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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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schenkte.«
    »Ah ja«, sagte Yossip. »Eine Blume aus meinem geheimen Garten!«
    Zuck überging diese Bemerkung. »Ich hätte wohl Lust, ein wenig Zierat hinauszuhängen, um unseren Stand hervorzuheben, damit er sich vom Rest unterscheide. Zu diesem Zweck möchten ein paar Blumen gerade richtig sein. Woher hattest du die schwarze Blume?«
    »Draußen im Wald habe ich sie gepflückt, am Giliomsweg; ich nenne diese Stelle gern meine geheime Laube. Diesen Sommer habe ich aber nur eine einzige Blüte gefunden, wenngleich ich mehrere Knospen sah.«
    »Ein paar Blüten sind vielleicht schon genug. Wir sind schließlich keine Blumenhändler oder Kräutermännchen! Wie weit ist es bis zu dem Garten? Sage mir, wie ich gehen muß, und ich werde gerade soviel abschneiden, wie ich brauche.«
    Yossip zauderte. »Ich erinnere ich weder an Wegmarken noch an genaue Entfernungen. Ich selbst werde die Stelle nur mit Mühe finden. Aber wenn Ihr Blumen wollt, sagt es mir, und ich will sie wohl herbringen.«
    »Ein guter Einfall«, sagte Zuck. »Nimm den Pony-wagen; du sollst dich sputen. Fahre augenblicklich zum Giliomsweg hinaus, und schneide weder Knospen noch Samenkapseln, sondern nur volle Blüten. Auf diese Weise werden wir das Wachstum nicht beeinträchtigen.«
    »Gut«, sagte Yossip. »Dann brauche ich ein scharfes Messer, um die Stiele zu schneiden, und einen Bissen Brot und Käse für den Weg, der immerhin, wie ich mich erinnere, drei oder vier Meilen weit ist.«
    »So fahre zu, und säume nicht!«
    Kaum war Yossip abgefahren, schloß Zuck seinen Stand. Bei einem Bekannten in einem benachbarten Stand borgte er sich ein Pferd und folgte Yossip. Er ritt verstohlen und vorsichtig und richtete seinen Schritt nach dem Knarren und Rumpeln des Karrens. Wenn die Straße eine Biegung machte, preschte Zuck voran, um vorauszuspähen und dann rasch bis zur nächsten Biegung zu reiten, und so blieb er dicht hinter Yossip, ohne aber in Sicht zu kommen.
    Das Rumpeln des Karrens verstummte plötzlich. Zuck stieg ab, band das Pferd an und ging zu Fuß weiter. Der Karren stand mitten auf der Straße, und Yossip war nirgends zu sehen.
    »Gut gemacht!« sagte Zuck zu sich. »Hier also befindet sich der geheimnisvolle Garten! Das ist alles, was ich wissen muß!« Jetzt nur schleunigst zum Stand zurück, und Yossip würde nie erfahren, daß sein Geheimnis entdeckt war.
    Die Neugier aber drängte ihn, sich weiter vorwärtszustehlen, um über Ort und Umfang des Blumenbeetes Genaueres in Erfahrung zu bringen. Schritt für Schritt schlich er sich wachsam die Straße hinunter, rannte schließlich auf Zehenspitzen dahin und warf hurtige Blicke nach rechts und links.
    Yossip trat aus dem Schatten und hielt einen kleinen Strauß von vier Blüten in der Hand. Anscheinend überraschte es ihn nicht, Zuck hier anzutreffen.
    »Ich bin eilends hergekommen«, erklärte Zuck. »Ich habe beschlossen, Girlanden und bunte Bänder zur Verzierung zu benutzen, statt das Blumenbeet zu zerstören; daher gedachte ich dich unverzüglich über meine neuen Pläne in Kenntnis zu setzen.«
    »Das war freundlich von Euch«, sagte Yossip. Anscheinend bereitete ihm das Sprechen Mühe, denn es klang trillernd und lispelnd. »Aber was ist mit den Blumen, die ich schon abgeschnitten habe?«
    »Bringe sie mit – oder, besser noch, gib sie in meine Obhut. Stehen noch weitere in Knospe?«
    »Sehr wenige.«
    Zuck warf Yossip stirnrunzelnd einen schrägen Blick zu. »Weshalb sprichst du mit einer so merkwürdigen Stimme?«
    Yossip grinste und zeigte dabei silberne Zähne. »Als ich dort zu Werke ging, wühlte ich den Boden auf und fand dabei dieses wunderschöne Kleinod.« Er nahm eine leuchtende grüne Kugel aus dem Mund. »Der Einfachheit halber trage ich es so.«
    »Erstaunlich!« sagte Zuck. »Erlaube, daß ich es betrachte.«
    »Nein, Zuck! Heimtückisch hast du das Geheimnis meines Gartens entdeckt. Von Natur aus bin ich umgänglich, ja treuherzig; aber in diesem Fall muß ich doch ein Urteil fällen: Dein Betrug muß mit dem Tode bestraft werden.« Und mit diesen Worten stieß Yossip das Messer, das er zum Blumenschneiden benutzt hatte, Zuck erst in den Hals und dann ins Herz. Schließlich, um den Todeswindungen ein Ende zu machen, rammte er das Messer hart und bis ans Heft in Zucks rechtes Ohr. »Nun denn, Zuck! So haben wir deinem hinterhältigen Schleichen ein angemessenes Ende bereitet. Mehr will ich zu dieser Sache nicht sagen.«
    Yossip wälzte die Leiche in den Graben und

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