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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Ungeheuer heruntergeschickt, um mich in Bedrängnis zu bringen. Aber wenn ich etwas bin, dann unbezähmbar. Ich erfuhr, was ich wissen wollte, ich tötete die Bestie, und ich kam mit der Kunde von Tanjecterly herauf.«
    »Und Prinzessin Glyneth?«
    »Sie bleibt in Tanjecterly, wo sie keine Geschichten erzählen kann.«
    »Eine weise Vorkehrung! Du hast recht getan! Wissen von dieser Art hält man am besten geheim und beschränkt es auf eine möglichst geringe Zahl von Köpfen. Tatsächlich, Vishbume, genügt sogar ein einziger Kopf für solches Wissen.«
    Vishbume wich einen Schritt zurück. »Zwei Köpfe sind aber ganz genauso sicher.«
    »Ich fürchte nein. Vishbume ...«
    »Halt!« schrie Vishbume. »Habt Ihr meine Loyalität vergessen? Meine unermüdliche Tüchtigkeit? Meine Begabung für unmögliche Dienste?«
    Tamurello überlegte. »Diese Argumente sind von echtem Gewicht. Du bist so beredt wie überzeugend, und hast dir dein Leben verdient. Fortan indessen ...« Tamurello machte eine Gebärde und sprach ein paar Worte. Vishbumes Gewänder fielen schlaff zu Boden. Aus dem dunklen Haufen kroch eine schwarzgrüne Schlange. Sie zischte Tamurello einmal an und huschte in den dunklen Wald davon.
    Tamurello stand still auf der Straße und lauschte auf die Geräusche aus dem Gasthof, dem Gemurmel der Stimmen, dem Klirren von Glas und Steingut und Hockshanks gelegentlichen Rufen nach dem Schankburschen.
    Für einen Augenblick beschäftigten Tamurellos Gedanken sich mit Melancthe. Ihre Blumen waren faszinierend, das stand fest; er würde sich am nächsten Morgen weiter darum kümmern. Was die Anziehungskraft anging, die Melancthes Person ausübte, so war er gespaltenen Sinnes und fühlte sich in gewisser Weise in der Defensive. Er hatte ihren Bruder geliebt; jetzt zeigte sie ihm eine kühle, halb lächelnde Distanz, in der Tamurello oft den Geschmack der Verachtung zu verspüren glaubte.
    Tamurello lauschte ein letztesmal den Geräuschen aus dem Gasthof und warf dann einen Blick zum Wald, wo, wie er wußte, eine schwarz-grüne Schlange ihn mit leidenschaftlichen Blicken beobachtete. Tamurello gluckste vor Heiterkeit über die blanke Logik dieser Situation, spreizte dann die Arme, flatterte mit den Fingern und wehte im Mondschein hinauf zu seinem schwebenden Haus.
    Fünf Minuten später erschien Shimrod auf der Straße. Wie Tamurello verharrte er einen Augenblick und lauschte. Als er nichts hörte als den Lärm aus dem Gasthof, trat er ein.
     

II
    Shimrod ging zum Tresen, und Hockshank beugte sich herüber, um sich um ihn zu kümmern. »Wieder einmal, Herr Shimrod, ist mein Haus voll belegt. Immerhin besucht, wie ich sehe, die schöne Dame Melancthe wieder den Markt und hat bereits ein schönes Bouquet erstanden, welches jedermanns Neid erregt. Vielleicht möchte sie ein weiteres Mal ihr Quartier mit einem lieben und vertrauten Freunde teilen.«
    »Oder mit einem völlig Fremden – das hängt ganz von ihrer Stimmung ab. Heute indessen bin ich vorbereitet und brauche ihre Gastfreundschaft nicht. Doch wer weiß, wie der Abend verlaufen wird? Im Namen der Galanterie will ich ihr wenigstens meine Reverenz erweisen und vielleicht einen Becher Wein mit ihr trinken.«
    »Habt Ihr schon gespeist?« fragte Hockshank. »Mein Hasenbraten ist heute schmackhaft, und meine Waldschnepfen sind über jeden Tadel erhaben. Hört nur, wie sie am Spieß brutzeln!«
    »Du führst mich in Versuchung«, sagte Shimrod. »Ich will eine von den Waldschnepfen probieren, und dazu ein halbes knuspriges Brot.«
    Shimrod setzte sich zu Melancthe an den Tisch. »Vor nur wenigen Augenblicken«, sagte sie, »saß Tamurello just auf diesem Stuhle und bewunderte diese Blumen. Ist das der Grund für deine Anwesenheit?«
    »Die Blumen – nein. Tamurello – vielleicht. Murgen hat mich beauftragt, einem Beben an Twittens Pfahl auf den Grund zu gehen.«
    »Twittens Pfahl ist in aller Munde«, sagte Melancthe. »Tamurello kam wegen desselben Bebens.«
    Shimrod schaute sich im Gastraum um. »Seine Verkleidung muß ungewöhnlich sein; ich sehe niemanden, der Tamurello sein könnte – es wäre denn jener Jüngling dort mit den Kupferlocken und den grünen Jadeohrringen.«
    »Tamurello ist heute abend ein strenger Grande, aber er ist nicht mehr hier. Er hat seinen Busenfreund Vishbume gesehen und ist mit ihm hinausgegangen, und keiner von beiden ist zurückgekommen.«
    Shimrod bemühte sich, seine Stimme weiter beiläufig klingen zu lassen. »Wie lange ist das

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