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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Werdegang?«
    »Nein«, sagte Süden.
    »Nein. Woher auch? Ich will offen sein, und ich sage Ihnen gleich, ich erwarte von Ihnen eine Gegenleistung. Niemand wird von unserem Gespräch erfahren. Haben Sie das verstanden, Frau Roos? Ihnen muss ich das nicht erklären, Süden, Sie sind einer von uns, auch wenn Sie im Moment eher dienstfern tätig sind und ich, um ehrlich zu sein, die Arbeit von Detektiven eher weniger schätze. Das nur am Rand. Ich bin hergekommen, weil ich trotz allem glaube, dass Sie kein Trickser sind, Süden, und was Sie betrifft, Frau Roos, so bin ich gezwungen, Süden als eine Art Bürgen zu betrachten, der für Sie einsteht.«
    Er sah beide an. Süden erwiderte seinen Blick scheinbar gleichgültig. Patrizia starrte zur Decke und hatte nicht weniger Mühe, ihre Anspannung zu verbergen wie Süden. »Das absolut unerklärliche Verschwinden von Denning … Sein Echtname ist Grieg, also gut. Michael Grieg. Der Name spielt keine Rolle.«
    »Wie der berühmte Bäcker«, sagte Süden.
    »Welcher Bäcker?«, fragte Patrizia, um sich abzulenken.
    Welthe stockte in seiner Erzählung. »Ja, er … Wieso hab ich das gemacht? Ihnen den Namen verraten? Erklären Sie’s mir.«
    Süden schwieg. Welthe wirkte noch ernster, noch besorgter. »Mille … So nannten ihn seine Mitschüler und wir später auch … Er ist der Sohn des bekannten Alfons Grieg, der seit den sechziger Jahren eine Bäckerei und Konditorei an der Münchner Freiheit hatte. Eine Attraktion, dreißig verschiedene Eissorten, selbstgebackene Kuchen, italienischer Kaffee. Mille hatte andere Pläne. Zum großen Missfallen seines Vaters.
    Nach dem Abitur ging er nach Westberlin, er haute von zu Hause ab, um genauer zu sein. Was er dort getrieben hat, weiß ich nicht. Bei diesem Thema war er immer sehr verschlossen, aber nach seinen späteren Interessensgebieten zu schließen, hatte er Kontakte zu gewissen Milieus. Ich spreche von Drogen. Nach etwa zwei Jahren kehrte er nach München zurück, bewarb sich bei der Polizei, wurde genommen und landete bald im Gehobenen Dienst. Sie wissen, wovon ich spreche, Süden.«
    Er machte eine Pause, erhielt aber keine Reaktion. »In Gottes Namen, was ich Ihnen hier sage, geht Sie nichts an. Wieso tue ich das dann? Ich erwarte eine Gegenleistung von Ihnen. Ich erwarte, dass Sie mir eindeutige Hinweise liefern … Vielleicht würde es mir helfen, wenn Sie ab und zu etwas sagen würden, Süden. Ich komme mir vor wie in einer Vernehmung.«
    »Möchten Sie etwas trinken?«, sagte Süden wie in einer polizeilichen Vernehmung. Als würde der Verdächtige Anzeichen von Erschöpfung zeigen.
    »Bitte? Ja. Nicht jetzt. Danke. Ich bin … Was ich noch erzählen wollte: Nach seiner Rückkehr nach München meldete sich Mille, nennen wir ihn weiter Denning, um dienstlich zu bleiben … er meldete sich nicht bei seinen Eltern. Er war weggegangen, ohne es ihnen zu sagen, und hatte sie nur einmal kurz aus Berlin angerufen. Die Eltern waren natürlich enorm beunruhigt, auch wütend. Er teilte ihnen mit, er würde sich einen Job in der geteilten Stadt suchen und vorerst dort leben. Tat er nicht. Er kam zurück und ging zur Polizei, und seine Eltern dachten, er wäre immer noch in Berlin. Er führte also so was wie ein Doppelleben. Ich weiß nicht mehr, wann genau er ihnen schließlich die Wahrheit sagte. Lang nach Beendigung seiner Ausbildung, ich glaube, erst kurz vor seinem Wechsel ins K84.
    Ein ebenso eigenwilliger wie herausragender Mann und als Kriminalist und Fahnder einer unserer besten. Ich habe ihn seinerzeit ins LKA geholt. Dank seiner Erfahrungen im Rauschgiftdezernat setzten wir ihn bald als verdeckten Ermittler im Milieu ein. Wie ich schon angedeutet habe, bin ich überzeugt, dass er bei seinem Aufenthalt in Berlin seine Erfahrungen in der Szene machte, vor allem im Zusammenhang mit Beschaffungskriminalität.
    Vor ungefähr zwanzig Jahren hatten wir mit ihm unseren größten Erfolg im Milieu, er hat sein Leben dafür aufs Spiel gesetzt, anders kann ich das nicht nennen. Er wurde schwer misshandelt, gefoltert, seine Finger wurden ihm gebrochen, weil die Gegenseite ihm nicht traute. Aber er setzte sich durch, er überzeugte alle, er ließ sich nicht einschüchtern. Aufgrund seiner durchaus seltsamen Beziehungen, die er immer hatte, gelang es uns, einen europaweit agierenden Menschenhändlerring zu zerschlagen. Drei Zuhälter und vier Hauptverantwortliche konnten verhaftet und verurteilt werden, zwei von ihnen wegen

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