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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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was. Die Tochter steckt da mit drin, und ich bin hundertpro sicher, dass die alle ein falsches Spiel spielen. Die spielen mit uns, die haben mich zusammengehauen, so ein dürrer Schlägertyp, das glaubst du nicht. Und die Tochter, Mia, Mia heißt die. Die hat so ein Kinderplakat in ihrem Zimmer hängen. Und der Vater, der Vater von der ist umzingelt von alten Büchern und Gemälden. Der ist gefährlich, der Mann, der ist der Führer, das schwör ich dir, der führt die alle. Und die Tochter macht da mit, die machen alle da mit. Ich konnt dich nicht früher anrufen, das wär zu riskant gewesen, das weißt du. Gut, dass ich hingefahren bin, das war eine kluge Idee von dir. Jetzt ist mir grad etwas merkwürdig, könnten Sie bitte etwas langsamer fahren? Herr Fahrer, bitte etwas langsamer! Pass auf, Edith, wenn ich daheim bin, ruf ich dich noch mal an, ich muss jetzt mal Pause machen, ich kann nicht mehr. Bis gleich, ich rühr mich dann bei dir, hoffentlich schläfst du dann noch nicht. Warte! Hast du was aus dem Krankenhaus gehört, wie geht’s Leo? Morgen besuchen wir ihn alle zusammen, du und Süden und … Mir ist nicht gut.«
    Das Handy glitt ihr aus der Hand und fiel neben ihre Füße. Sie umklammerte die Plastikflasche, wollte noch einen Schluck trinken und schaffte es nicht. Die Flasche war zu schwer. Patrizia sackte auf ihrem Platz hinter dem Beifahrersitz zusammen und fiel in einen bleiernen Schlaf.
    Als der Taxifahrer in der Unteren Weidenstraße anhielt, war Patrizia zur Seite gekippt und gab keinen Laut von sich. Der kleine Computer am Armaturenbrett surrte. Der Fahrer, dessen Handschuhe Patrizia nicht aufgefallen waren, druckte die Rechnung aus, beugte sich nach hinten und stopfte ihr den Zettel in die Hosentasche. Dann fingerte er auf dem Boden nach dem Handy und hob es auf. Wie er vermutet hatte, war es nicht eingeschaltet. Patrizia hatte nach dem Einsteigen einfach drauflos geplappert.
    Der Fahrer schaltete Motor und Scheinwerfer aus und wartete. Kein Mensch war unterwegs. Das Taxi stand in einer unbeleuchteten Einfahrt, unweit der Gaststätte »Zum Brandner Kaspar«, die bereits geschlossen hatte. Die Frage war, ob Patrizia innerhalb der nächsten fünf Minuten aufwachen würde.

25
    S üden und Edith Liebergesell warteten vor dem Haus. Gegenüber blockierten ein Streifenwagen und ein Kombi mit dem Werbeaufkleber eines Schlüsseldienstes die Einfahrt zu einem fünfstöckigen renovierten Bürogebäude. In der schmalen Einbahnstraße fuhren ständig Autos, kein Parkplatz war mehr frei an diesem Samstagvormittag. Quer auf dem Bürgersteig, zwei Meter von den Detektiven entfernt, stand ein zweiter Streifenwagen, in dem ein junger Beamter saß und mit mürrischer Langeweile die beiden Personen vor der Haustür beobachtete. Die Frau ging ständig auf und ab und rauchte, der Mann lehnte an der Hauswand, den Kopf im Nacken, mit geschlossenen Augen. Soviel der Polizist mitgekriegt hatte, hatten sie es diesem Mann an der Wand zu verdanken, dass sie hier herumstehen und in eine fremde Wohnung eindringen mussten. Deren Mieterin war angeblich verschwunden. Der nachlässig rasierte Mann mit den längeren Haaren und den grünen Augen war, wie der junge Polizist erfahren hatte, ein ehemaliger Kollege von der Kripo, der sich heute als Detektiv verdingte.
    Tatsächlich hatte Süden seine alten Kontakte zur Vermisstenstelle ausgespielt, um die Polizeiinspektion, die von den Starnberger Kollegen nach deren Befragung im Hofhotel Geiger informiert worden war, zu weiteren Ermittlungen zu bewegen. Zuvor war Edith Liebergesell mit ihren Bemühungen gescheitert. Warum Patrizia Roos sich noch nicht gemeldet hatte, konnte eine Menge Gründe haben, meinte Polizeihauptmeister Jordan. Am Naheliegendsten sei, dass sie im Zuge ihres Undercover-Einsatzes noch keine Gelegenheit dazu gehabt habe. Unabhängig davon, dass der Polizist solche Einsätze auf eigene Faust – wie überhaupt das gesamte Detektivgewerbe – für unausgesprochen idiotisch hielt, hatte Süden Verständnis für die Skepsis seiner Ex-Kollegen.
    Hinweise auf ungewöhnliche, womöglich lebensbedrohende Umstände existierten nicht – außer Süden hätte die noch ungeklärten Verbindungen zur rechtsradikalen Szene erwähnt, was er aber so lange wie möglich vermeiden wollte. Die Detektei stand schon hell genug unter Beobachtung übergeordneter Abteilungen.
    Nachdem Süden mehrfach versichert hatte, er würde den Schlüsseldienst aus eigener Tasche bezahlen, die

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