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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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zeige mir die Perle, oder ich rufe den Vogt, und diese beiden Herren sind meine Zeugen!«
    »Bah!« murrte Yossip. »Von solcher Einschüchterung ist es nur ein Schritt bis zum Diebstahl. Könnt Ihr es mir da verdenken, wenn ich Euch das Kleinod nicht anvertraue?«
    »Das Kleinod oder meine Goldmünzen!«
    »Das Kleinod ist viel mehr wert! Laßt uns zuerst darin einig werden!«
    »Vielleicht ein bißchen mehr.«
    Widerstrebend überließ Yossip Melancthe die Schachtel. Sie starrte wie verzaubert hinein. »Die Farbe umhüllt mich mit ihrer Glut! Wieviel mehr verlangst du dafür?«
    Yossip hatte seinen Gleichmut immer noch nicht wiedergewonnen. »Um die Wahrheit zu sagen, ich habe den Wert noch nicht bestimmt. Dieses Juwel möchte durchaus der Krone des Königs von Arabien zur Zierde gereichen!«
    Melancthe wandte sich an Shimrod, mutwillige Bosheit im Blick. »Shimrod, was hältst du von dem Juwel?«
    »Es sieht hübsch aus, wenn auch ein wenig unheilvoll«, sagte Shimrod. »Irgendwo habe ich Gerüchte von einem ähnlichen Juwel gehört, vielleicht in einer sagenhaften Legende; ich kann mich nicht erinnern, bei welcher Gelegenheit. Ich weiß aber noch, daß nichts Gutes über die Perle gesagt wurde. Ein blutrünstiger Pirat war es, der sie trug.«
    »Shimrod! Lieber, vorsichtiger, guter, sanfter Shimrod! Beunruhigt dich die Legende so sehr, obwohl du die Perle selbst noch gar nicht recht betrachtet hast?« Sie bot ihm die Schachtel dar. »So sage mir wenigstens, wie du ihren Wert einschätzt.«
    »Ich bin kaum ein Experte.«
    »In solchen Dingen ist jeder ein Experte, weil er weiß, was er dafür bezahlen würde.«
    »Ich würde gar nichts geben.«
    »Benimm dich doch ein einziges Mal wie ein normaler Mensch! Nimm sie in die Hand und fühle ihr Gewicht! Betrachte ihre Oberfläche und sieh, ob du Unebenheiten findest; ermesse den feinen Glanz ihres seegrünen Feuers.«
    Shimrod nahm die Schachtel und schaute aus dem Augenwinkel hinein. »Sie zeigt keine offensichtlichen Unebenheiten. Die Farbe hat einen neidhaft bösartigen Ton.«
    Melancthe war noch immer nicht zufrieden. »Was zauderst du? Schau sie von allen Seiten an! Ich will, daß du so gut und ehrlich urteilst, wie du kannst.«
    Zögernd streckte Shimrod die Hand nach der Perle selbst aus, aber der rotgesichtige junge Bauer mit dem gelben Haar faßte ihn beim Ellbogen. »Shimrod, ein Wort unter vier Augen zu dieser Perle.«
    Shimrod stellte die Schachtel auf die Theke, die beiden begaben sich ein Stück weit beiseite, und der junge Bauer sprach mit schneidender Stimme: »Habe ich dich nicht davor gewarnt, zu tun, was Melancthe will? Rühre diese Perle nicht an! Sie ist ein Gichtknoten der reinsten Verderbtheit, weiter nichts.«
    »Natürlich! Jetzt erinnere ich mich! Tristano hat uns die Geschichte einer solchen Perle erzählt! Aber Melancthe kann davon nichts wissen.«
    »Vielleicht spricht eine Stimme in ihrem Ohr ... Tamurello betritt den Anger – ich will nicht erkannt werden. Befrage ihn eingehend nach Vishbume. Und rühre die Perle unter keinen Umständen an!« Der Bauer verschwand in der Menge.
    Bedrückt und niedergeschlagen kehrte Shimrod zu Melancthe zurück. Murmelnd flüsterte er ihr ins Ohr: »Der Bursche versteht etwas von Perlen, und er sagt, dieses Objekt ist keine echte Perle, denn echte Perlen sind niemals grün. Ich erinnere mich jetzt auch an das Gerücht. Berühre diese falsche Perle nicht, wenn dir deine Seele teuer ist – sie ist nicht nur wertlos, nein, schlimmer noch: Sie ist ein Strudel der Verdorbenheit.«
    Mit mühsam gedämpfter Stimme rief Melancthe aus: »Aber noch nie hat etwas mich so angerührt! Mir ist, als singe sie zu mir, und ihr Lied läßt mich nicht los.«
    »Dennoch – wenn du mir noch nie geglaubt hast, so glaube mir jetzt! All deiner Hinterlist zum Trotz würde ich nicht wollen, daß dir etwas zustößt.«
    Auf seinem Posten hinter der Theke des Standes ergriff Yossip großspurig das Wort. »Ich habe soeben den Wert dieses prachtvollen Juwels berechnet: Es kostet genau einhundert Goldkronen!«
    »Die Dame will das Ding um keinen Preis«, antwortete Shimrod barsch. »Gib ihr sogleich ihre Münzen zurück!«
    Melancthe stand stumm mit hängendem Kopf und offenem Mund; als Yossip mit einem wütenden Seitenblick auf Shimrod die fünf Goldmünzen auszahlte, warf sie sie in ihren Beutel, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Tamurello, gewandet wie am Abend zuvor, blieb stehen und begrüßt Shimrod höflich. »Ich wundere

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