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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Kraft und bin dankbar für deinen Schutz, aber ich liebe einen anderen Teil von dir: deine Güte und deinen Mut, und diese hat dich nicht Murgen gelehrt. Sie haben einen anderen Ursprung.«
    »Murgens Befehl hallt in meinem Geist wider: ich soll dich behüten und sicher zu der Hütte bringen, und da wir keinen anderen Ort wissen, zu dem wir gehen könnten, soll das unser Ziel sein.«
    »Denselben Weg zurück, den wir gekommen sind?«
    »Denselben Weg zurück.«
    »Sobald du kräftig genug zum Reisen bist, werden wir aufbrechen.«
     

Kapitel 17

I
    Zwei Tage vor dem letzten Goblin-Markt des Sommers traf Melancthe in jenem Gasthaus in der Nähe von Twittens Kreuzweg ein, das unter dem Namen
Zur Lachenden Sonne und zum Weinenden Mond
bekannt ist. Sie bezog die gewohnten Gemächer und machte sich sogleich auf zum Anger, wo sie Zuck zufinden hoffte, damit sie ihn an ihre Übereinkunft im Zusammenhang mit den Blumen erinnern könnte.
    Zuck war eben erst angelangt und hatte mit Hilfe eines nicht weiter auffälligen Knaben seine Waren und Gerätschaften von einem Ponykarren geladen. Als er Melancthe gewahrte, nickte er höflich; er berührte den Mützenrand mit Zeige- und Mittelfinger und fuhr mit seiner Arbeit fort; anscheinend hatte er sich noch nicht um die Beschaffung der Blumen für Melancthe gekümmert.
    Melancthe machte ihrem Ärger mit einem Zischlaut Luft und stellte sich Zuck entgegen, als dieser sich an seinen Regalen zu schaffen machte. »Habt Ihr unsere Vereinbarung vergessen?«
    Zuck hielt in seiner Arbeit inne und bedachte sie mit einem verständnislosen Seitenblick. Dann klärte sich seine Miene. »Ah ja! Natürlich! Ihr seid die Dame, die so dringend Blumen brauchte!«
    »Ganz recht, Zuck. Habt Ihr mich so rasch vergessen?«
    »Selbstverständlich nicht! Aber so viele kleine Nichtigkeiten wimmeln in meinem Kopf herum und lenken meine Aufmerksamkeit ab. Nur einen Augenblick.«
    Zuck gab dem Knaben seine Anweisungen und führte Melancthe dann zu einer Bank in der Nähe. »Ihr müßt wissen, daß wir es in unserem Geschäft oft mit Menschen zu tun haben, die große Reden führen, aber nur kleine Münzen auf die Theke legen. Wenn ich mich recht entsinne, wolltet Ihr noch eine Blume oder zwei, um Euer liebreizendes Haar damit zu zieren.«
    »Ich will alle Blumen – sei es eine, oder seien es zwei, zehn oder hundert.«
    Zuck nickte langsam und schaute über den Anger hinaus. »So verstehen wir einander doch wenigstens! Solche Blumen haben einen hohen Preis; ich habe schon eine ganze Liste von Kunden, die ebenso ungeduldig sind wie Ihr, und noch muß ich meinen Lieferanten befragen, wie es mit den Erzeugnissen seines geheimen Gartens steht.«
    »Eure übrigen Kunden müssen sich anderswo umsehen, und Ihr werdet angemessen bezahlt werden, da befürchtet nichts.«
    »In diesem Fall müßt Ihr Euch morgen um diese Zeit an meinem Stand einfinden; ich hoffe, dann habe ich verbindliche Kunde von meinem Gärtner.«
    Melancthe konnte Zuck keine weiteren Mitteilungen entlocken; vor allem weigerte er sich, den geheimnisvollen Gärtner namhaft zu machen, der solche bemerkenswerte Blüten züchtete, und schließlich verfügte Melancthe sich zum Gasthof zurück, verdrossen und unzufrieden, aber gleichwohl außerstande, ihre Wünsche zu erfüllen.
    Kaum war sie verschwunden, wandte Zuck sich nachdenklich wieder seiner Arbeit zu. Nach einer Weile rief er den Knaben, der beim näheren Hinsehen entweder ein reiner Falloy oder ein Falloy mit Spuren von Goblin- und von Menschenblut war. Seine Gestalt war die eines menschlichen Jünglings, und seine Bewegungen waren von geschmeidiger Behendigkeit; aber seine Haut war silbern, sein Haar von hellem Grüngold, und seine riesengroßen Augen hatten dunkelsilberne Pupillen, geformt wie siebenzackige Sterne. Er war ein hübscher Bursche, ruhig, langsam und auch ein wenig einfältig. Zuck hatte in ihm einen bereitwilligen Arbeiter gefunden und bezahlte ihn ordentlich, so daß sie sich im allgemeinen gut miteinander vertrugen. Zuck rief den Jungen jetzt beim Namen.
    »Yossip! Wo bist du?«
    »Hier, Herr; ich liege unter dem Wagen.«
    »Komm her, wenn's recht ist; du hast einen Botengang zu machen.«
    Yossip kam nach vorn zum Stand. »Was für einen Botengang?«
    »Keine große Sache. Diesen Sommer bist du einmal mit einer schönen schwarzen Blume zur Arbeit gekommen, die du, wenn ich mich recht erinnere, auf der Ladentheke liegenließest, und die ich später einem meiner Kunden

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