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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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hat mich viel Arbeit und ein Dutzend Verpflichtungen an unschönen Orten gekostet. Doch was sein muß, muß sein. Der Schrank sondert ein grüngelbes Licht ab; das ist der Stoff von Tanjecterly. Die Kreatur darinnen ist ein junger
syaspischer Ferox
aus den Dyadenbergen von Tanjecterly. Noch ist er ein bloßes schematisches Diagramm; sobald er zum Leben erweckt wird, wird auch er den Stoff von Tanjecterly manifestieren, und er wird die Armatur unserer Konstruktion bilden. Er besitzt noch weitere Tugenden: er ist stark, wachsam, flink und listig. Er ist immun gegen Furcht und treu bis in den Tod. Seine Mängel sind die andere Seite derselben Medaille: Er ist wild, und wenn man ihn reizt, wird er zu einem Ungeheuer von zerstörerischer Wut; manchmal sogar, ohne daß er gereizt wird. Auch neigt er zu Leichtfertigkeit und Unbesonnenheit; so kann es passieren, daß er sich zu Expeditionen von zehntausenden von Meilen hinreißen läßt, nur um eine bestimmte Frucht zu essen. Dies ist die Basis unseres Werkzeugs.«
    Aillas beäugte die Kreatur mit skeptischem Blick. Sie war etwas mehr als sechs Fuß groß und von menschenähnlicher Gestalt, mit einem schweren, großen Kopf, der auf massigen Schultern ruhte, langen Armen mit krallenbewehrten Händen und scharfen Zinken, die aus den Fingerknöcheln wuchsen. Schwarzes Fell bedeckte ihren Kopf und zog sich in einem schmalen Streifen den Rücken hinunter. Die Züge waren grob und ungeschlacht: unter einer fliehenden Stirn blitzten goldfarbene Schlitzaugen zwischen dicken Knorpelwülsten hervor; die Nase war kurz und wulstig, der Mund eine klebrige, fadenziehende Schleimmasse.
    Murgen sprach erneut: »Dies ist nicht die Bestie selbst, welche für uns ohne Wert wäre, sondern ihr Konstruktionsprinzip, welches ihre Natur festlegt. Gestern nacht suchte ich in hundert Welten und über eine Zeitspanne von Millionen Jahren. Ich bin immer noch nicht zufrieden, aber in so kurzer Frist konnte ich nichts Besseres zuwege bringen.« Er schloß den Schrank wieder und öffnete einen andern. In diesem befand sich das Scheinbild eines kräftigen jungen Mannes, der mit Lederhosen bekleidet war. »Dieses Geschöpf sieht für uns wie ein Mann aus, weil unser Gehirn seinen Anblick so deutet; es ist unnötig, etwas anderes zu denken. Er lebt auf den fernen Monden von Achernar, und er ist an die grausigsten Schrecknisse und die beständige Nähe des Todes gewöhnt. Er überlebt, weil er erbarmungslos und intelligent ist; sein Name ist Kul, der Totschläger. Unseren Augen und unserem Gehirn erscheint er als ein hübscher junger Mann von kräftiger, wohlgeformter Gestalt, und wir werden ihn als Hohlform benutzen, wenn wir ihn mit dem
syaspischen Ferox
verschmelzen, was wir jetzt tun wollen.«
    Murgen ließ die beiden Schränke zu einem verschmelzen, dann nahm er von einem Tisch etwas, das aussah wie ein nach einem bestimmten Muster zurechtgeschnittenes Blatt Papier, und legte dieses auf ein identisches Muster. Sodann führte er mit einigen seiner Maschinen geheimnisvolle Verrichtungen über dem Schrank und den Mustern aus. »Jetzt!« sagte Murgen. »Die Synthese ist geglückt. Wir werden das Produkt ›Kul‹ nennen.«
    Murgen öffnete die Schranktür, und zum Vorschein kam ein Wesen, welches die Attribute seiner beiden Komponenten in sich vereinte. Der Kopf ruhte auf einem kurzen, dicken Hals; das Gesicht war weniger grobschlächtig als das des
syaspischen Ferox
; die Arme, Hände, Beine und Füße wiesen größere Ähnlichkeit mit menschlichen Gliedmaßen auf. Kul trug immer noch seine kurzen Lederhosen; der schwarze Haarpelz bedeckte jetzt nur noch den Schädel, den Nacken und einen Teil des Rückens.
    Murgen sagte: »Kul ist noch nicht zum Leben erweckt; dazu bedarf er noch weiterer Komponenten: Orientierungssinn, volle Intelligenz und Gefühlsbindung an uns Menschen. Jeder von euch dreien kann diese Eigenschaften beisteuern, jeder von euch liebt Glyneth auf seine Weise. Shimrod, dich betrachte ich als den am wenigsten geeigneten. Dhrun, du würdest mit Freude dein Leben für Glyneth hingeben; aber die Eigenschaft, die ich suche, finde ich in Aillas.«
    »Was immer du benötigst, ich will es gerne geben.«
    Murgen schaute Aillas an. »Es wird Mißbehagen und Schwäche mit sich bringen, denn du mußt dieser Kreatur die Kraft deines Geistes und eine beträchtliche Menge deines Blutes spenden. Kul wird keine Kenntnis von dir haben, aber seine menschlichen Tugenden, wenn man davon sprechen kann, werden

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