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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Wohnung ist eine Heimstatt rechter Gesinnung.«
    »Waren Sie drin?«
    Süden schwieg.
    »Sie waren in Mia Bischofs Wohnung? Gemeinsam mit ihr?«
    Süden schwieg.
    »Wenn Sie Fotos gemacht haben, sind es Beweisstücke, und sie gehören nicht Ihnen, sondern uns.«
    »Ich habe keine Fotos. Ich war nur dort.«
    Welthe nestelte an seiner Brille, schüttelte den Kopf. »Für die Märchenstunde ist es noch zu früh. Wenn Sie in der Wohnung waren und es sind Dinge dort, die die Mieterin als rechte Parteigängerin entlarven, haben Sie natürlich alles fotografiert. Sie sind doch kein Anfänger.«
    »Ich besitze keinen Fotoapparat«, sagte Süden. »Ich hatte auch nicht mit so etwas gerechnet.«
    »Was wollten Sie dann dort?«
    »Ich wollte mir ein Bild machen.«
    »Ein Bild ohne Fotoapparat.«
    »Unbedingt.«
    »Geben Sie mir die Fotos.«
    »Gehen Sie in die Wohnung und machen Sie sich Ihr eigenes Bild.«
    »Ich habe keine Befugnis. Und ich werde garantiert keine richterliche Genehmigung für eine Durchsuchung kriegen. Außer Sie zeigen mir, was da ist.«
    »Sie sollten ihm vertrauen«, sagte Patrizia mit dem Rücken zu Welthe. »Er und niemand sonst wird Ihren Freund zurückbringen.«
    »Sie lassen mich auflaufen.« Welthe wandte sich an Süden, überlegte, einen Schritt zu machen, blieb stehen. »Ein Anruf, und die Kollegen holen Sie ab. Konfiszieren Ihren Computer, Ihr Handy, Ihren Fotoapparat. Sie gefährden unsere Ermittlungen, kein Problem, eine richterliche Genehmigung zu bekommen. Welche Möglichkeiten gäbe es stattdessen? Kooperation. Mein Angebot von Anfang an. Die Lage ist niederschmetternd, vor allem für mich, ich gebe es zu, und Sie haben gehört, was ich Ihnen alles erzählt habe. Wo ist Siegfried Denning? Welche handfesten Beweise können Sie mir geben, die mir helfen, die Aktion vorübergehend auch ohne Denning weiterzuführen?«
    Süden ging zum Tisch, über dem die Lampe mit dem blauen Schirm brannte. »Heute kann ich Ihnen nichts geben«, sagte er. »Aber ich kann Ihnen etwas zeigen.« Welthe zögerte, wischte sich übers Gesicht, warf der reglos daliegenden Patrizia einen Blick zu und folgte Süden zum Tisch.
    »Wenn jemand in meiner Behörde erfährt, dass ich hier bin und Vertraulichkeiten ausplaudere, kann ich gleich in Ihrer Detektei anheuern.«
    Süden zog sein Handy aus der Tasche und öffnete das Archiv. »Ich zeige Ihnen fünf Aufnahmen, die bisher nur in dieser Form existieren. Sie sagen niemandem etwas davon. Ich verfolge eine Spur, und wenn ich bis morgen Abend keine konkreten Hinweise habe, wo Denning sich aufhalten könnte, besprechen wir gemeinsam, was mit den Fotos passiert.« Er hielt das Telefon in den Schein der Lampe und tippte nacheinander auf fünf Bilder aus der Wohnung in der Winthirstraße. Welthe hatte die Brille abgenommen, er spitzte die Lippen und nickte. Dann steckte Süden das Handy wieder ein.
    »Sie haben mich schon wieder angelogen.« Welthe setzte die Brille auf und schloss für einen Moment die Augen. »Die Fotos existieren nicht nur auf Ihrem Handy, Sie haben sie auch auf einen Stick geladen.«
    Süden schwieg. Welthe steckte wieder die Hände in die Sakkotaschen und sah Süden geduldig an. Auf der Couch drehte Patrizia sich zu den beiden Männern um.
    Nach einem langen Schweigen sagte Süden: »Ja.«
    Welthe streckte die Hand aus, Innenfläche nach oben. Eine ganze Weile stand er so da, bis er einsehen musste, dass er mit leeren Händen nach Hause gehen würde.

28
    S ie stand vor der geschlossenen Balkontür in Kreutzers Wohnung und blickte in den schwarzen Hinterhof. In der linken Hand hielt sie eine Untertasse mit kleinen Aschehäufchen darauf, in der rechten eine Zigarette. In einer Schublade im Wohnzimmer hatte sie zwei versiegelte Schachteln Zigarillos entdeckt und sich wieder gewundert, dass sie Leo nie hatte rauchen sehen. Wenn sie sich nicht falsch erinnerte, hatte sie ihn irgendwann gefragt, ob er rauchen würde. Seine Antwort war ihr entfallen. Auch konnte sie sich nicht daran erinnern, ob es nach Rauch gerochen, geschweige denn daran, dass Leo einen Zigarillo geraucht hatte, als sie das letzte Mal in dieser Wohnung gewesen war.
    Während Edith Liebergesell tief inhalierte und die Kippe dann im Aschenbecher ausdrückte, fragte sie sich, wieso Leo sein kleines Laster verheimlicht hatte.
    (Er hatte es getan, weil er sich vor seiner toten Ehefrau schämte, und das ging nur die beiden etwas an.)
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, wo die in Leder gebundene

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