Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
die deinigen sein.«
    Murgen nickte Shimrod und Dhrun zu. »Shimrod, Dhrun: wartet in der Halle.«
    Dhrun und Shimrod verließen das Arbeitszimmer. Eine Stunde verstrich.
    Murgen erschien in der Halle. »Ich habe Aillas nach Watershade geschickt. Er hat mehr von sich gegeben, als ich erwartet habe, und er ist sehr geschwächt. Er soll sich erholen; in einer Woche wird er wieder bei Kräften sein.«
    »Und was ist mit der Kreatur Kul?«
    »Ich habe ihn instruiert, und er ist bereits auf dem Weg nach Tanjecterly. Kommt; laßt uns sehen, welche Botschaft er uns von dort sendet.«
    Die drei gingen zur Tür hinaus und standen wieder auf der Lichtung im Wilden Wald. Murgen ließ das graue Steinhaus wieder verschwinden; die drei näherten sich der Holzfällerhütte.
    Eine schwarze Glasflasche kam durch die Tür geflogen und landete zu ihren Füßen. Murgen entnahm ihr eine Botschaft.
     
    Weder Glyneth noch Vishbume halten sich in unmittelbarer Nähe auf. Ich habe einen gefragt, der alles beobachtet hat. Glyneth ist Vishbume entflohen und er hat sich an ihre Fersen geheftet. Die Spur ist deutlich zu sehen. Ich werde ihr folgen.
     

Kapitel 15

I
    An einem strahlenden Sommermorgen stand Glyneth mit der Sonne auf. Sie wusch sich das Gesicht und kämmte sich das Haar, welches ein Stück gewachsen war und ihr in goldbraunen Locken über die Ohren hing. Es war schönes Haar, so sagten die Leute: voller Glanz und Schimmer, nur vielleicht ein wenig länger, als es die Schicklichkeit gebot, denn nun konnte der Wind es zerzausen, so daß es einer gewissen Aufmerksamkeit und Pflege bedurfte. Sollte sie es schneiden, oder sollte sie es nicht schneiden? Glyneth dachte ausgiebig über dieses Problem nach. Galane am Hof hatten ihr versichert, wie hübsch ihr Haar die Konturen ihres Gesichtes doch betone – doch die einzige Person, deren Meinung ihr wirklich am Herzen lag, schien überhaupt nicht zu bemerken, ob sie ihr Haar nun lang oder kurz trug.
    »Ach«, sagte Glyneth bei sich. »Wir werden diesem Unfug bald ein Ende machen, denn ich glaube, nun weiß ich, was ich tun muß.«
    An diesem strahlenden Sommermorgen verzehrte sie ein Frühstück aus Hafergrütze, einem gekochten Ei und einem Glas frischer Milch, und der ganze Tag lag vor ihr. Morgen würde Dhrun kommen, um den Sommer mit ihr zu verbringen; heute war der letzte Tag, an dem sie ihre Einsamkeit genießen konnte.
    Glyneth überlegte, ob sie mit dem Pferd ins Dorf reiten sollte, aber erst gestern, als sie zu ihrer Freundin Alicia nach Haus Schwarzeiche geritten war, hatte ein seltsamer Mann in einem Ponykarren sie angehalten und ihr die merkwürdigsten Fragen gestellt.
    Glyneth hatte sich höflich vorgestellt. Ja, sie kenne den Prinzen Dhrun sehr gut; niemand kenne ihn wohl besser als sie. Ob es denn wahr sei, daß Dhrun eine Weile in einem Elfenhügel gelebt habe? An diesem Punkt hatte Glyneth geantwortet: »Das vermag ich nicht aus meinem eigenen Wissen heraus zu beantworten, Herr. Warum stellt Ihr diese Fragen nicht König Aillas am Hofe, wenn es Euch wirklich interessiert? Dort würdet Ihr erfahren, was wahr ist, und was eitle Spekulation.«
    »Das ist ein guter Rat! Heute ist ein feiner Tag zum Ausreiten! Wohin reitest du denn?«
    »Ich reite zu meiner Freundin«, hatte Glyneth geantwortet. »Guten Tag, Herr!«
    Nach kurzer Überlegung kam Glyneth zu dem Schluß, daß sie, wenn sie ins Dorf ritte, erneut Gefahr laufen würde, dem merkwürdigen Herrn zu begegnen – es war fast so, als hätte er dort auf sie gewartet –, und sie beschloß also, statt dessen einen Spaziergang im Wald zu machen.
    Sie nahm ihren Beerenkorb, küßte Dame Flora und versprach, rechtzeitig zum Mittagessen wieder zurück zu sein. Sprach's und marschierte los zum Wilden Wald.
    Heute war es wunderschön im Walde. Das Laub leuchtete in tausend Schattierungen von Grün im Sonnenlicht, und eine leichte Brise vom See ließ die Blätter leise rascheln.
    Glyneth wußte eine Stelle, wo wilde Erdbeeren imÜberfluß wuchsen, doch wie sie so dahinspazierte, wurde ihre Aufmerksamkeit von einem wunderschönen Schmetterling angezogen, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Ganz plötzlich flatterte er vor ihr her; seine Flügel – jeder gewiß drei Zoll breit – waren orangefarben, schwarz und rot gemustert und von höchst ungewöhnlicher Form. Glyneth beschleunigte ihren Schritt in der Hoffnung, daß er sich auf einer Blume niederließe, so daß sie ihn nach Herzenslust studieren könne, aber statt

Weitere Kostenlose Bücher