Lyonesse 3 - Madouc
lag tot und mit verdrehten Gliedmaßen auf der Ebene der Schatten, seine Armee war aufgerieben. Aber da blieb immer noch Raum für größere Heldentaten und weiteren, noch höheren Ruhm. Direkt vor ihrer Nase lag, verlockend ungeschützt, Nord-Ulfland. Freilich versperrte der Lange Dann den Weg, und der einzige mögliche Zugang wurde von der Feste Poëlitetz bewacht.
Jedoch mußte noch ein anderes Faktum in Betracht gezogen werden, wie einer aus der Gruppe ausführte. Die Godelianer lagen jetzt im Krieg mit König Aillas und waren in Nord-Ulfland eingefallen. Man könne daher doch, so der Vorschlag des lyonessischen Offiziers, einen Kurier zu König Dartweg entsenden und ihn drängen, nach Süden zu marschieren und Poëlitetz von hinten zu attackieren, von wo es verwundbar sei. Wenn Poëlitetz fiele, wären sowohl Nord- als auch Süd-Ulfland wehrlos der Schlagkraft der lyonessischen Armeen ausgeliefert.
Die Gelegenheit schien zu günstig, um mißachtet zu werden, und verhieß Siege, die alle Erwartungen König Casmirs weit übertreffen würden. Und so faßte man denn am Ende den Beschluß, die Lage zu sondieren.
Die Armee entzündete ihre Lagerfeuer und kochte ihre Abendrationen. Wachen wurden aufgestellt, und die Armee legte sich zur Ruhe.
Über dem östlichen Rand der Ebene der Schatten ging der Vollmond auf. Im Kommandantenzelt entledigten sich Sir Ettard und seine Kameraden müde ihrer Rüstungen, breiteten Pferdedecken aus und machten es sich so bequem, wie es die Enge des Zeltes und die Härte des Bodens gestatteten. Cassander zog sich in sein eigenes Zelt zurück, wo er Wein in sich hineinschüttete und zerstoßene Weidenrinde aß, um den pochenden Schmerz in der zerfetzten Schulter zu dämpfen.
Früh am Morgen ritten Sir Heaulme und drei gepanzerte Reiter nach Norden, um König Dartweg zu finden und ihn zu einem Angriff auf Poëlitetz zu überreden. Während ihrer Abwesenheit würden Späher die Front des Langen Dann erkunden, in der Hoffnung, einen anderen gangbaren Weg hinauf auf die Hochmoore ausfindig zu machen.
In der Feste Poëlitetz versorgte die Garnison die abgehärmten dautischen Krieger nach besten Kräften und warf ein wachsames Auge auf die Aktivitäten der lyonessischen Truppen.
Ein Tag verging, dann noch einer. Am Mittag des dritten Tages traf König Aillas mit einem starken Kontingent ulfischer Truppen ein. Sein Kommen war zufällig. Die Nachricht von König Dartwegs Einfall hatte ihn in Doun Darric erreicht, und er hatte eilig eine Streitmacht zusammengezogen, um der Situation zu begegnen. Neue Nachrichten hatten ihn am Vortag erreicht. Dartweg hatte versucht, die Stadt Xounges einzunehmen, aber die Verteidigungswerke hatten seinem Angriff erfolgreich getrotzt, und er war plündernd und brandschatzend nach Westen weitergezogen. Schließlich war er am Ska-Vorland angelangt. Wider alle Vernunft und Vorsicht waren die Kelten in Ska-Territorium eingefallen. Drei Ska-Bataillone waren wie ein Donnerkeil auf sie herabgestoßen, hatten König Dartweg getötet und die Überlebenden in Panik zurück über die nord-ulfischen Moore und in die Skyre getrieben. Sodann waren die Ska, offenbar mit ihrem Werk zufrieden, ins Vorland zurückgekehrt, so daß, als Aillas in Poëlitetz ankam, die keltische Bedrohung bereits gebannt war und er den Rücken frei hatte, um sich in Ruhe mit der vor Poëlitetz kampierenden lyonessischen Armee zu befassen.
Aillas stand an der Brustwehr und ließ den Blick über das lyonessische Heerlager schweifen. Er errechnete die Zahl der gepanzerten Ritter, der leichten und schweren Kavallerie, der Pikenträger und der Bogenschützen. Sie waren seinen eigenen Streitkräften weit überlegen, sowohl zahlenmäßig als auch von der Schwere der Rüstungen her, selbst wenn er die überlebenden Daut mit einrechnete, so daß die Möglichkeit eines Frontalangriffs von vornherein ausschied.
Aillas dachte lange und angestrengt nach. Aus einer düsteren, lange vergangenen Epoche seines Lebens her erinnerte er sich an einen Tunnel, der von einem Keller tief unter der Feste Poëlitetz zu eben jenem Hügel auf der Ebene geführt hatte, auf dem die lyonessischen Heerführer jetzt ihr Zelt aufgeschlagen hatten.
Aillas stieg über eine fast vergessene Treppe in eine Kammer tief unter der Festung hinunter. Mit einer Fackel erkundete er den Tunnel und stellte zu seiner Befriedigung fest, daß er erstaunlich gut erhalten war.
Aillas wählte einen Zug grimmiger ulfischer Haudegen aus, die sich
Weitere Kostenlose Bücher