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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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und doch hält er mich auf Abstand, so wie jeden Menschen in seiner Umgebung. Seit jeher. Und nun kommen Sie daher und behaupten, er hätte eine Liebesbeziehung ausgerechnet mit einer seiner Zielpersonen, und diese wiederum würde so starke Gefühle für ihn hegen, dass sie ihn von einer Detektei suchen ließ und nicht von der Polizei.
    Mit der Polizei wollen diese Leute nichts zu tun haben, das ist verständlich. Aber was, bitte, hat er mit so einer Frau zu tun, außer als Ermittler? Sie ist nicht einmal eine Prostituierte. Ich verstehe den Mann nicht. Ich habe ihn vor drei Jahren nicht verstanden, und nun bin ich so ratlos, dass ich mich vor Ihnen offenbare und Ihnen Dinge erzähle, die nicht einmal mein Vorgesetzter weiß. Aus lauter Verzweiflung über sein Verschwinden. Und jetzt will ich eine Gegenleistung von Ihnen, eine Hilfe. Tun Sie etwas für mich.«

    Mit beiden Händen wischte Welthe sich den Schweiß von den Wangen. Er lehnte sich zurück und strich dann wie selbstvergessen über die Wachstuchdecke. Er bemerkte nicht, dass Patrizia sich auf der Couch aufrichtete, die Decke um ihre Schultern legte und ihre Beine an den Körper zog und umklammerte. Süden sagte: »Warum fuhren Sie ausgerechnet an den Erler Weiher?«
    »Was?« Welthe ruckte mit dem Kopf, und die Brille rutschte ihm auf die Nasenspitze. Er schob sie hoch und stöhnte.
    »Es war Dennings Idee«, sagte Süden.
    »Ja. Warum? Er fährt oft auch allein hin. Was haben Sie mir zu bieten? Offene Karten jetzt, bitte.«
    »Waren Sie nach seinem Verschwinden noch einmal dort?«
    Welthe machte eine wegwerfende Handbewegung, die ungelenk wirkte. »Was sollen denn diese Fragen? Nein, ich war nicht dort, wozu?«
    »Sie haben Denning in den vergangenen Wochen weniger gesehen als zuvor.«
    Welthe strich sich über die Wange, wie immer, wenn er eine gewisse Unsicherheit empfand oder nachdenken musste.
    »Nur eine Vermutung«, sagte Süden. »Möglicherweise hatte er sich verändert. Denken Sie nach. Kleinigkeiten. Sie kennen ihn länger als jeder andere.«
    »Unsere Treffen wurden immer mal wieder abgesagt.« Welthe nahm die Hand aus dem Gesicht. Er redete sich Entschlossenheit ein, kam aber nicht weit. »Für Vermutungen sind Sie nicht zuständig. Er hat seine eigenen Regeln, habe ich Ihnen doch gerade erklärt.«
    »Wann waren Sie zuletzt verabredet?«
    »Am Sonntag vor … Sonntag.«
    »An dem Tag, als er verschwand, vor zwei Wochen.«
    Welthe nickte, stand auf, setzte sich wieder. Dann steckte er die Hände in die Sakkotaschen und blickte abwesend vor sich hin. Offensichtlich hatte er Mühe, seine Gedanken zusammenzuhalten. »Er war da als Kind oft, am Erler Weiher, glaub ich. Egal jetzt. Sie haben mir gesagt, Mia Bischof würde vermuten, dass die Leute aus dieser Kneipe in Neuhausen etwas mit Denning zu schaffen haben. Wieso sollen diese Leute ihn entführt haben?«
    »Er könnte enttarnt worden sein.«
    »Niemals.«
    »Das reden Sie sich ein«, sagte Patrizia mit leiser Stimme. »Sie können so eine Möglichkeit gar nicht ausschließen.«
    »Das kann ich.« Mit einem Ruck stand Welthe auf, zog sein Sakko straff und machte einen Schritt auf die Couch zu. Über seine Schläfen liefen dünne Schweißrinnsale. »Von unseren Ermittlern wurde noch kein einziger enttarnt, genauso, wie noch kein einziger vorzeitig eine Aktion abgebrochen hat. Und Denning wäre der Letzte, dem so etwas passieren würde. Das ist eine blinde Spur, der Sie da hinterherhecheln. Sie wollen mich auf eine falsche Fährte locken, das dulde ich nicht. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß, jetzt erwarte ich von Ihnen das Gleiche.« Er stand vor Patrizia, und sie wäre gern einen Meter von ihm weggerückt.
    »Die Wahrheit, Frau Roos«, sagte er. »Sonst müsste ich Sie wegen Behinderung von Ermittlungsarbeit vorläufig festnehmen lassen. Was mir unangenehm wäre, nach allem, was Ihnen zugestoßen ist.«
    »Sie lügen.« Patrizia kippte zur Seite, streckte die Beine aus, drehte ihm den Rücken zu und verbarg den Kopf unter der Decke. Welthe nahm eine Hand aus der Tasche und wollte etwas sagen. Doch seine Hand fuchtelte nur unsynchronisiert in der Luft herum.
    »Hat Denning Ihnen berichtet, wie die Wohnung von Mia Bischof aussieht?«, sagte Süden.
    »Er war nie dort. Wieso fragen Sie das? Sie trafen sich ausschließlich bei ihm. Falls wir von derselben Frau sprechen, was ich immer noch nicht glauben kann.«
    »Ihr Glaube wird Ihnen nicht helfen.«
    »Zur Sache, Süden.«
    »Die

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