne Schlangen! Müssen wir auf Händen und Knien durch den Staub kriechen?«
Harbig sagte zu Dussel: »Dildahl scheint nicht der Schlechteste am Herd zu sein, und er hat eine besonders gute Hand für Fischgerichte. Warum ihn nicht als Küchenjungen und Unterkoch beschäftigen, während sein Weib sich anderweitig nützlich macht? Sie kann die Kühe melken, Käse und Butter machen, Rüben, Möhren und Lauch ziehen – alles im Knien, um ihre wehen Beine zu schonen. Natürlich nur, wenn König Aillas die beiden begnadigt, versteht sich.«
»Dildahl, was sagst du dazu?« fragte
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