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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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geschürzten Lippen. »Ihr Duft ist exquisit. Er erinnert mich an etwas, das ich im Augenblick nicht zu benennen vermag ... der Gedanke schwebt in einem fernen Winkel meines Geistes und will sich nicht rühren. Ein aufreibendes Gefühl!«
    »Gleich wird es dir einfallen«, sagte Melancthe. »Warum bist du hier, wenn du sonst so selten kommst?«
    »Ich bin aus Neugier gekommen«, sagte Tamurello. »Vor wenigen Augenblicken war bei Twittens Pfahl ein Beben zu verspüren. Vielleicht bedeutet es viel, vielleicht wenig, aber ein solches Beben ist stets der Nachforschung wert ... Aha! So schau, wer gerade das Gasthaus betreten hat! Es ist Vishbume, und ich muß sogleich mit ihm sprechen.«
    Vishbume stand am Tresen und spähte hierhin und dorthin; er suchte Hockshank, aber der war im Augenblick anderweitig beschäftigt.
    Tamurello trat neben ihn. »Vishbume, was willst du hier?«
    Vishbume musterte den schwarzbärtigen Edelmann, der ihn so vertraulich anredete. »Mein Herr, sind wir einander schon mal begegnet?«
    »Ich bin Tamurello, in einem Gewand, das ich oft benutze, wenn ich mich hinausbegebe.«
    »Natürlich! Jetzt erkenne ich Euch – an Eurem klaren Blick! Tamurello, es ist eine Freude, Euch zu sehen!«
    »Danke. Was führt dich um diese Jahreszeit hierher?«
    Vishbume blies die Wangen auf und wackelte mit dem Zeigefinger. »Nun, wer vermag die Grillen eines Vagabunden zu erklären? Heute hier, morgen da. Manchmal ist der Weg rauh, manchmal hart, und manchmal muß man durch Regen und Dunkelheit stapfen, vorangetrieben nur vom Glanz seines eigenen fernen Sterns! Einstweilen aber steht mein Sinn nur nach Hockshank, auf daß er mir eine behagliche Kammer für die Nacht schaffe.«
    »Dein Wunsch wird nicht in Erfüllung gehen, fürchte ich. Der Gasthof ist vollbelegt.«
    Vishbume machte ein langes Gesicht. »Wenn das so ist, muß ich mir ein Bündel Heu in einer Scheune suchen.«
    »Unnötig. Tritt für einen Augenblick mit mir ins Freie.«
    Mit leisem Widerstreben folgte Vishbume Tamurello zur Tür hinaus auf die Straße. Tamurello schaute zum Himmel hinauf. Er deutete nach oben, wo der Mond ein schwebendes Haus mit drei Türmen, einer Terrasse und einer Balustrade ringsum beschien.
    »Dort werde ich mich heute nacht zur Ruhe legen«, sagte Tamurello. »Aber ehe ich mehr sage, stille du meine Neugier: Warum bist du hier, wenn du den letzten Berichten zufolge auf meine Empfehlung hin harte Arbeit im Dienste König Casmirs tatest?«
    »Wohl wahr, wohl wahr! Mit gewohntem Scharfsinn erkennt Ihr den genauen Stand der Dinge! Ich glaube, ich will jetzt ein Häppchen zu Abend essen. Wenn Ihr mich entschuldigen wollt ...«
    »Gleich«, sagte Tamurello. »Sage mir, wie gingen deine Geschäfte mit König Casmir?«
    »Erträglich.«
    »Er ist zufrieden mit dem, was du ihm berichtest?«
    »Ehrlich gesagt, ich habe ihm noch nichts berichtet. Was ich erfahren habe, ist so albern, daß ich mir womöglich auch die Mühe sparen werde, es ihm zu berichten.«
    »Was hast du denn erfahren?«
    »Mein Herr, ich denke, diese paar Nichtigkeiten sollte ich mir doch für Casmirs Ohren aufheben.«
    »Fürwahr, Vishbume! Du hast doch wohl keine Geheimnisse vor mir?«
    »Wir alle haben einen kleinen Bereich, der nur uns selbst gehört«, versetzte Vishbume spröde.
    »In manchen Gegenden, zu bestimmten Zeiten, gegenüber bestimmten Personen«, stellte Tamurello fest. »Aber nicht im Mondschein an Twittens Kreuzweg im Gespräch mit Tamurello.«
    Vishbume wedelte nervös mit der Hand. »Nun denn, wenn Ihr darauf besteht, so sollt Ihr es hören.« Und in herzlichem Ton fügte er hinzu: »Schließlich – wer anders hat mich Casmir empfohlen als mein guter Freund Tamurello?«
    »Genau so ist es.«
    »Erfahren habe ich folgendes: Casmir macht sich Sorgen wegen seiner Weissagung im Zusammenhang mit Suldruns erstgeborenem Sohn.«
    »Ich weiß von dieser Weissagung durch Persilian den Spiegel. Ich weiß auch von Casmirs Sorge.«
    »Die Tatsache ist einfach und doch höchst pikant! Suldruns erstgeborener Sohn wurde gezeugt von Aillas, dem König von Troicinet. Der Name des Sohnes ist Dhrun, und in einem Jahr im Elfenhügel hat er das Alter von neun Erdenjahren erreicht.«
    »Interessant!« sagte Tamurello. »Und woher hast du diese Kenntnis?«
    »Ich bin mit ungeheurer Mühe und Gerissenheit zu Werke gegangen. Ich ging mit Glyneth in die Welt Tanjecterly, und dort hätte ich das Wissen mühelos an mich gebracht, hätte nicht Shimrod ein mächtiges

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