Lyonesse 3 - Madouc
Kräfte und Verstärkungen sammelnd. Immer weiter nach Westen führte er seine Armee, über die Westlichen Grenzmarken hinaus und schließlich hinauf auf die Ebene der Schatten. Die lyonessische Armee war ihm hart auf den Fersen, nie mehr als einen Tagesmarsch hinter ihm.
Mit dem Erreichen des Langen Dann, der ein weiteres Zurückweichen nach Westen verhinderte, schwanden Audrys Möglichkeiten rapide. Seine Ratgeber, und hier besonders Herzog Claractus, drängten auf einen Gegenangriff und setzten sich schließlich durch. Sie wählten das Gelände mit großer Sorgfalt aus und bezogen Stellung im Schutz eines nach Norden vorspringenden Ausläufers des großen Waldes.
Sir Ettard rechnete mit eben diesem Plan und beschwor Cassander, bei dem Marktflecken Wyrdych zu halten, um Informationen einzuholen und Späher zwecks Erkundung des exakten Standorts der dautischen Armee auszuschicken. Sir Ettard hatte Cassander schon bei früheren Gelegenheiten zur Vorsicht gemahnt, und keine seiner bösen Vorahnungen hatte sich bewahrheitet. Dies hatte dazu geführt, daß Cassanders ohnehin schon tiefe Abneigung gegen Sir Ettard sich zu unverhohlenem Mißtrauen gesteigert hatte, welches so weit ging, daß er Sir Ettard die Schuld daran gab, daß es ihnen noch immer nicht gelungen war, die Daut zur Schlacht zu stellen. Cassander war sicher, daß Audry vorhatte, Zuflucht in den ulfischen Hochlanden hinter dem Langen Dann zu suchen. Dort würde er aller Wahrscheinlichkeit nach seine Streitkräfte mit den ulfischen Armeen vereinigen. Dies mußte vereitelt werden. Deshalb, so Cassanders Argument, sei es weit besser, die Daut zu stellen, bevor sie auf irgendwelchen geheimen Pfaden über den Langen Dann entkamen. Er weigerte sich anzuhalten und trieb statt dessen seine Armee zu höchster Eile an.
Als Cassander an dem Waldstück vorbeiritt, stürmten dautische Ritter mit gesenkten Lanzen in breiter Linie aus dem Unterholz hervor. Cassander hörte das Trommeln ihrer Hufe und fuhr verdutzt herum; da sah er zu seinem Entsetzen einen Ritter geradewegs auf sich zugesprengt kommen, die Lanze bedrohlich gegen ihn gerichtet. Cassander versuchte sein Roß herumzureißen, aber es war zu spät; die Lanze bohrte sich ihm durch die Schulter und riß ihn aus dem Sattel. Er fiel hart auf den Rücken und sah sich gleich darauf umgeben von einem wilden Getümmel aus stampfenden Hufen, heiserem Kriegsgeschrei und klirrendem Stahl. Ein alter Daut, das Gesicht im Kampfesrausch verzerrt, hackte mit einer Axt nach Cassander. Cassander kreischte auf und wälzte sich mit einem Ruck zur Seite; der Streich trennte ihm den stolzen Federbusch vom Helm. Der Daut brüllte vor Wut und ließ seine Axt erneut herniedersausen; wieder wälzte Cassander sich zur Seite, und einer seiner Adjutanten schlug dem Daut mit seinem Schwert den Kopf ab. Das Blut spritzte in einer Fontäne aus dem Stumpf und durchtränkte den am Boden liegenden Cassander.
König Audry sprengte heran, das Schwert wie ein Besessener hin und her schwingend. An seiner Seite ritt Prinz Jaswyn, der ebenfalls focht wie ein Rasender. Hinter ihnen ritt auf einem weißen Pferd ein junger Herold, der das grau und grün gestreifte Banner von Dahaut hochhielt. Das Schlachtgewühl wirbelte in wüstem Wirrwarr, einem rasenden Strudel gleich. Ein Pfeil bohrte sich in Prinz Jaswyns Auge; er ließ das Schwert fallen, schlug die Hände vors Gesicht, rutschte langsam aus dem Sattel und war tot, noch ehe er den Erdboden berührte. Ein tiefes Stöhnen drang aus Audrys Brust. Der Kopf sank ihm auf die Brust, die Hand erschlaffte, die eben noch mit mächtigem, todbringendem Schwung das Schwert geführt hatte. Der junge Herold hinter ihm bekam einen Pfeil in die Brust; das grau-grüne Banner wankte und fiel. König Audry gab das Zeichen zum Rückzug; die Daut wichen zurück in den Wald.
Da Cassander verwundet war, übernahm Sir Ettard das Kommando und hielt seine Truppen davon ab, die Daut zu verfolgen, aus Angst vor den Verlusten,die sie gewiß durch Überfälle aus dem Hinterhalt und durch Heckenschützen erlitten hätten. Cassander saß auf einem toten Pferd und hielt sich die Schulter; sein Gesicht war kreideweiß und von einem Dutzend Gefühlsregungen gezeichnet: Schmerz, gekränkte Würde und Entsetzen angesichts des vielen Blutes um ihn herum. Der Ekel, der ihn schüttelte, war so übermächtig, daß er sich vor den Augen Sir Ettards mehrere Male erbrach.
Sir Ettard stand vor ihm und blickte mit pikierter Miene und
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