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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Fragen beantworten«, sagte der Hotelier. Aus einem Adressbuch auf seinem Schreibtisch schrieb er die Telefonnummer des Taxiunternehmers ab und gab den Zettel Erbmaier, obwohl Hechsner schon die Hand ausstreckte.
    »Ruf du an«, sagte Erbmaier. Hechsner zog sein Handy aus der Tasche. Sein Kollege diktierte ihm die Nummer, es klingelte am anderen Ende.
    »Polizeiobermeister Hechsner, PI Starnberg, guten Morgen. Sprech ich mit Herrn Volland? Hören Sie zu. Sie haben heut Nacht eine Frau vom Hotel Geiger nach München gefahren. Wo haben Sie die abgesetzt? Ich brauch die genaue Uhrzeit.« Er hörte zu, bemüht, Geiger mit keinem Blick zu streifen. »Ist das sicher? Es geht hier wahrscheinlich um eine Vermisstensache. Kann sein, dass die Kripo Sie vernehmen muss. Exakte Angaben, bitte, Herr Volland. Ja … Dann reicht das fürs Erste. Die Sache ist aber noch nicht zu Ende. Wiederhören.«
    Er steckte das Handy ein. »Alles klar«, sagte er zu seinem Kollegen. Gegenüber Geiger versuchte er, so dienstlich wie möglich zu klingen. »Wie es ausschaut, stimmen die Angaben Ihrer Tochter. Der Taxler hat die Frau vor ihrer Wohnung in der Unteren Weidenstraße in München rausgelassen, anschließend ist er nach Starnberg zurückgefahren.«
    »Also ist sie gut daheim angekommen«, sagte Geiger. »Wie kann ich Ihnen noch helfen?«
    »Fürs Erste passt’s, danke.« Hechsner sah seinen Kollegen an und nickte zur Tür. Offensichtlich hatte er den Eindruck, nicht ernsthaft genug behandelt worden zu sein.
    »Lassen Sie die Tür auf«, sagte Geiger. Für die beiden Polizisten hatte er nichts als Verachtung übrig.
    »Was ist los mit dir?«, sagte Erbmaier auf der Treppe. »Die schaut doch ganz nett aus, die Braut.«
    »Ist das ein Nazi, der Typ?«
    »Spinnst du, das ist ein Bekannter von Rolofs. Der ist doch kein Nazi.«
    »Der Typ auf dem Bild war ein Nazi«, sagte Hechsner.
    »Wegen der Uniform? Glaub ich nicht. Viel wichtiger ist: Wenn der Taxifahrer die Frau nach Hause gebracht hat, was ist dann mit der passiert?«
    »Er hat ihr sogar eine Quittung gegeben, sagt er, aus seinem Rechnungscomputer im Taxi, das ist nachprüfbar, also ein echter Beweis. Ich sag den Kollegen in München Bescheid, das geht jetzt zur Kripo.«
    »Ich fand die Zöpfe von der Braut echt erotisch«, sagte Erbmaier.
    »Du bist brutal am Ende.« Hechsner schüttelte den Kopf und grüßte im Vorübergehen die Rezeptionistin, die ihn nicht beachtete und weitertelefonierte.

    Sie ließ den Morgenmantel auf den Boden gleiten und legte sich nackt ins Bett. Ihr war kalt, ihr war schlecht. Sie erinnerte sich schon nicht mehr an die Gesichter der beiden Männer in ihren lächerlichen Uniformen. Frauen sahen darin noch peinlicher aus. In ihrer Redaktion hatten sie immer wieder Glossen über diese beige-graue Mode geschrieben. Von vielen Lesern ernteten sie dafür Beifall und aus dem Polizeipräsidium jedes Mal eine Rüge, die alle amüsierte.
    Sie lag auf der Seite, mit angewinkelten Beinen, die Hände hinter dem Kopf, und hatte Bilder aus ihrem Alltag vor Augen, von ihren Kollegen, von den Diskussionen am runden Tisch. Kein Bild von Patrizia Roos.
    Die Dinge, dachte sie, waren einfach, wenn man sie akzeptiert hatte. Für Mia Bischof ging das Leben weiter. Was in der Nacht geschehen war, lag hinter der Nacht verborgen, und da gehörte es auch hin. Keine Nachsichtigkeiten mehr. Wen interessierte es morgen noch, was einer betrunkenen Frau zugestoßen war? In Mias Augen hatte Patrizia Roos den Fehler ihres Lebens begangen, und dafür musste sie die Rechnung bezahlen. Niemals hätte sie ihr hinterherspionieren, niemals das Hotel betreten, niemals eigenmächtig handeln dürfen.
    Natürlich wussten Edith Liebergesell und Süden über die Aktion ihrer Kollegin Bescheid, aber sie hatten keinen Kontakt und keine Ahnung, andernfalls wäre der Abend anders verlaufen.
    Durch das gekippte Fenster war das Klatschen der Seewellen zu hören, ferne Stimmen von Menschen, Verkehrsgeräusche. Ihr Vater hatte gesagt, als er sie weckte, es sei kurz nach acht. Vielleicht war es inzwischen neun oder zehn. Das passierte häufig, dass ihr die Zeit abhandenkam. Deswegen war sie in der Arbeit perfekt organisiert und hasste es, wenn jemand zu einer Dienstbesprechung oder einem Termin außer Haus zu spät erschien. Termine stellten für sie ein einzigartiges, lebensnotwendiges, alles regulierendes Koordinatensystem dar. Aber der Samstag war ein weißes Land.
    Sie drehte sich auf den Rücken, lag eine

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