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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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sonst wäre die Frau längst verhaftet worden.«
    »Nein.«
    Süden schwieg.
    »Ja, wollte ich sagen. Ich habe die Informationen nicht weitergegeben. Noch nicht. Der Bericht liegt in meinem Zimmer, sämtliche Details stehen drin, ich schicke ihn heute Nacht ab, nachdem ich etwas erledigt habe.«
    Süden schwieg.
    »Reden Sie mit mir.«
    »Sie besitzen die gleichen Fotos wie ich«, sagte Süden.
    »Ich habe keine Fotos von dem Apartment. Ich war am Sonntag, bevor ich mich abgesetzt habe, zum ersten Mal dort. Ich kannte das Ausmaß nicht.«
    »Überlassen Sie das Lügen mir.«
    »Mia kam immer nur in meine Wohnung, sie wollte nicht, dass ich sie besuche. Ich habe kein Foto von ihr, sie hat keines von mir. Darauf habe ich geachtet. Woher haben Sie mein Foto?«
    »Ich habe keins.«
    »Sie suchen einen Menschen, von dem Sie kein Foto haben?«
    Die Bemerkung kannte Süden schon. »Mal eine neue Herausforderung.« Wieder berührte er mit der linken Hand sachte die Rinde des Baumes.
    »Ich dachte, sie wäre nicht schuldig.«
    Süden war so verblüfft, dass er den Rücken an den Baumstamm lehnte, einen Moment lang.
    »Ich weiß, in welchen Kreisen sie sich bewegt«, sagte Denning. »Deswegen war ich da: die Kontakte kennenzulernen, die Leute zuzuordnen. Ich fuhr Taxi für sie, ich hörte mir die Sprüche der Burschenschaftler an, der Kameradschaftsführer, die zum See rausfuhren, wo sie mit Mias Vater Aktionen planten.«
    »Sie reden sich etwas ein, Denning.«
    »Ich wusste, dass sie rechts denkt. Ich hatte herausgefunden, dass sie versucht, Mütter und andere Frauen zu infiltrieren. Dass sie Frauengruppen gründet und Kinder betreut, um ihnen zwielichtige Lieder beizubringen. Schwer zu beweisen, dass es sich um rechtsradikales Gedankengut handelt. Ich war Stammgast im Bergstüberl, sie fingen an, mir zu vertrauen. Nachts lag ich oft im Bett und wunderte mich, wie einfach es war, menschenunwürdige Sätze auszusprechen, auch öffentlich, in meinem Taxi. Fahrgäste pflichteten mir stürmisch bei.
    An manchen Tagen hatte ich den Eindruck, in der Stadt sind nur Menschen unterwegs, die alles dafür tun würden, Ausländer auszuweisen, die komplette Parteienlandschaft in die Luft zu sprengen und die ihrer Meinung nach wahren Volksvertreter an die Macht zu bringen. Eine raumorientierte Volkswirtschaft, wie früher, alles kein Problem. Ich machte meine Arbeit, nichts Besonderes. Als Verdeckter habe ich früher gedealt, Nutten verprügelt, Waffen getragen. Ist natürlich nicht erlaubt, auch für mich nicht, aber wie soll es sonst gehen? Der Zweck heiligt alle Mittel. Bei unserer Arbeit stimmt der Satz wie nirgendwo sonst.«
    Er sah Süden an, der den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen hatte. Sein Hinterkopf berührte den Baumstamm. »Ich war weit. Ich hatte viele Namen, ich konnte beweisen, dass die Gruppe um Lothar Geiger in Starnberg mit verurteilten Rechtsradikalen in engem Kontakt steht, sie gehen sogar gemeinsam ins Fußballstadion. Ich kann Ihnen nicht erklären, wieso der Verfassungsschutz schon so lange zuschaut. Sie trauen sich nicht, die Kollegen. Genauso wenig, wie sie es schaffen, die Partei zu verbieten, die ihren Mantel über alle hält, Ideologen, Schläger, Terroristen.
    Solange die Partei existiert, werden sich Zellen und Kameradschaften bilden, und einige von denen werden Anschläge verüben und Menschen töten. Und die Partei ist unmittelbar dafür verantwortlich. Wieso duldet der Staat dieses System?« Er verstummte. Süden öffnete die Augen. »Der Staat bezahlt die Helfershelfer, das wissen Sie, er nennt sie V-Leute und behauptet, sie wären notwendig. Ich habe keine Zeit mehr für so etwas.«
    »Mia Bischof hat Sie an der Nase herumgeführt«, sagte Süden.
    »Ich habe einen Fehler gemacht, und ich kann ihn nicht erklären.«
    Wieder vergingen Minuten in Schweigen. Äste knisterten im Wind, ein Hund bellte. Dann ertönte eine Kinderstimme. »Fanny! Fanny! Komm doch wieder!«
    Die beiden Männer bewegten sich nicht von der Stelle. Aus der Ferne hätte man sie für Duellanten halten können, die ihre Pistolen vergessen hatten. Oder die Waffen voreinander verbargen.
    »Zwei Männer stehen im Wald und politisieren«, sagte Denning mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Der Fehler war, dass Sie Mia Bischof zu nahegekommen sind.«
    »Ja.«
    »Nicht schwer zu erklären, Sie haben sich verliebt.«
    »Eine Schande.«
    »Deswegen haben Sie sich eine Auszeit genommen.«
    »Nein.«
    »Sie waren zum ersten Mal in

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